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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mevania - Mexikaner

Widerstand zu leisten. Strafe: Gefängnis bis zu 4 Jahren, für die Rädelsführer Zuchthaus bis zu 5) Jahren; im Falle mildernder Umstände Gefängnis und bei einfacher M. auch Geldstrafe bis zu 600 M. (§§. 87-91 der Seemannsordnung vom 27. Dez. 1872). (S. Gefangenenbefreiung.)

Mevania, Stadt in Umbrien, s. Bevagna.

Mevius, röm. Dichter, s. Bavius.

Mewar, Radschputenstaat in Ostindien, s. Udaipur.

Mewari, ind. Dialekt, s. Hindi.

Mewe, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Marienwerder, am Einfluß der Ferse in die Weichsel, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Graudenz), hat (1895) 3919 (1890: 4080) E., darunter 1504 Evangelische, Postamt zweiter Klasse und Telegraph, eine Strafanstalt im ehemaligen Ordensschloß; Maschinen- und Cigarrenfabrikation, Brauereien, Dampfsägemühlen, Ziegeleien und eine Zuckerfabrik. Das Schloß wurde 1283, die Stadt 1297 gegründet.

Mewlâ, türk. Titel, s. Molla.

Mewlûd (arab.), Zeit der Geburt, Geburtstag, speciell Geburtsfest Mohammeds.

Mexborough (spr. -bŏrŏ), Stadt in der engl. Grafschaft York, im West-Riding, am Don, zwischen Rotherham und Doncaster, hat (1891) 7734 E.; Eisenhütten und Glasindustrie.

Mexican Grass, s. Agavefaser.

Mexico, Staat und Stadt in Centralamerika, s. Mexico.

Mexico, Hauptort des County Audrain im nordamerik. Staate Missouri, westnordwestlich von St. Louis, in ackerbauender Gegend, mit Bahnen nach fünf Richtungen, 9 Kirchen, einem College für Frauen, bedeutendem Handel und (1890) 4789 E.

Mexikaner (Mexica', spr. meschikā), der kleine Zweig der Nahuafamilie, der die Stadt Mexiko begründete und später die Vormacht im Thal von Mexiko und weiterhin im ganzen Lande gewann. Der Ursprung des Namens ist unbekannt. Sowohl Mexica, der Name der M., wie Mexiko, der Name der Stadt, leiten sich von einem Worte Mexitl ab, das wohl als Synonym für Huitzilopochtli angegeben wird, über dessen eigentliche Bedeutung aber schon die Alten nichts Gewisses anzugeben wußten. Ein anderer Name für die M. ist Azteca (Azteken), die Leute von Aztlan oder dem Lande des Weißen Reihers. Letzterer Name bezeichnet eine mythische Urheimat, die die M. auf Geheiß ihres Gottes Huitzilopochtli verließen, um nach langen Wanderungen an der ihnen von ihrem Gott bezeichneten Stelle die Stadt Mexiko zu begründen. Daß die M. in das Hochthal von Mexiko eingewandert sind, ist wohl zweifellos, denn ringsum auf den Bergen wohnt eine anderssprachige Urbevölkerung, die Otomi. Aber ebenso zweifellos ist wohl, daß ihre Einwanderung nur gleichzeitig und im Verein mit den andern Nahuastämmen erfolgt sein kann.

