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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mesostichon – Messageries Maritimes

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mesopotamien'

nur das Gebiet zwischen mittlerm Euphrat und Tigris verstanden, ohne Babylonien. Dieser Begriff entspricht im ganzen dem heutigen El-Dschesire (arab., «die Insel»). In der Bibel heißt das Land Aram-Naharaim, «Aram der zwei Ströme», wechselnd mit Paddan Aram (Genesis). Dieser Name ist, wie die altägyptischen und die zu El- Amarna gefundenen Keilinschriften bezeugen, sehr alt. Unter der röm. Verwaltung war M. der Name einer Provinz – Bis 800 v.Chr. scheint es teilweise unter einheimischen Fürsten gewesen zu sein, dann wurde es (von Rammânniâri III.) dem Assyrischen Reiche einverleibt. Schon Hieroglyphentexte berichten von Zügen Thutmes I. und III. dorthin, die aber keinen dauernden Erfolg gehabt zu haben scheinen; seit 538 v.Chr. kam es aufeinander folgend unter pers., macedon., syr., parthische, röm. und wiederum pers. Herrschaft, verfiel dann dem Chalifenreich, wurde nach dessen Sturz (1258) ein Raub der Mongolen, kam abermals an Persien und wurde endlich 1648 der Türkei Unterthan. Lange hat sich M. einer hohen Kultur erfreut, die es hauptsächlich einem wohlangelegten Bewässerungssystem zu verdanken hatte. Heutzutage ist es, den die Ströme begrenzenden Saum ausgenommen, eine Wüstenei. Die Hauptprodukte des Landes sind dieselben wie in Kleinasien. Besondere Erwähnung verdienen heute wie im Altertum die Naphthaquellen und Galläpfel. Von Kurdistan aus reicht die Olivenkultur am Euphrat bis Anah, am Tigris etwa ebenso weit bis 34° nördl. Br., während erst jenseit dieser Breite die Dattelpalme beginnt und nun als vorherrschende Ernährerin neben dem Getreidebau bestehen bleibt. Von den wenigen Flüssen sind die bedeutendsten der Dschulab oder Belik (Belias) und der Chabur. Die hauptsächlichsten Städte sind im N. Diarbekr (bei den Römern Amida), Urfa oder Wessa (Edessa), Mardin, Nisibin, Harran und Mosul. Von den Städten im S. war Babylon die bedeutendste. Das Innere wird von Beduinen, der Norden von den Tai und Schammar, auch von Turkomanen, Syrern und Kurden, der Süden von den Montefik bewohnt. Die Hauptsprachen sind türkisch und, südlich von Mardin, arabisch. (S. Karte: Westasien I, beim Artikel Asien.)

In M., wohin schon 1574, und zwar nach Bagdad, der deutsche Arzt Rauwolf gelangt war, war Carsten Niebuhr 1765 erster wissenschaftlicher Reisender der Neuzeit. Ihm folgten 1808 Edw. Frederick, 1811 Rich, 1818 Ker Porter, 1824 Keppel, 1827 Buckingham und Mignan, 1834 Fraser, 1840 Wellsted. 1842 machte der franz. Konsularagent Botta die ersten erfolgreichen Ausgrabungen in Ninive; aber ihn überflügelte bald Layard (s. d.), der 1840 von Haleb aus durch Syrien nach Mosul wanderte und die Ruinen von Ninive besuchte; es folgte 1842 eine zweite Reise zu den Ruinenstädten, worauf er dann, von Sir Stratford Canning mit Geldmitteln unterstützt, 1845 in Nimrud seine Ausgrabungen begann, welche er jahrelang fortsetzte. Der gewonnene Schatz an Inschriften und mit Stempellegenden versehenen Backsteinen (namentlich in der 1848 aufgefundenen Bibliothek Assurbanipals) bildet die Grundlage aller assyriologischen Forschungen. Seit 1844 war H. Rawlinson, der Hauptförderer der Keilschriftentzifferung, Konsul in Bagdad. Dann folgte von 1851 bis 1854 die franz. Expedition unter Fresnel, Thomas und Oppert, und 1872, 1875 und 1876 G. Smith, der in Haleb 19. Aug. ↔ 1876 starb, endlich 1888, 1889 und 1891 E. A. Wallis Budge. Das untere Euphratgebiet bereiste 1849 Loftus. 1852–55 bereiste H. Petermann M. im Auftrage der preuß. Regierung.

