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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Metallmohr - Metallpatrone

sei und auch weil das leicht zerlegbare Material seinen Wert behalte, auch wenn das Rohr unbrauchbar würde. Andererseits wirft man der Konstruktion vor, daß sie wohl die größere Widerstandsfähigkeit gegen Ausdehnung und Veränderungen bezüglich des Gasdruckes auf die Robrwandungen von innen nach außen gewähre, nicht aber solche Einwirkungen nach der Länge des Rohres verhindere. Dem großen Enthusiasmus, welchen diese Neukonstruktion besonders in Amerika hervorgerufen hat, steht man vielseitig um so skeptischer gegenüber, als die Kriegsbrauchbarkeit nur an verhältnismäßig wenigen Stücken hat erprobt werden und die bei einer Massenerzeugung und Ingebrauchnahme erst hervortretenden Mängel oder Fehler noch nicht haben in Betracht gezogen werden können. - Vgl. Kaiser, Theorie der Elasticität und Festigkeit röhrenförmiger Körper (in den "Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens", Jahrg. 1876 u. 1889, Wien); Longridge, Treatise on the application of wire to the construction of ordnance (Lond. 1884); P. Henry, Formules pour le calcul du frettage des canons (Par. 1889).

Metallmohr, s. Aethiops und Quecksilbersulfid sowie Moiré.

Metallochalcite, s. Chalcite.

Metallochromie (grch.), soviel wie Galvanochromie (s. d.)

Metallographie (grch.), ein von Nikolaus Zach in München erfundenes Verfahren, durch Ätzung von Zeichnungen, welche mit Nadel oder Stift auf Metallplatten ausgeführt waren, für den Buchdruck geeignete, den Holzschnitt ersetzende Druckplatten herzustellen. Das Verfahren bewährte sich nicht.

Metalloide, nach Berzelius' Vorgang Bezeichnung aller nichtmetallischen chem. Elemente. Man kann bei dieser Benennung nicht konsequent verfahren, da mehrere von ihnen (wie Kohlenstoff, Silicium, Phosphor und Selen) nicht nur in unmetallischen, sondern auch in metallischen allotropen Modifikationen bekannt sind und deshalb ebensowohl den M. wie den Metallen zugezählt werden müssen.

Metallorganische Verbindungen oder Organometalle, Verbindungen von Metallen mit den Allylen. Insbesondere liefern die den Metalloiden nahe stehenden Metalle leicht M. V. Es sind meist farblose, leicht bewegliche und leicht destillierbare Flüssigkeiten. Manche von ihnen, wie die Magnesium-, Zink- und Aluminiumalkyle zersetzen sich heftig bei der Berührung mit Wasser und entzünden sich explosionsartig von selbst bei Luftzutritt; andere, wie die Quecksilber-, Blei- und Zinnverbindungen sind beständig. Die M. V. entstehen bei der Einwirkung von Halogenalkylen auf die Metalle, z.B.:

2 Zn + 2 C2H5J = Zn (C2H5)2 + ZnJ2.

Jodäthyl Zinkäthyl Zinkjodid.

Andere können mit Hilfe der Zinkalkyle aus den Metallchloriden hergestellt werden, z. B.:

2 Zn(C2H5)2 + SnCl4 = Sn(C2H5)4 + 2 ZnCl2.

Zinnchlorid Zinntetraäthyl.

Eigentümlich sind die Verbindungen, die neben Allyl noch Halogen an das Metall gebunden enthalten, wie z. B. das Äthylquecksilberchlorid, Hg(C2H5)·Cl. Dieses verhält sich wie das salzsaure Salz einer Base, des Äthylquecksilberhydroxyds, Hg(C2H5)OH, die so stark basisch ist, daß sie dem Kalihydrat gleicht. Das einwertige Radikal Hg(C2H5)· verhält sich demnach in seinen Verbindungen ähnlich wie ein Kaliumatom. Der basische Charakter der M. V. zeigt sich auch darin, daß das Antimontriäthyl, Sb(C2H5)2, wie ein Metall mit Säuren unter Wasserstoffentwicklung Salze bildet.

Metalloskopie (grch.), s. Metallotherapie und Siderismns.

Metallotechnik, s. Metallbearbeitung.

Metallotherapie (grch.), die Behandlung gelähmter Körperteile durch Auflegen von Metallplatten. Schon bei den alten ägypt., griech. und arab. Ärzten finden sich Mitteilungen über den äußern Gebrauch von Metallen zu Heilzwecken; Anfang dieses Jahrhunderts brachte Wichmann in seinen "Ideen zur Diagnostik" einzelne Angaben über denselben Gegenstand, die aber keine weitere Beachtung fanden. Nicht anders erging es dem Pariser Arzt Burcq, der 1848 und 1849 in verschiedenen mediz. Zeitschriften, 1860 in einer an die Académie de médicine gerichteten Mitteilung über verschiedene Heilungen berichtete, die er bei nervenleidenden, insbesondere gelähmten Kranken durch das Auflegen verschiedener, je nach der Individualität ungleich wirksamer Metallplatten erzielt hatte. Für welches Metall der betreffende Kranke empfänglich ist, kann nur durch Ausprobieren (Metalloskopie) erkundet werden. Erst als Charcot die Angaben Burcqs mehrfach bestätigt hatte, erregten sie die Aufmerksamkeit der ärztlichen und der Laienkreise in hohem Grade.

Werden bei halbseitig gelähmten Kranken auf die Haut der betreffenden Teile, die völlig unempfindlich, blaß, kalt und muskelgelähmt sind, Metallstücke von Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei oder Zink aufgelegt, so empfinden die Kranken, je nach der individuellen Disposition, bald bei dem einen, bald bei dem andern Metall, im Umkreise der Applikationsstelle, Ameisenkriechen und ein Gefühl von Wärme, und bald darauf läßt sich auch objektiv an derselben Stelle Röte, Wiederkehr der Empfindung, thermometrisch nachweisbare Steigerung der Temperatur sowie Zunahme der Muskelkraft konstatieren. Dabei verliert merkwürdigerweise die genau symmetrische Stelle der gesunden Körperhälfte genau so viel an allgemeiner Reaktion, als die kranke gewonnen, so daß demnach eine Übertragung der Empfindung (sog. Transfert, Transfert de la sensibilité) von einer Körperhälfte nach der entsprechenden Stelle der andern Seite hin stattfindet. Die bequemste Anwendung der M. besteht darin, daß man das Metall in Form von Platten (mit einer Öse, um ein Band durchzuziehen, sog. Armature de Burcq) ein bis zwei Stunden lang auf der gelähmten Hautstelle liegen läßt, bis subjektive Sensationen, wie Kriebeln, Ziehen, Brennen u. s. w. eintreten. Die durch Metallauflegung wieder erlangte Empfindlichkeit pflegt übrigens in der Regel nach einigen Stunden allmählich wieder zu verschwinden. Die relativ besten Erfolge sieht man von der M. bei den hysterischen Lähmungen. Man erklärt die Wirkung der M. damit, daß durch die Berührung des Metalls mit der Haut elektrische Ströme entstehen, die übrigens auch physikalisch nachweisbar sind.

Metallpatrone, eine Patrone (s. d.), bei der die Pulverladung in eine meist aus Messing hergestellte Metallhülse eingeschlossen ist. Der vordere, offene Teil der Hülse ist so eingerichtet, daß in ihm der Bodenteil des Geschosses fest eingezwängt werden kann. Bei den Infanteriegewehren ist die M. jetzt durchweg, bei der Artillerie nur für die Schnell-^[folgende Seite]