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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mensual - Menthol

(s. d.); in der Chemie ist M. soviel wie Auflösungsmittel, da nach der Ansicht der Alchimisten eine vollkommene Auflösung einen philos. Monat (40 Tage) erfordern sollte.

Mensuāl (lat.), monatlich.

Mensūr (lat., «Maß»), der Abstand zweier Fechter beim Fechten. Man unterscheidet enge M., wenn die Klingen beider Gegner in den halben Stärken, mittlere, wenn sie in den halben Schwächen, weite, wenn sie in den ganzen Schwächen sich kreuzen oder binden. Während des Fechtens kann man die M. verengern durch Avancieren, durch Sprung oder Passade (s. d.), oder aber erweitern durch Retirieren. Bei fester M. darf die Stellung des hintern Fußes nicht verändert werden; bei beweglicher M. kann der Fechtende durch Vor- und Seitwärtsgehen mit beiden Füßen angreifen und beim Parieren ausweichen. In der studentischen Sprache heißt M. überhaupt soviel wie Zweikampf mit Korbschlägern oder Glocken.

Im Instrumentenbau ist M. das Maß der Pfeifen bei der Orgel und der Metall- oder Holzröhren bei Blasinstrumenten, nämlich das Verhältnis von Länge und Weite derselben. In der Musik des Mittelalters wurde durch M. der Notenwert oder das Taktmaß bezeichnet; es gab dreiteilige und zweiteilige M. oder Takte; der dreiteilige galt als der vollkommene, der zweiteilige als der unvollkommene Takt.

Mensurābel (lat.), meßbar.

Mensurālgesang oder Mensuralmusik ist gleichbedeutend mit Figuralmusik (s. d.).

Mensurālnote wird diejenige mittelalterliche, meist viereckig-längliche Note genannt, welche nicht bloß die Höhe, sondern auch den Zeitwert der Töne angiebt. Sie entstand mit der Ausbildung der Harmonie (13. Jahrh.) und behauptete sich im Druck bis gegen 1700; aus ihr wurden die heute üblichen runden und einfachern Notenzeichen abgeleitet.

Mensūra tempŏris (lat.), in der Musik, s. Brevis.

Mentăgra (lat.-grch.), Bartfinne, s. Bart.

Mentāl (lat.), auf das Kinn (mentum) oder auf den Geist (mens), das Innere, die Gedanken bezüglich.

Mentālreservation (lat. reservatio mentalis), jeder bei einer Erklärung in Gedanken gemachte Vorbehalt. Ein Rechtsgeschäft ist nichtig, wenn sich der Erklärende insgeheim vorbehält, das Erklärte nicht zu wollen. Derjenige, welchem gegenüber oder für welchen die Erklärung abgegeben ist, darf sich an das halten, was erklärt ist, und an den Sinn, welcher der Erklärung nach ihren Worten und in Verbindung mit dem, was vorher verhandelt worden ist, von jedem verständigen Menschen beigelegt wird. Die Erklärung ist nur nichtig, wenn sie einem andern gegenüber abzugeben ist und dieser den Vorbehalt kennt (Deutscher Entwurf, Reichstagsvorlage, §. 112). (S. Eid und Gedankenvorbehalt.)

Mentāna, Stadt in der ital. Provinz Rom mit (1881) 929 E., 21 km nordöstlich von Rom, geschichtlich bekannt durch die Niederlage Garibaldis 3. Nov. 1867 durch päpstl. Truppen und eine Abteilung franz. Infanterie, Jäger zu Fuß und zu Pferde. Er selbst wurde tags darauf auf der Eisenbahnstation Figline festgenommen und nach dem Fort Varignano bei La Spezia gebracht. Am 25. Nov. 1877 wurde hier ein Denkmal zu Ehren der gefallenen Garibaldianer errichtet.

Mente captus (lat.), des Verstandes beraubt, geistesabwesend.

