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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meredith (Owen) - Merian

Meredith, Owen, der Schriftstellername von Edward Robert Bulwer, Lord Lytton (s. d.).

Meretrix (lat.), Buhldirne.

Mergel, im landwirtschaftlichen Sinne alle Bodenarten, worin deutlich nachweisbare Mengen von fein verteiltem, kohlensaurem Kalk (oder Magnesia) enthalten sind. Zu den M. im engern Sinne, zu den Meliorationsmergeln, gehören jedoch nur solche Bodenarten, die mindestens 30 Proz. kohlensauren Kalk besitzen. Nach den verschiedensten Mischungsverhältnissen unterscheidet man Thon-, Lehm-, Kalk- und Sandmergel. An die Luft gebracht oder auf den Acker gefahren, zerfällt der M. allmählich zu Pulver, das bei trockner Witterung durch Pflügen und Eggen mit der Ackerkrume gemischt wird. Der M. tritt in verschiedenen Formationen, namentlich im Keuper, Lias, in der Kreide sowie im Diluvium auf. Im allgemeinen zeichnen sich die Mergelbodenarten durch eine große natürliche Fruchtbarkeit aus, weil sie bei jeder Witterung ein angemessenes Feuchtigkeits- und Wärmeverhältnis zu bewahren vermögen und weil sie meistens noch andere Pflanzennährstoffe, namentlich Phosphorsäure, enthalten. Die günstige Wirkung des M. als Dünger beruht sowohl in der direkten Zufuhr von Pflanzennährstoffen zum Boden, als indirekt in der physik. Verbesserung des letztern (der sandige Boden wird bindiger, der thonige lockerer) und in der Erhöhung der Bodenthätigkeit. Ans letzterm Grunde wird der Boden durch wiederholte Mergelung ausgesogen und sind dauernde Erträge nur unter gleichzeitiger kräftiger Düngung vom Boden zu erwarten. - Vgl. Heiden, Düngerlehre (2. Aufl., Hannov. 1880-87).

Mergelwurzel, s. Rumex.

Mergentheim. 1) Oberamt im württemb. Jagstkreis, hat 424,74 qkm und (1890) 29 258, 1895: 28 643 (14 293 männl., 14 350 weibl.) E. in 3 Stadt- und 45 Landgemeinden. - (Vgl. Beschreibung des Oberamtes M., Stuttg.1886.) - 2) M., ursprünglich Marienthal genannt, Oberamtsstadt im Oberamt M., an der Einmündung des Wachbachs in die Tauber, im weinreichen Taubergrunde, an den Linien M.-Crailsheim (59 km; Tauberbahn) der Württemb. und M.-Wertheim (41,3 km) der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Hall) und Bezirkskommandos, hat (1895) 4468 (1890: 4397) E., darunter 1636 Evangelische und 286 Israeliten, in Garnison das 2. Bataillon des Infanterieregiments Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn, Nr. 122, Postverwaltung, Telegraph, Kirchen aus dem 13. bis 15.Jahrh., Synagoge, Latein- und Realschule, Pfründnerhospital (1340), Bezirkskrankenhaus, zwei Krankenanstalten, ein schönes Schloß mit engl. Park, seit 1868 Kaserne, zwei aufgehobene Klöster, zwei Armenhäuser; Gerberei, Brauerei, Fabrikation von Messerschmiede- und Drechslerwaren, Landwirtschaft und Weinbau. Die an den Schloßpark grenzende Brunnen- und Badeanstalt Karlsbad mit Bittersalzquelle (seit 1853 größtenteils neu erbaut) besteht aus drei großen Gebäuden. - M. wird schon 1058 genannt und war mit seinen Umgebungen (550 qkm mit 32 000 E.) einst die bedeutendste der elf Balleien des Deutschen Ordens und 1527-1809 Sitz der Hochmeister. Am 25. Dez. 1631 wurde der Ort nebst Gebiet von dem schwed. General Horn besetzt, der die evang. Lehre einführte. Nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) fielen sämtliche Güter wieder an den Orden, der den kath. Ritus wiederherstellte. Bei M. wurden 5. Mai 1645 die Franzosen unter Turenne von den Kaiserlichen unter Mercy geschlagen. Im Kriege gegen Österreich wurden M. und der Rest des Deutschmeistertums 1809 von Württemberg besetzt, und der Friede zu Schönbrunn bestätigte diesen Besitz. - Vgl. Höring, Das Karlsbad bei M. (Mergenth. 1873); Wörls Führer durch M. (2. Aufl., Würzb. 1889).

