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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mennigepflaster – Mensch

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mennige'

Kesseldeckeln sowie als Farbe (als Wasser- wie als Ölfarbe und Rostschutzmittel); auch wird das Mennigepflaster (s. d.) damit hergestellt. Sie wird mit Ziegelmehl nicht selten verfälscht, dient ihrerseits wieder als Verfälschungsmittel des Zinnobers und unterliegt in der Anwendung denselben Vorsichtsmaßregeln wie andere Bleiverbindungen, deren giftige Eigenschaften sie teilt. Durch Behandeln der M. mit Salpetersäure erhält man das braune Bleisuperoxyd, das bei der Herstellung der Zündrequisiten in großer Menge Anwendung findet. Im Großhandel kosten (1896) 100 kg 30 M.

Mennigepflaster, rotes (Emplastrum Minii rubrum), besteht aus je 100 Teilen Wachs und Talg und aus 100 Teilen Provenceröl nebst 100 Teilen Mennige, und ist mit 3 Teilen Kampfer versetzt. Jetzt ist das M. nicht mehr offizinell.

Menno, Simons, Stifter der Mennoniten oder Taufgesinnten (s. d.), geb. 1492 zu Witmarsum in Friesland, wurde 1516 Priester. Nachdem er erst gegen die fanatische Wiedertäuferei auch litterarisch angekämpft hatte, schloß er sich 1536 den Wiedertäufern an, wurde zu Leeuwarden getauft und Lehrer und Bischof in Groningen. Sein Hauptbestreben war, die Wiedertäufer in Deutschland und in den Niederlanden durch Ausschluß der schwärmerischen Elemente zu vereinigen und ihnen Duldung zu verschaffen. Zu diesem Zwecke durchwanderte er Holland und Norddeutschland, selbst Livland und Gottland; doch blieb Friesland sein eigentlicher Aufenthalt. Zuletzt ließ er sich in der Herrschaft Fresenburg bei Oldesloe im Holsteinischen nieder, wo er eine Druckerei zur Verbreitung seiner Schriften errichtete und 13. Jan. 1559 starb. In Witmarsum wurde ihm 1879 ein Denkmal errichtet. Seinen Lehrbegriff stellte er dar in dem «Fundamentbuch von dem rechten christl. Glauben» (1539). Die vielen Schriften M.s wurden von seinen Anhängern gesammelt (Amsterd. 1600 u. 1646; am vollständigsten ebd. 1681). – Vgl. die biogr. Schriften von Cramer (Amsterd. 1837); Brons, Ursprung der Taufgesinnten (2. Aufl., Norden 1891).

Mennoniten, s. Taufgesinnte.

Meno (ital.), weniger.

Menobranchus laterālis Say, s. Axolotl.

Menodonten, s. Symborodon.

Menologĭen (grch.), s. Acta Sanctorum.

Menominee (spr. -nih), Stadt, s. Marinette.

Menopause (grch.), die Zeit des Nachlassens der Menstruation (s. d.; vgl. Klimakterische Jahre).

Menopōma alleghaniense Harlan, s. Schlammteufel.

Menopomatĭdae, s. Riesenmolche.

Menopon pallĭdum Nitzsch, s. Pelzfresser.

Menorca oder Minorca (Balearis minor), die kleinere der Balearen (s. d.), zählt auf 760 qkm (1887) 39041 E. Die Insel hat, wie Mallorca (s. d.), im N. fast durchgehends hügeligen, im S. ebenen Boden, viele Buchten und Baien, ist weniger fruchtbar und wasserreich als jene, liefert auch Wein und Getreide, Honig, Kapern, Fische, Schafe, Ziegen, Schweine und sehr gute Kühe. Der Ackerbau ist vernachlässigt, ebenso die Industrie. Berühmt sind die Kalksteinhöhlen. (S. Tafel: Höhlen I, Fig. 1 u. 2.) Die Bewohner, Menorquines, stimmen mit denen von Mallorca fast völlig überein, sind aber im allgemeinen vorgeschrittener, die Frauen sind schön und graziös. M. ist interessant wegen der vielen Überreste kelt. Bauwerke. Es sind dies aus gehäuften ↔ Steinblöcken gebildete, bis 25 m hohe Pyramiden (Talayots), viele von Mauern kyklopischer Bauart umgeben oder länglich schiffartig gestaltet. Außerdem findet sich eine Menge ins Gestein gehauener Höhlen mit Schädeln und Tierknochen. Hauptstadt ist Mahón (s. d.), wichtig auch Ciudadela (s. d.).

