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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Merscheid - Merseburg

sich in den Atlantischen Ocean ergießt. Von Lowell an wird er schiffbar. Andere Städte an seinen Ufern sind Concord, Manchester, Nashua, Lawrence, Haverhill und Newburyport.

Merscheid, früherer Name der Stadt Ohligs (s. d.)

Merseburg. 1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Sachsen, umfaßt Teile des ehemaligen Erzbistums Magdeburg, der Bistümer Halberstadt, Naumburg, Zeitz und M. sowie des Kur-, Leipziger und Meißnischen Kreises des Königreichs Sachsen, welche letztern 1815 an Preußen fielen, ferner das frühere Fürstentum Querfurt, die ehemalige Grafschaft Mansfeld und die Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla, grenzt im N. an Anhalt, im S. an das Königreich Sachsen und die thüring. Fürstentümer, ist mit Ausnahme des östlichen, sandigen und waldreichen Teiles flußreich (Schwarze Elster, Elbe, Mulde, Saale, Unstrut, Wipper, Helme) und äußerst fruchtbar, hat Ackerbau (Weizen, Rüben, Ölfrüchte, Flachs, Mais und Hopfen) und Weinbau, Viehzucht, Braun- und Steinkohlengruben, Silber- und Kupferbergwerke. S. die Karten: Provinz Brandenburg u. s. w., beim Artikel Brandenburg, und Königreich Sachsen u. s. w., beim Artikel Sachsen (Provinz).

Der Regierungsbezirk hat 10 208,58 qkm, (1890) 1 075 569 (531 302 männl., 544 267 weibl.) E., darunter 7942 Militärpersonen, 71 Städte mit 907,76 qkm und 432 646 (214 890 männl., 217 756 weibl.) E., 1592 Landgemeinden und 599 Gutsbezirke mit 9300,82 qkm und 642 923 (316 412 männl., 326 511 weibl.) E. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1 043 233 Evangelische, 29 418 Katholiken, 633 andere Christen, 359 Dissidenten, 1743 Israeliten und 183 andern Bekenntnisses. 1895 wurden 1 129 192 E. gezählt. Der Regierungsbezirk zerfällt in 17 Kreise:

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Kreise qkm Einw. 1890 Evangelische Katholiken Israeliten Einw. 1895