^[Abb.]

Mergui (spr. -gih), Stadt in der Division Tenasserim in Birma, anf einer Insel in der Mündung des Tenasserimflusses, hat (1891) 10 731 E., meist Buddhisten (Talaing, Birmanen, auch Chinesen und Malaien), Ausfuhr von Reis, Gemüsen und Früchten. Vor der Küste, bis 9° nördl. Br. hinab, liegt der Mergui-Archipel, zahlreiche, bis 1000 m hohe, granitische Eilande mit einer auf niedriger Stufe stehenden Bevölkerung (Silang), die sich hauptsächlich von Fischfang nährt und mit der Fischerei von Perlmuscheln sowie dem Suchen eßbarer Vogelnester beschäftigt.

Mergulus alle L., Krabbentaucher, s. Alke.

Mergus, s. Sägetaucher.

Merian, schweiz. Künstlerfamilie. Matthäus M. der Ältere, geb. 1593 zu Basel, lernte bei dem Kupferstecher Dietr. Meyer in Zürich, arbeitete dann in Frankreich (besonders in Paris) und den Niederlanden. Um 1624 ließ er sich in Frankfurt a. M. nieder, wo er außerordentlich viel Radierungen veröffentlichte und in Verbindung mit seinem Schwiegervater Joh. Theodor de Bry einen ausgedehnten Kunsthandel trieb; er starb 19. Juni 1650 zu Schwalbach. Am berühmtesten wurde er durch seine noch heute wertvollen Abbildungen der wichtigsten Städte Europas, besonders Deutschlands, die er mit Beschreibung von M. Zeiller u. d. T. "Topographia" erscheinen ließ und die auch nach seinem Tode fortgesetzt wurden (30 Tle., Frankf. 1642-88; nebst Register, 1726). Die von ihm selbst nach der Natur gezeichneten Städteansichten sind vortrefflich, namentlich in der Perspektive, ebenso seine frühesten Landschaften; die spätern sind flüchtig. Unbedeutend sind die vielen Geschichten, Schlachten, Ceremonien u. s. w., womit er eine Anzahl von Büchern illustrierte, so z. B. die Bibel, das "Theatrum Europeanum", Gottfrieds "Chronik" u. s. w. - Vgl. H. Eckardt, Matthäus M. (Bas. 1887).

Sein Sohn Matthäus M. der Jüngere, geb. 1621 zu Basel, ein mittelmäßiger Bildnismaler, war Schüler Sandrarts. Er starb 1687 zu Frankfurt.

Ein zweiter Sohn, Kaspar M., geb. 1627, war ein mittelmäßiger Kupferstecher.

Des jüngern Matthäus M. Sohn, Johann Matthäus M., geb. 1659, gest. 1716, war seiner Zeit als Zeichner und Pastellmaler geschätzt.

Des ältern Matthäus M. Tochter, Maria Sibylla M., verehelichte Graff, geb. 2. April 1647 zu Frankfurt a. M., gest. 13. Jan. 1717 zu Amsterdam, lernte bei ihrem Stiefvater Jak. Morrels oder Marrel und bei Abraham Mignon und erlangte einen großen Ruf durch die Art, mit welcher sie Blumen, Schmetterlinge, Raupen und Insekten aller Art in Wasserfarben, meist auf Pergament, malte. Sie lebte in Frankfurt 14 Jahre, ging dann (1699) auf zwei Jahre nach Holland, von da nach Surinam, um die Verwandlungen der dort einheimischen Insekten zu beobachten. Unter der großen