Der Besitz der Insel ist namentlich wegen des Handels im Mittelländischen Meere wichtig; daher nahmen sie im Spanischen Erbfolgekriege 1708, angeblich für Karl III., die Engländer in Besitz, denen sie auch 1713 im Utrechter Frieden verblieb. 1756 eroberten sie die Franzosen. Im Frieden von 1763 kam sie wieder an England. Von den vereinigten franz.-span. Truppen wurde sie 1782 erobert und 1783 förmlich an Spanien abgetreten, 1798 wieder von den Engländern besetzt, im Frieden von Amiens 1802 aber an Spanien zurückgegeben.

Menorrhăgie (grch.), die allzu reichliche menstruale Blutung. (S. Menstruation.)

Menorrhöe (grch.), der Monatsfluß, die Menstruation (s. d.).

Menostāse (grch.), die krankhafte Unterdrückung der Menstruation.

Menotti, Ciro, ital. Patriot, geb. 23. Jan. 1798 zu Miglierina bei Carpi, war Industrieller und versuchte bei Ausbruch der Revolution im Febr. 1831 mit mehrern Mitverschworenen dem Herzog Franz IV. (s. d., Bd. 7, S. 133) von Modena die ital. Königskrone zu verschaffen. Der Herzog, der sich seiner eigenen Sicherheit wegen von den Verschwörern zurückgezogen hatte, ließ M. in Modena festnehmen und zum Galgen verurteilen, welches Urteil 26. Mai 1831 vollzogen wurde. Seit 1879 steht vor dem herzogl. Palast in Modena das Standbild M.s. – Vgl. Grandi, Ciro M. e i suoi compagni (Mail. 1880); Gnaitoli, Di Ciro M. e della rivoluzione di Modena del 1831 (Carpi 1890).

Mens (lat.), Sinn, Geist, Verstand.

Mensa (lat.), Tisch; M. Domini, Tisch des Herrn, Altar; M. gratuīta, Freitisch.

Mensăleh, Strandsee im östl. Nildelta, im O. des Damiettearms, nimmt die Wasser auf, welche ehemals der Mendesische, der Tanitische und der Pelusische Nil zum Meere führten, und bedeckt, durchschnittlich 1 m tief, zur Zeit der Nilschwelle 1200 qkm; zur Trockenzeit tauchen zahlreiche Inseln und Sandbänke hervor. An der Ostseite zieht der Sueskanal hin. Die Verpachtung der Fischerei bringt der Regierung eine jährliche Einnahme von 1½ Mill. Frs. Der M. bedeckt jetzt eine Landschaft, die im Altertum zu den fruchtbarsten Gegenden Ägyptens gehörte. Jetzt versucht man ihn wieder auszutrocknen. An der Einmündung des Bahr es-Soghir (des Mendesischen Arms) liegt die Stadt M. mit 8450 E.

Mensālgüter (vom lat. mensa, Tisch, Tafelgüter, Güter, deren Einkünfte zur Bestreitung der fürstl. oder bischöfl. Tafel verwendet werden.

Mensch (Homo sapiens L.), der höchstentwickelte lebende Organismus. 1) Naturgeschichtliches. Der M. ist nach dem anatom. Bau und den funktionellen Leistungen seiner Organe von den Wirbeltieren nicht abzutrennen, sondern er muß als auf der höchsten Stufe der Säugetiere stehend betrachtet werden. Die ihm in körperlicher Beziehung am nächsten stehenden Tiere sind die Affen und zwar besonders deren höchste Abteilung, die Anthropoiden oder Menschenaffen (s. d.). Mit ihnen hat er die Gesamtanlage der Organisation gemein; er unterscheidet sich von ihnen aber in der Bildung einzelner Organe, namentlich des Gehirns, und, hiervon abhängig, des Schädels, so-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 771.