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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Merlette; Merlin; Merlin de Douai; Merlīno Goccājo; Merluccīus; Mermillod

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Merlette - Mermillod

4 Bde., 1877-78; deutsch, 2. Aufl., Stuttg. 1861 fg.), "Histoire de la réformation en Europe au temps de Calvin" (8 Bde., Par. 1863-78; deutsch, 4 Bde., Elberf. 1863-66), "Le protecteur ou la république d'Angleterre aux jours de Cromwell" (Par. 1848; deutsch Weim. 1858), "Trois siècles de luttes en Écosse" (Par. 1850; deutsch Lpz. 1851), "Foi et science" (Genf 1835), "L'école de théologie" (ebd. 1847), "L'autorité des Écritures inspirées de Dieu" (2. Aufl., Toulouse 1865), "Jean Chrysostôme" (Geuf 1854), "Le Réveil de l'église contemporaine" (Toulouse 1860), "Caractère du réformatuer et de la réformation de Genève" (Genf 1862), "Enseignement de Calvin. Glorifier Christ" (ebd. 1864), "Jean Calvin, un des fondateurs des libertés modernes" (Par. 1868), "Le conceil et l'infaillibilité" (ebd. 1870).- Vgl. Bonnet, Notice sur la vie et les écrits de M. d'A. (Par. 1874).

Merlette (frz.), auch in der deutschen Heraldik üblich gewordener Ausdruck für die Amsel (frz. merle), wenn dieselbe mit angeschlossenen Flügeln sowie an Schnabel und Klauen gestümmelt erscheint. Die M. kommt als Wappenbild in Deutschland nur in der Gegend des Niederrheins, dort aber um so häufiger vor.

Merlin oder Zwergfalke, s. Falken.

Merlin, in der mittelalterlichen Sagenlitteratur der Zauberer und Prophet des Artuskreises; eine Gestalt, die Galfred von Monmouth in seiner gefälschten Urgeschichte Britanniens (um 1137) geschaffen hat. Er verband den berühmten Namen des altkymrischen Barden Merdin, von dem eine Reihe von Gedichten, auch Prophezeiungen im Umlauf waren, mit der von dem ältern Chronisten Nennius über die wunderbare Natur des Dämonenkindes Ambrosius erzählten Geschichte und legte ihm seine eigenen in lat. Versen abgefaßten Prophezeiungen in den Mund, mit deren Deutung man sich im Mittelalter viel beschäftigte. Die Fabel von M. wurde weiter gebildet durch den Anglonormmannen Robert de Boron (um 1200), der ein Gedicht "Merlin" als Zwischenglied zwischen einen vorhandenen Graal-Roman und die von ihm dazu erfundene Vorgeschichte "Joseph von Arimathia" einfügte. In den auf ihm mittelbar und unmittelbar beruhenden franz. Romanen des 13. bis 14. Jahrh. gewinnt die Geschichte folgende Gestalt. Das vom Teufel mit einer Jungfrau gezeugte Kind M. soll in die immer wieder einstürzenden Grundmauern einer Burg eingemauert werden, entdeckt aber den hindernden Zauber, der zugleich eine Weissagung des Untergangs und der Wiederaufrichtung der Herrschaft der brit. Kelten in England ist. Er spielt dann eine wichtige Rolle am Hofe des Königs Artus, als dessen illegitimer Vater er bisweilen gilt. Die Liebe zur schönen Viviène oder Niniène bestrickt ihn so, daß er trotz voller Vorkenntnis der Zukunft ihr den Zauber enthüllt, womit sie ihn für ewig in einem engen Zauberkreise im Walde gefangen hält. Der letzte Schrei, den er bei seiner Verzauberung ausstößt, wird der Ausgaugspunkt eines neuen Romans "Le brait M." (M.s Schrei).

