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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mentholin - Menyanthes

Ester; bei der Destillation mit Phosphorsäureanhydrid entsteht Menthen, C10H18 ^[C<sub>10</sub>H<sub>18</sub>], durch Oxydation mit Chromsäure ein ketonartiger Körper, das Menthon, C10H18O ^[C<sub>10</sub>H<sub>18</sub>O]. M. wird wie der gewöhnliche Kampfer angewendet und als schmerzvertreibendes Mittel bei Migräne (Mentholstifte, Migränestifte, Nervenkrystall), Zahnschmerzen und zu Einreibungen gebraucht.

Mentholīn, ein Schnupfpulver gegen Schnupfen u. s. w., ist ein Gemisch aus Milchzucker, gebranntem Kaffee und Menthol. Häufig enthält es auch Borsäure und bisweilen etwas Cocaïn.

Menthōn, s. Menthol.

Mentōne (ital.), Menton (frz., spr. mangtóng), Seestadt im franz. Depart. Alpes-Maritimes, Arondissement Nizza, 21 km von dieser Stadt an der ital. Grenze und 9,25 km jenseit von Monaco, durch die Cornichebahn mit Genua und Toulon verbunden, erhebt sich amphitheatralisch an zwei von Citronen- und Orangenanlagen beschatteten Buchten, welche durch eine mächtige Wand der Seealpen vor rauhen Winden geschützt sind. Der Ort hat in seinem obern alten Teile enge Gassen, düstere Arkaden und alte Festungsmauern, während der neue Stadtteil längs des Ufers aus schönen Straften, Gärten und etwa 300 Landhäusern besteht. M. hat (1891) 9050 E., ein Kommunal-Collège, eine Bibliothek, Denkmal zur Erinnerung an die Vereinigung mit Frankreich (1396 enthüllt), Cercle mit Konzert- und Ballsaal, Theater und Lesezimmer, Hotels und Pensionate. M. ist einer der besuchtesten klimatischen Kurorte Europas, welcher bei Lungentuberkulose im ersten Stadium, bei Bronchitis, chronischen Katarrhen, Rheumatismus, Gicht und Skrofelsucht empfohlen wird. Die Jahrestemperatur beträgt 16,1, die des Winters 9,9° C. Es hat vom November bis April etwa 40 Regentage, kaum 1 Tag Schnee und niemals Nebel. Der Citronenbaum trägt das ganze Jahr hindurch Früchte. Die Einwohner treiben lebhaften Handel mit Blumen und Früchten, Essenzen und Parfum. – M. gehörte seit 1346 zu Monaco (s. d.), stand seit 1849 nebst der Gemeinde Roccabruna unter sardin. Verwaltung und wurde 2. Febr. 1861 gegen eine Entschädigung von 4 Mill. Frs. an Frankreich abgetreten. Im Febr. 1887 hatte M. unter Erdbeben zu leiden. – Vgl. Farina, M. sons le rapport climatologique et médical (Par. 1875).

Mentor, der Sohn des Alkimos, war der Freund des Odysseus, der ihm bei seiner Abreise nach Troja die Sorge für sein Hauswesen anvertraute, und der Lehrer des Telemachos. In der Gestalt M.s begleitet Athene den Telemach nach Pylos und hilft dem Odysseus gegen die Freier. Der Name des M. wird oft zur Bezeichnung eines Lehrers und Führers von Jünglingen sowie als Titel von Kalendern für Schüler gebraucht.

Mentschikow, s. Menschikow.

Menu (frz., spr. -nüh), Speisezettel, Tischkarte.

Menu, soviel wie Manu (s. d.).

