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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mermis nigrescens - Meroe

Kirche dieses Kantons konkordatsmäßig dem Bistum Freiburg-Lausanne einverleibt war, protestierte die Genfer Regierung. Trotzdem erfolgte im Jan. 1873 die Ernennung M.s zum Apostolischen Vikar von Genf. Da M. gegen das Verbot der Regierung bischöfl. Funktionen ausübte, wies ihn der Bundesrat aus der Eidgenossenschaft aus. M. lebte seitdem in Ferney in Frankreich. Einen Versuch zur Beilegung des Konflikts machte 1879 Leo XIII., indem er nach Marilleys Rücktritt den neuen Bischof Cosandey von Freiburg-Lausanne jenem Konkordat gemäß auch als Bischof von Genf bestätigte, allerdings ohne M. seines Amtes als Apostolischen Vikar von Genf zu entheben. Letzteres geschah erst 1883, indem M. nach Cosandeys Tode zu dessen Nachfolger ernannt wurde. Der Bundesrat nahm nun das Verbannungsdekret zurück und stellte es den beteiligten Kantonen frei, ob sie M. als Bischof annehmen wollten oder nicht. Freiburg, Neuenburg und Waadt thaten dies, Genf verweigerte es. M. residierte seitdem in Freiburg und wurde 1890 zum Kardinal ernannt. Er starb 23. Febr. 1892 in Rom. M. schrieb: "Lettres à un protestant sur l'autorité de l'église et le schisme" (1860), "De l'intelligence et du gouvernement de la vie" (1864; neue Aufl. 1881), "De la vie supernaturelle dans les âmes" (1865; neue Aufl. 1881), "Relations abrégées de la vie et de la mort des prêtres, clercs et frères de la Congrégation de la mission" (4 Bde., 1881), "Vie de la sainte Vierge d'après les Écritures" (1874). - Vgl. Keller, In rei memomiram. Aktenstücke zur Geschichte der kirchenpolit. und kirchlichen Kämpfe der siebziger Jahre (Aarau 1883); De Belloc, Le cardinal M., sa vie, ses œvres et son apostolat (Freiburg 1892); Le Chanoine d'Agrigente, Son Éminence le cardinal M. (Par. 1893).

Mermis nigrescens, s. Haarwürmer.

Mermnaden, die lydische Königsdynastie von Gyges bis Krösus (s. Lydien).

Merodach-Baludan, biblische Form des babylon. Murdukbaliddin (d. h. "Merodach hat einen Sohn gegeben"), bei Ptolemäus Mardokempados, ein aus dem Chaldäerlande Bitjákin stammender Usurpator und babylon. König 722-709, begegnet in der Keilschriftlitteratur zuerst bei Teglattphalasar III., dem er 731 in der Stadt Sapija huldigte. Er trachtete, wie die meisten Babylonier, danach, sich die Königsherrschaft in Babylon unabhängig zu erhalten, wurde aber schon 721 wegen eines Bündnisses mit Elam gedemütigt und mußte 710 vor Sargon II., der Babylon erobert hatte, die Flucht ergreifen. Wahrscheinlich ist derjenige M., der nach Jesaias (Kap. 39) an den König Hiskias eine Gesandtschaft abordnete und nach Sanheribs Inschriften in fortwährender Empörung gegen diesen assyr. Herrscher lebte, mit dem obigen identisch. Eine Reihe aus seiner Regierung datierter Thontafeln aus Chorsabad hat Oppert bekannt gemacht. - Der hier erwähnte M. wird zum Unterschied von einem altbabylon. König M., aus dessen Zeit ebenfalls Inschriften erhalten sind, von den Assyriologen gewöhnlich "M. II." genannt.

Merode, Grafen von, eine der ältesten und reichsten belg., einst reichsgräfl. Adelsfamilien. Ihr Name kommt von M'her Rode, der abgekürzten Formel von Myn Heer von Rode. Das jetzige Haupt ist Heinrich Karl Maria Ghislain, geb. 28. Dez. 1856, Mitglied der belg. Kammer der Abgeordneten, 1. Nov. 1892 bis 28. Juni 1895 Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Sein Vater, Karl Anton Ghislain, Graf von M., Marquis von Westerloo, Fürst von Rubempré und Grimberghe, geb. 1. Aug. 1824, war seit 1867 Mitglied, seit 1886 Präsident des belg. Senats und starb 5. April 1892.

