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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Melodunum – Melos

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Melodrama'

die Musik. Diese fanden großen Beifall und riefen viele Nachahmungen hervor, z. B. Reichardts «Ino» und «Kephalus und Pocris», Neefes «Sophonisbe» und Abt Voglers «Lampedo». Das Wesen des eigentlichen M. wurde auch auf nichtdramat. Dichtungen übertragen, indem z. B. Schillers «Taucher» mit der begleitenden Komposition Rombergs, und Friedrich Hebbels «Haideknabe» mit Rob. Schumanns Musik deklamiert werden; ähnlich ist die Sinfonie «Die Wüste» von Félicien David bebandelt.

Melodunum, der lat. Name von Melun.

Meloë, s. Maiwurm.

Melograph (grch.), eine Maschine, die, am Klavier angebracht, freie Phantasien oder Improvisationen selbstthätig zu Papier bringt. Die vielen Erfindungen dieser Art haben wenig Erfolg gehabt.

Melolóntha, s. Maikäfer.

Melolonthin, C5H12N2SO3, ein in den Maikäfern enthaltenes, seidenglänzende Krystalle bildendes Alkaloid.

Melone (Cucumis Melo L.), nach der griech. Insel Melos benannt und im südl. Asien heimisch, gehört zur Gattung Cucumis (s. d.). Von der Gurke unterscheidet sie sich durch die erst bei der Reife genießbaren, saftigen, süßen, eigentümlich gewürzten Früchte. Die Pflanze ist einjährig und wird bei uns meist in Mistbeeten gezogen. Im Freien erlangen die Früchte ihre Reife nur in sehr geschützten warmen Lagen und in heißen trocknen Sommern. Die Pflanzen sind sehr empfindlich gegen kühle Temperatur, Regen oder sonstige Feuchtigkeit in der Luft. Zur Aussaat wählt man lieber einige Jahre alten als frischen Samen, weil der Fruchtansatz bei den daraus gezogenen Samen besser ist. Die große Menge der kultivierten Sorten zerfällt in drei Hauptformen:

  • 1) Kantalupen, mit gerippten oder gerieften Früchten, deren Schale glatt oder warzig sein kann.
  • 2) Netzmelonen, deren Früchte nicht gerippt, sondern eben sind, aber eine warzige, netzartig zerrissene Schale haben.
  • 3) Glatte M., deren Schale weder Rippen noch warzige Unebenheiten zeigt. Nach der Farbe des Fleisches unterscheidet man: rotfleischige (am häufigsten), gelbfleischige, grünfleischige und weißfleischige.

Die M. werden besonders in wärmern Gegenden wegen ihrer erfrischenden und kühlenden Eigenschaft allgemein gegessen. Man genießt das von der Schale befreite Fleisch für sich oder mit Zucker, auch mit Cognac, selbst mit etwas Pfeffer oder Ingwer.

Empfehlenswerte Sorten sind:

  • 1) Kantalupen: gelbe, Prescotts, Victoria-, Orangen-, Silber-, Konsul-Schiller-Kantalupe, Pariser Cantaloupe (s. Tafel: Gemüse IV, Fig. 8).
  • 2) Netzmelonen: Berliner (Fig. 7), griechische, grünfleischige weiße, rotfleischige, Golden-Gem-Netzmelone.
  • 3) Glatte M.: Goliath, kleine Cbito, Honfleur, Malta, amerik. Klettermelone.

Die Wassermelone, Citrullengurke, Arbuse oder Angurie, Cucumis citrullus L. (Citrullus vulgaris Schrad. oder edulis Sp.), ist noch anspruchsvoller in Bezug auf Wärme als die M., sie gedeiht deshalb in Deutschland im Freien nicht mehr. Wegen ihres geringen Fruchtansatzes lohnt ihre Kultur auch im Mistbeet nicht. Die Früchte sind kugelrund, glatt, sehr groß, und enthalten unter der schwarzgrünen Schale ein rotes, oder auch helleres, bisweilen gelbes Fleisch und braune oder schwarze Samen. Das bei uns fade Fleisch wird in wärmern ↔ Ländern, in Ungarn, Südrußland, Südeuropa, Nordafrika, wo die Pflanze sehr gut gedeiht, sehr saftig und gewährt den Bewohnern eine beliebte Erfrischung. Dort werden die Früchte von allen Volksklassen in Menge genossen. Die besten Sorten sind: amerik., griech. Riesen-, ital. schwarze Wassermelone.