Mentel, Johannes, gewöhnlich Mentelin genannt, erster Buchdrucker Straßburgs und einer der ersten Drucker überhaupt. In Schlettstadt geboren (um 1420), erwarb er 1447 in Straßburg als Gold- (d. h. Kunst-)schreiber das Bürgerrecht. Zugleich wird er als Notarius bezeichnet. Beziehungen zu Gutenberg während dessen Straßburger Periode sind vorauszusetzen, die volle Technik des Druckens aber hat er vermutlich in Mainz erlernt. Ende der fünfziger Jahre fing er in Straßburg an eigenständig zu drucken. Eine von ihm hergestellte lat. Bibel (die dritte in deren Reihe) trägt von der Hand des Rubrikators die handschriftlichen Jahreszahlen 1460 und 1461. Im Anfang soll er mit Heinr. Eggestein (s. d.) gemeinsam die Kunst ausgeübt haben, lange Zeit hat dies aber keinesfalls gedauert. Die Zahl seiner Drucke ist ansehnlich und betrifft namentlich viele sehr umfangreiche Werke, doch ist nur in drei Drucken sein Name genannt, zuerst in Augustinus’ Schrift «De doctrina christiana» (um 1465); handschriftlich ist er außerdem in einem Druck von 1463 genannt. Von seinen Verlagsartikeln haben sich drei Verzeichnisse erhalten. Er starb hochgeehrt und in großem Wohlstande 1478. Seine zwei Töchter waren an die Straßburger Drucker Adolf Rusch und Martin Schott verheiratet, von denen ersterer das Geschäft des Schwiegervaters fortsetzte. – Vgl. C. Schmidt, Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straßburg (Straßb. 1882).

Mentha L., Minze, Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit etwa 25 Arten, die aber sehr veränderlich sind, weshalb häufig gegen 100 Arten und darüber aufgezählt werden. Sie finden sich vorzugsweise in der nördlichen gemäßigten Zone, doch kommen auch einige auf der südl. Halbkugel und in den Tropen vor. Es sind krautartige Gewächse mit dicht stehenden zu Ähren vereinigten Blütenquirlen. Sie enthalten alle starkriechende ätherische Öle, weshalb verschiedene Arten offizinell sind und technisch verwendet werden. Am bekanntesten ist die Pfefferminze, M. piperita L. (s. Tafel: Labiatifloren, Fig. 5), in England und Südeuropa wild; die ganze Pflanze besitzt den starken, charakteristischen Pfefferminzölgeruch. Sie wird in manchen Gegenden Süddeutschlands, wie besonders in einigen Staaten Nordamerikas, z. B. Michigan und Neuyork, sowie in England im großen angebaut, da das aus ihr gewonnene Öl zur Herstellung von Liqueuren, zu den Pfefferminzzeltchen oder -Kuchen (Rotulae menthae piperitae) sowie zu Arzneimitteln verwendet wird. Auch die in Deutschland häufig wild wachsende Krauseminze, M. crispa L., ist offizinell. Aus ihr gewinnt man das Krauseminzöl, das weniger benutzt wird als das Öl der Pfefferminze. Von andern Arten war der Polei, M. pulegium L. (Pulegium vulgare Mill.), eine an Gräben, Flußufern u. dgl. häufig wachsende Pflanze, offizinell.

Menthakampfer und Menthēn, s. Menthol.

Menthōl, Menthakampfer, Pfefferminzölkampfer, der Hauptbestandteil des Pfefferminzöls (aus Mentha piperita L.), aus dem es sich bei starkem Abkühlen als farblose Krystallmasse ausscheidet. Es hat die Zusammensetzung C₁₀H₂₀O und ist als Oxyhexahydroparacymol,

CH₃·C₆H₉(OH)·C₃H₇,

aufzufassen. M. riecht pfefferminzähnlich, schmilzt bei 42° und siedet bei 212°. Mit Säuren bildet es