Mesostĭchon (grch.), s. Akrostichon.

Mesostȳlon (grch.), soviel wie Interkolumnie (s. d.).

Mesoweinsäure, s. Weinsäure.

Mesoxālsäure, zweibasische organische Säure, COOH∙CO∙COOH+H2O oder COOH∙C(OH)2∙COOH. Sie entsteht beim Kochen von Alloxan (s. d.), der Harnstoffverbindung der M., mit Barythydrat. Die M. krystallisiert, schmilzt bei 115° und verhält sich wie eine Ketonsäure.

Mesoxalylharnstoff, s. Alloxan.

Mesozōen nennt Ed. van Beneden eine Gruppe sehr niedrig stehender, den Larven der Saugwürmer ähnlicher, auf der Niere von Kopffüßlern parasitisch lebender Würmer (s. Dicyemiden).

Mesozoische Formationsgruppe, geolog. Formationsgruppe, die die Triasformation (s. d.), Juraformation (s. d.) und Kreideformation (s. d.) einbegreift; sie folgt auf die Paläozoische Formationsgruppe (s.d.). Die Tafeln: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe I–IV zeigen, daß die Meeresfauna in erster Linie durch den gewaltigen Formenreichtum der Ammoniten (s. d.) und Belemniten (s. d.) ihr eigentümliches Gepräge erhält. Die andern Klassen der Meerestiere zeigen meist schon einen denen der Gegenwart ähnlichen Typus, wie z. B. die Korallen, Seeigel, die Austern u.s.w., wenngleich auch immer in dieser Ära noch Tiere von ganz abweichendem Habitus vorhanden sind, wie z.B. die Hippuriten (s. Hippuritenkalke). Besonders charakteristisch sind für die M. F. Auch die oft gewaltig großen oder abenteuerlich gestalteten Saurier. Unter den Pflanzen zeigen Farne eine große Entwicklung und die Dikotyledonen erscheinen bereits in größerer Formenzahl. Man verlegt das obere Ende der M. F. in diejenigen Schichten, die die letzten Ammoniten und Belemniten und noch keine Nummuliten enthalten; letztere bezeichnen den Beginn der Känozoischen Formationsgruppe (s. d.).

Mespelbronn, Julius Echter von, s. Julius, Erzbischof von Würzburg.

Mespĭlus, s. Mispel.

Mesquin (frz., spr. -käng), ärmlich, knauserig, knickerig; Mesquinerie (spr. -kin'rih), Ärmlichkeit, Knauserei.

Mesrana, früher arab. Name für Algier.

Mess (engl., vom lat. missum, das Aufgetragene; altfrz. mes [neufrz. mets], Gericht, Gang), Messe, gemeinsame Tafel einer geschlossenen Gesellschaft (besonders von Offizieren, s. Offiziermesse) und ihr Lokal.

Messa di voce (ital., spr. wohtsche), im ältern Gesang das allmähliche Anschwellen und Abnehmen der Töne, neuerdings der Vortrag mit halber Stimme, dasselbe wie Mezza voce (s. d.).

Messager (frz., spr.-ascheh), Bote; Messagerie(s) (spr. -asch'rih), Anstalt zur Beförderung von Personen, auch auf Dampfschifflinien übertragen.

Messageries maritimes (spr. -asch'rih -tihm), größte franz. Dampfschiffahrtsgesellschaft, hat ihren Hauptsitz in Paris, die technische Leitung in Marseille und Bordeaux. Die Gesellschaft wurde von Napoleon III. gegründet als Messageries Impériales und verfügt trotz der Konkurrenz fremder Linien doch noch über sehr bedeutende Mittel, da

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 802.