Philipp Felix Balthasar Otto Ghislain, Graf von M., Oheim des letztgenannten, belg. Staatsmann, geb. 13. April 1791, nahm am Brüsseler Septemberaufstand Teil und betrieb als Mitglied der Provisorischen Regierung die Gründung einer konstitutionellen Monarchie. Vom 15. März bis 20. Mai 1832 war er interimistischer Kriegsminister, nachdem er schon 12. Nov. 1831 zum Staatsminister ohne Portefeuille ernannt worden war. Er legte 1839 das Ministerium nieder und starb 7. Febr. 1857 in Brüssel. - Vgl. Thonissen, Vie du comte de M. (Löwen 1861); Juste, Les fondateurs de la monarchie belge, Bd. 13: Le comte Felix de M. (Brüss. 1872).

Ludwig Friedrich Ghislain, Graf von M., Bruder des vorigen, geb. 9. Juni 1792, nahm teil am Revolutionskampfe und starb 4. Nov. 1830 an einer in Berchem vor Antwerpen erhaltenen Wunde. Sein Denkmal (von W. Geefs) ziert die St. Gudulakirche in Brüssel.

Friedrich Xaver Ghislain, Graf von M., Sohn des Grafen Felix, geb. 26. März 1820, diente im belg. Grenadierregiment, trat 1847 in den geistlichen Stand und wurde Geh. Kämmerer des Papstes und Mundschenk. Im Mai 1860 übernahm er interimistisch das Kriegsministerium und unterstützte die Interessen des röm. Stuhls. Mit dem Fall seiner Partei erhielt er einen dreimonatigen Urlaub und nahm dann seine Entlassung 14. Okt. 1865. Im J. 1866 zum Geh. Almosenier des Papstes und zum Erzbischof von Mytilene in partibus ernannt, starb er 11. Juli 1874 zu Rom. - Vgl. Ideville, Monseigneur de M. (Par. 1874); Besson, Frédéric X de M. (ebd. 1886).

Unter den direkten Ahnherren der Grafen von M. verdient noch Erwähnung der 1732 verstorbene kaiserl. Feldmarschall Johann Philipp Eugen, Graf von M., Marquis von Westerloo, dessen Memoiren (2 Bde., Brüss. 1840) Graf Heinrich von M. (gest. 23. Sept. 1847), Großvater des jetzigen Grafen, herausgab. - Vgl. Richardson, Geschichte der Familie M. (2 Bde., Prag 1877-81).

Meroe, die Hauptstadt des äthiop. Reichs, welche Herodot die Mutterstadt aller Äthiopier nennt. Nach Strabo hieß M. nicht nur die Stadt, sondern zugleich auch die Insel, d. h. die von zwei Flüssen umgebene Landschaft, in der die Stadt lag; demgemäß wird jetzt allgemein angenommen, daß M. in der Nähe des heutigen Begerauîeh, nordöstlich von Schendi, lag, zwischen dem Nil und dem Atbara, dem alten Astaboras, wo noch jetzt die ausgedehnten Ruinen einer bedeutenden Stadt und zwei Gruppen von Pyramiden zu sehen sind. Wie alt die Stadt ist, läßt sich nicht mit Sicherheit angeben. Zur Hauptstadt des Äthiopenreichs wurde sie Wahrscheinlich erst erhoben, als Kambyses auf seinem Feldzuge gegen die Äthiopen die ältere, am Berge Barkal gelegene Reichshauptstadt Napata zerstört hatte. Früher nahm man an, daß diese Residenz des alten Äthiopenreichs auch M. geheißen habe; doch ist diese Ansicht irrig, obwohl es in der Nähe des Berges Barkal noch jetzt ein Dorf Meraui giebt. Das jüngere Reich, das auf der Astaborasinsel seinen Mittelpunkt hatte, enthielt außer der Residenz M.