Melonenbaum, s. Carica.

Melonenkaktus, s. Melocactus.

Melonenkürbis, s. Kürbis.

Melophăgus, s. Schaffliege.

Melophon (grch.), ein Schnarrpfeifenwerk in Guitarrenform von lautem, harmoniumartigem Klange. Im Guitarrenkorpus liegt der Blasbalg, der durch eine mit der Hand heraus und hinein zu schiebende Zugstange bewegt wird. Der Wind gelangt zu durchschlagenden Zungenpfeifen, deren Klappen durch Druck der Finger auf eng nebeneinander im Griffbrett der scheinbaren Guitarre eingelassene Knöpfe geöffnet werden. Die Erfindung wurde in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts in Frankreich gemacht, hat sich aber nicht als praktisch bewährt. Das M. gehört seinem Wesen nach zur Gruppe der Ziehharmonika.

Meloplastik (grch.), künstliche Wangenbildung.

Melopsittăcus, s. Wellenpapagei.

Melorĭa, Sandinsel mit Leuchtturm im Ligurischen Meer, 6 km von Livorno. Hier siegte 3. Mai 1241 König Enzio (s. d.) über die Flotte Genuas, welche zahlreiche Prälaten nach Rom zu dem von Kaiser Friedrich II. verbotenen Konzil bringen sollte. Am 2. April 1284 wurde hier die Flotte der Pisaner und damit deren Seemacht für immer durch die Genuesen unter Oberto Doria vernichtet.

Melos, jetzt Milos, die westlichste Insel der südl. Cykladen, bildet mit den Nachbarinseln Kimolos, Siphnos, Pholegandros und Sikinos eine zum griech. Nomos der Cykladen gehörige Eparchie, deren Gesamtbevölkerung (1889) 12147 Seelen beträgt. M. allein hat (nach Strelbitskij) 147,7 qkm und 4959 E., die sich fast alle zur griech. Kirche bekennen. Sie hat an der Nordküste eine tief eindringende Bucht, die den geräumigsten Hafen im ganzen Archipel bildet. Durch denselben wird die Insel in einen gebirgigen westl. und einen flachern östl. Teil geschieden, die nur durch einen schmalen Isthmus zusammenhängen. In ersterm erhebt sich der aus Quarzit bestehende Hagios Ilias zu 773 m. Vulkanische Gesteine und heiße Quellen treten an mehrern Stellen auf. Ausgeführt werden Schwefel, Mühlsteine, Wolle, Ziegenkäse, Weizen und etwas Wein von geringer Güte. Von der alten Hauptstadt M. sind noch Überreste der Ringmauern, eines aus Marmor erbauten Theaters, in dessen Nähe 8. April 1820 von einem griech. Bauer die jetzt im Louvre in Paris befindliche Aphrodite (s.Tafel: Aphrodite von Melos [Venus von Milo], beim Artikel Aphrodite) gefunden wurde, eines Tempels in korinth. Stil und zahlreiche, in den Tuffboden eingeschnittene Gräber erhalten; sie lag am nordöstl. Ende der großen Hafenbucht; oberhalb derselben liegt auf einem steilen Felsbügel der jetzige Hauptort der Insel Plaka oder Kastro Plaka mit (1889) 1007E. – Die ältesten Bewohner der Insel waren Phönizier; später wanderten von Lakonien aus Minyer und Dorier ein. Die Melier hielten stets zu Sparta. Bei Salamis (480 v. Chr.) fochten ihre Schiffe auf griech. Seite, 416 v. Chr. eroberten die Athener die Insel, rotteten die alte Bevölkerung aus und führten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 758.