Auf diesen franz. Quellen beruhen die ital., span. und engl. Merlin-Romane; auch Maerlant legte seinem "Merlyn" Borons Gedicht zu Grunde. Der älteste deutsche Poet. Merlin-Roman Albrecht von Scharfenbergs ist nur in einem Auszuge Ulrich Füterers auf uns gekommen. Sehr beliebt war der Stoff bei den Romantikern. Dorothea Schlegel hat die Geschichte des Zauberers M. nach Pariser

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Handschriften bearbeitet (hg. von Friedr. Schlegel, Lpz. 1804); Uhland machte ihn zum Helden seiner Ballade "M. der Wilde" und Immermann zum Mittelpunkt seines grandiosen Gedankendramas "Merlin" (1832). Musikdramatisch wurde der Stoff behandelt von Goldmark (1886) und Rufer (1887). - Vgl. San Märte, Die Sagen von M. (Halle 1853); Merlin, hg. von Paris und Ulrich (2 Bde., Par. 1886); Wheatleys und Nashs Ausgabe des engl. Prosaromans Merlin in Bd. 10, 21 u. 36 der "Early English Text Society" (Lond. 1865-69).

Merlin de Douai (spr. läng dĕ dŭäh), Philippe Antoine, Graf, franz. Politiker und Rechtsgelehrter, geb. 30. Okt. 1754 zu Arleux bei Douai, wurde 1775 Advokat am Parlament von Flandern (Douai) und begründete seinen wissenschaftlichen Ruf als Mitarbeiter an dem "Répertoire universel de jurisprudence" (81 Bde., 1777 fg.; 5. Aufl., 18 Bde., Par. 1827-28) sowie in den Prozessen Beaumarchais' und des Präsidenten Dupaty. Während der Revolution erstattete er als Mitglied der Nationalversammlung 3. Febr. 1790 den berühmten Bericht, worin er nachwies, daß die Reform mit der einfachen Aufhebung des Feudalwesens noch nicht vollendet sei. Bis zum Sommer 1792 war er Auhänger der Koustitution, schwenkte später zum Radikalismus hinüber und stimmte im Prozeß des Königs mit der Majorität. Nach dem Sturz der Schreckensherrschaft war er Präsident des Konvents und trat bald darauf in den Wohlfahrtsausschuß, wo er ein volles Jahr blieb, den Jakobinerklub aushob, die Revolution vom 13. Vendémiaire (4. Okt. 1795) durch Ernennung Barras' und Bonapartes unterdrückte und die Verhandlungen von Basel leitete. Das Direktorium stellte ihm die Aufgabe, den neuen Strafcodex vom 3. Brumaire des J. IV (25. Okt. 1795) zu redigieren. Er wurde hierauf Justizminister und ersetzte nach der Revolution vom 18. Fructidor (4. Sept. 1797) Bartheienw im Direktorium. Doch mußte er 18. Juni 1799 austreten. Nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. Nov. 1799) erhielt er das Amt als Generalprocureur beim Kassationshofe. Napoleon I. ernannte ihn zum Staatsrat und Grafen. Mit der Restauration verlor M. seine Amter und lebte zu Haarlem. Erst 1836 kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er Mitglied der Akademie wurde. Er starb 26. Dez. 1838 zu Paris. Von seinen Werken ist zu nennen "Recueil alphabétique des questions de droit, qui se présentent le plus fréquemment dans les tribunaux" (13 Bde., Par. 1804-10; 4. Aufl., 8 Bde., 1827).

Merlīno Goccājo, s. Folengo, Teofile.

Merluccīus, s. Hechtdorsch.

Mermillod (spr. -mijoh), Kaspar, Kardinal und Bischof von Lausanne und Genf, geb. 22. Sept. 1824 zu Carouge, studierte im Jesuitenkollegium zu Freiburg in der Schweiz, empfing 1847 die Priesterweihe und trat in Genf als Kanzelredner und Verfechter ultramontaner Interessen bervor, zu deren Vertretung er das polit. Blatt "L'Observateur catholique" und die "Annales catholique" begründete. Er wurde 1857 Pfarrer in Genf und bischöfl. Generalvikar für den Kanton, 1864 Bischof von Hebron in partibus infidelium und Hilfsbischof in Genf. 1865 übertrug ihm der Bischof Marillen von Freiburg auf päpstl. Befehl die volle bischöfl. Gewalt für Genf, wodurch der sog. Genfer Kirchenkonflikt veranlaßt wurde. Da die kath.