In der ältesten Zeit scheinen die M. den benachbarten Tepaneca tributpflichtig gewesen zu sein, von denen sie sich erst unter dem vierten König Itzcoatl befreiten. Es scheint, daß damals schon sich ein Bündnis herstellte zwischen Mexiko und Tlacopan. Der fünfte Herrscher, der erste Motecuhzoma, mit Zunamen Ilhuicamina genannt, begründete die Hegemonie Mexikos. In diese Zeit fällt zunächst die Auseinandersetzung mit Texcoco. Es soll zum Kampf gekommen sein, dessen Ende ein Bündnis der drei Städte Mexiko, Texcoco und Tlacopan mit ihrem Anhang war, in dem Mexiko die führende Rolle spielte; danach gingen die drei Städte nach außen jederzeit gemeinsam vor. In dieselbe Zeit fällt ferner die Unterwerfung von Chalco und Xochimilco und die Angliederung der unmittelbar südwärts gelegenen Tierra Caliente, ferner ein Feldzug gegen die Huaxteca und die Angliederung eines großen Teils der Landschaften an der Golfküste. Erst die Regierungszeit des achten Königs Ahuitzotl ist wieder eine große Zeit. In diese fallen die Kämpfe mit den Zapoteken und die Eroberung eines großen Teils der pacifischen Tierra Caliente sowie die Ausdehnung der mexik. Herrschaft über das Gebiet der Totonaken. Der neunte König, der jüngere Motecuhzoma (s. Montezuma), war ein tüchtiger Heerführer und ein kräftiger Herrscher. Daß es nichtsdestoweniger Cortez gelang, mit so geringer Macht ein so großes Reich zu Fall zu bringen, hatte verschiedene Gründe. Zunächst war das Mexikanische Reich, soweit es sich auch ausdehnte, kein einheitliches und geschlossenes. In unmittelbarer Nachbarschaft der Hauptstadt waren ununterworfene feindliche Stämme, die Huxkalteken, die sich mit Cortez gegen die M. verbündeten. Sodann aber wurde Cortez durch die Religiosität und die abergläubische Scheu des Volks und seiner Regenten emporgetragen, die in ihm den verschwundenen Lichtgott erkannten, von dem prophezeit worden war, daß er wiedererscheinen und die Herrschaft wieder übernehmen werde.

Die bürgerliche Ordnung beruhte bei den M., wie wohl bei den meisten amerik. Völkerschaften, auf der Clanverfassung. Der ganze Stamm zerfiel in vier große Abteilungen und diese wieder in eine Anzahl Sippen (calpulli), deren Mitglieder gemeinsamer Abkunft waren. Die Ländereien waren Gemeinbesitz des Clans und zerfielen in solche, die den Mitgliedern des Clans zur Bebauung überlassen wurden (calpullalli), und solche, deren Ertrag allgemeinen Zwecken diente und die gemeinsam bebaut wurden. Die Vorsteher der Sippen, die Kriegshäuptlinge und andere angesehene Personen bildeten einen Hohen Rat, der in allen Stammesangelegenheiten das entscheidende Wort führte. Von ihm wurde der König erwählt. In späterer Zeit erscheint überall neben dem König als Kollege der Cihuacoatl, der im besondern den Stamm repräsentiert und das Amt des obersten Richters ausübt.

Die M. verehrten einen schöpferischen Urgott (Tonacatacutli, "Herr unsers Fleisches"), der als Gott des Himmels, des Lichts und des Feuers gedacht wird; in letzterer Eigenschaft mit dem besondern Namen Xiuhtecutli oder Ixcozauhqui, "der Gelbgesichtige", bezeichnet. Sie verehrten die Mutter Erde in verschiedenen Gestalten, die Wolkendämonen (Mixcoatl), die Götter der Maisfrucht (Cinteotl oder Chicomecoatl), den Gott der Luft und des Windes (Quetzalcoatl), die Götter der Berge und des Regens (Tlaloc), des fließenden Wassers (Chalchiuhtlicue) u. a. m. Jeder Clan hatte seine besondere Gottheit, die als Patron desselben galt, ebenso jeder Stamm. Der Stammgott der M. im engern Sinne, der Tenochca, der Bewohner von Tenochtitlan, war Huitzilopochtli, der gewöhnlich als Kriegsgott bezeichnet wird. Über die verschiedenen Gottheiten der M. vgl. Seler, Altmexik. Studien (in den "Veröffentlichungen aus dem Königl. Museum für Völkerkunde", I, Berl. 1889). Sie wurden verehrt durch Tänze und Gesänge, durch Fasten, Kasteiungen und Blutentziehungen, durch Räuche-^[folgende Seite]