Menuétt (frz. menuet), eine ältere Tanz- und Tanzmelodiengattung, ursprünglich aus Frankreich stammend, und zwar aus der Provinz Poitou, von wo sie um 1650 an den Hof Ludwigs XIV. kam. Durch edeln, anmutig würdevollen Anstand ausgezeichnet, wurde die M. neben der ältern Sarabande (s. d.) der Tanz der vornehmen Welt. Ihren Namen soll sie, der üblichen Annahme nach, von den graziösen kleinen (menu) Schritten erhalten haben, mit denen sie ausgeführt wurde. Als Melodie steht die M. stets im Dreivierteltakt und wird in zwei Reprisen von je acht (oder sechzehn) Takten geteilt. Der musikalischen Mannigfaltigkeit wegen wird nach dem Schlusse der zweiten Reprise noch ein zweiter Satz eingeführt, der rhythmisch dem ersten ähnlich eingerichtet ist, aber an Charakter zu diesem möglichst in Kontrast gestellt wird. Weil man ehedem den ersten Menuettsatz gemeinhin nur zweistimmig schrieb mit ausfüllendem Grundbaß nebst Klavierharmonie (erste und zweite Violine unisono und Baß), so bediente man sich dann, um größere Mannigfaltigkeit zu erzielen, für den zweiten Satz (auch Menuetto secondo genannt) der Dreistimmigkeit, und daher hat dieser Teil der M. (und auch anderer neuerer Tänze) den Namen Trio erhalten. Die Bewegung der Menuettmelodie ist eine mäßig geschwinde, und ihrem musikalischen Charakter soll reizender Anstand und edle Einfachheit innewohnen. Als Charakterstück wurde die M. bald in die größern mehrsätzigen Kompositionen jener Zeit, die Suite, Partita und Sonata, aufgenommen, wie auch später in das Streichquartett, die Sinfonie und die Klaviersonate. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. traten an die Stelle der M. unter dem alten Namen schnellere Tanzarten (Ländler u. s. w.), bis sie durch Beethoven ganz dem Scherzo wich.

Menusijeh, Menûsiye, eine der reichsten Provinzen Ägyptens im südl. Nildelta, 1655 qkm Kulturland, mit 646013 E. Hauptort ist Schibin el-Kom.

Menuskanal, s. Nil.

Menuiserie (frz., spr. -nüis'rih), Tischlerarbeit.

Menurĭdae, Vögel, s. Leierschwänze.

Menus-les-Saint Cloud (spr. -nüh lä ßäng kluh), der alte Name von Boulogne-sur-Seine (s. d.).

Menus plaisirs (frz., spr. -nüh pläsihr, «kleine Vergnügungen», «Taschengeld») hieß bis 1789 die Verwaltung der Hoffestlichkeiten am franz. Hofe.

Menyanthes L., Pflanzengattung aus der Familie der Gentianaceen (s. d.) mit nur zwei in der nördlichen gemäßigten Zone weit verbreiteten Arten. Es sind krautartige, in sumpfigen und moorigen Gegenden wachsende schönblühende Pflanzen mit kriechendem Wurzelstock. Die Blüten haben einen fünfspaltigen Kelch, eine trichterförmige, innen mit dichten, langen Zotten besetzte, am Rande der Zipfel gefranste Blumenkrone. Der fingerdicke, gegliederte Stengel kriecht in sumpfigem Boden. Von ihm erheben sich auf unten scheidenartigen Stielen die dreizählig zerschnittenen, kleeähnlichen Blätter mit ovalen oder verkehrt eiförmigen Blättchen. Der Blütenschaft tritt unmittelbar unter den diesjährigen Blättern aus der Achsel einer Stengelscheide hervor und trägt eine hübsche Blütentraube von 10 bis 20 weißen oder blaßrosenroten Blüten. Die bekannteste Art ist die als Bitter-, Fieber-, Sumpfklee, Dreiblatt, Zottenblume bekannte M. trifoliata L. Sie wächst auf sumpfigen Wiesen und Torfmooren in Mittel- und Nordeuropa, dem nördl. Asien und in Amerika und blüht im Mai bis Juni. Die geruchlosen, sehr bittern Blätter sind als Folia s. Herba trifolii fibrini, das daraus bereitete bittere Extrakt, das gegen Trägheit der Verdauungswerkzeuge und Unterleibskrankheiten angewandt wird, als Extractum trifolii fibrini offizinell. Das Kraut enthält einen eigentümlichen, nicht krystallisierbaren Bitterstoff von hellgelber Farbe, das Menyanthin. In Nordeuropa wird das Kraut von den Brauern oft statt des Hopfens benutzt.