Liebenwerda 793,63 48 799 616 15 51 203

Torgau 986,43 55 218 53 832 1358 15 56 735

Schweinitz 1012,20 40 921 40 696 204 12 40 210

Wittenberg 824,30 54 846 53 503 1174 43 57 659

Bitterfeld 696,22 57 145 54 635 2469 22 61 773

Saalkreis 512,67 82 835 80 878 1776 47 86 721

Stadtkreis Halle 24,90 101 401 95 494 4576 919 116 302

Delitzsch 756,89 62 612 48 143 61 519 978 59 65 485

Mansfelder Gebirgskreis 496,56 63 003 59 665 3260 73 65 426

Mansfelder Seekr. 587,27 92 551 86 080 6216 202 94 707

Sangerhausen 772,72 70 916 70 002 797 86 71 901

Eckartsberga 561,54 39 403 39 012 385 4 39 753

Querfurt 684,16 59 202 58 203 947 37 59 465

Merseburg 574,90 76 051 74 520 1459 38 79 010

Weißenfels 496,31 87 560 85 777 1579 107 93 554

Naumburg 162,33 33 214 32 391 772 37 35 069

Zeitz 265,55 49 892 48 883 852 27 54 219

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Der Regierungsbezirk wird eingeteilt in acht Reichstagswahlkreise: Liebenwerda-Torgau (Abgeordneter Stephann, Reichspartei), Schweinitz-Wittenberg (von Leipziger, deutschkonservativ), Bitterfeld-Delitzsch (Bauermeister, Reichspartei), Stadt Halle-Saalkreis (Kunert, Socialdemokrat), Mansfelder Kreis (Leuschner, Reichspartei), Sangerhausen-Eckartsberga (Scherre, Reichspartei), Querfurt-Merseburg (Ritter, freisinnige Volkspartei), Naumburg-Weißenfels (Günther, nationalliberal). - 2) Kreis im Reg.-Bez. M. (s. vorstehende Tabelle). - 3) Hauptstadt des Reg.-Bez. sowie des Kreises M., an der Saale, der Linie Halle-Bebra und den Nebenlinien M.-Mücheln (16,1 km) und M.-Lauchstädt (im Bau) der Preuß. Staatsbahnen, Versammlungsort der Provinzialstände sowie Sitz der königl. Bezirksregierung, des Landeshauptmanns der Provinz Sachsen, des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Halle a. S.) und der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für die Provinz Sachsen, hat mit den beiden Vorstädten Altenburg und Neumarkt (1890) 17 669, 1895: 18 828 (9247 männl., 9581 weibl.) E., darunter 445 Katholiken und 32 Israeliten, in Garnison die 3. bis 5. Eskadron des Husarenregiments Nr. 12, Postamt erster Klasse, vier evang. Kirchen, darunter die Domkirche (10. Jahrh.) mit vier alten Türmen, einer der größten Orgeln Deutschlands und vielen Merkwürdigkeiten, darunter das metallene Grabmal Rudolfs von Schwaben, eine kath. Kirche, das ehemalige Residenzschloß, jetzt Regierungsgebäude, mit dem Denkmal Kleists von Nollendorf und einem heidnischen, 1750 bei Göhlitzsch ausgegrabenen Grabdenkmal, Kaiser-Friedrich-Denkmal (Bronzestatue von Hundrieser, 1894), ein Ständehaus, Kapitelhaus, ein Domgymnasium, gegründet 1575, sowie Fabrikation von Maschinen, Leder, Peitschen, Spielwaren, Pappwaren und bunten Papieren, Eisengießereien, Leimsiedereien, Färbereien, Essigsiedereien, Webereien. Das Merseburger Bier war früher sehr berühmt. Dicht bei der Stadt der Gotthardsteich, in den die Geisel fließt. - M., eine der ältesten Städte Deutschlands, war seit dem 9. Jahrh. Hauptort der Grafschaft M. und dann Lieblingsresidenz König Heinrichs I. und dessen Sohnes Otto I. Zahlreiche Reichsversammlungen wurden in M. gehalten. Durch größere Brände öfters (1323, 1387, 1400, 1444, 1479 und 1662) heimgesucht, hatte sie auch im Bauernkriege 1525, namentlich aber im Dreißigjährigen Kriege zu leiden, wo sie von den Kaiserlichen wie von den Schweden gebrandschatzt und geplündert wurde. Von 1656 bis 1738 war sie Residenz der herzogl. Linie von Sachsen-Merseburg. Am 29. April 1813 wurde sie von den Franzosen, 18. Sept. aber von Thielmann wieder genommen.

^[Abb.]

Die Gegend von M. ist denkwürdig durch die Schlacht bei Mölsen 15. Okt. 1080, wo Heinrich IV. seines Gegners, Rudolfs von Schwaben, sich entledigte, und durch die große Ungarnschlacht bei Keuschberg (s. d. und Heinrich I., König der Deutschen) 933, die oft Schlacht bei M. genannt wird.

Die Grafschaft M., welche schon im 9. Jahrh. vorkommt, lag, nach Thietmars Angabe, zwischen der Wipper, Saale, Salza und dem. bei Schraplau fließenden Weitschkerbache (Querna). Unter die berühmtesten Grafen von M. zählt Erwin, zu Anfang des 10. Jahrh., dessen Tochter die Gemahlin Heinrichs I. wurde. Der letzte Graf war Esiko, der 1007 zu Leipzig starb.

Das Bistum M. wurde 968 vom Kaiser Otto I. gestiftet und dem Erzbistum Magdeburg untergeordnet, 981 wieder aufgehoben und in eine Abtei verwandelt, durch Kaiser Heinrich II. aber 1004 wiederhergestellt. Der erste Bischof war Boso, der sich um die Bekehrung der Slawen große Verdienste erwarb. Am wichtigsten wurde Bischof Thietmar (s. d.). Unter Bischof Sigismund von Lindenau wurde 1543 die Reformation eingeführt. Nach dessen Tode wählte 1544 das Kapitel den Prinzen