Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Meyer; Meyer-Arnswalde; Meyerbeer

850

Meyer (Lothar Julius) - Meyerbeer

kampfgesetze und war Wortführer der Gruppe, die vom altständischen Standpunkte aus die neue Kreisordnung bekämpfte. Bei der Wahl von 1873 verlor er sein Mandat, wurde aber 1876 wiedergewählt und gehörte seitdem ununterbrochen dem Abgeordnetenhause an. 1890 wurde er auch von Arnswalde in den Reichstag entsendet. M., der als witziger und schlagfertiger Redner seinen oft originellen Anschauungen mitunter drastischen Ausdruck zu verschaffen wußte, nahm innerhalb der konservativen Partei, zu deren äußerster Rechten er gehörte, stets eine selbständige Stellung ein. Er starb 10. Sept. 1892 zu Berlin.

Meyer, Lothar Julius, Chemiker, geb. 19. Aug. 1830 zu Varel in Oldenburg, studierte anfangs Medizin in Zürich und Würzburg, dann in Heidelberg und Königsberg Chemie und mathem. Physik. 1859 übernahm er die Leitung des chem. Laboratoriums im Physiologischen Institut der Universität Breslau, wurde 1866 Professor an der Forstakademie Eberswalde, 1868 am Polytechnikum zu Karlsruhe, 1876 in Tübingen, wo er 13. April 1895 starb. In seinen Untersuchungen über «Die Gase des Blutes» (Gött. 1857) und «De sanguine oxydo carbonico infecto» (Bresl. 1858) führte er den Nachweis, daß die Aufnahme des Sauerstoffs im Atmungsprozeß nicht, wie man bis dahin annahm, durch einen einfachen Akt der Lösung erfolge, sondern durch chem. Affinität des Blutfarbstoffs bedingt sei und daß der Blutfarbstoff durch Aufnahme von Kohlenoxyd (bei Kohlenoxydgasvergiftung, s. d.) zur Bindung des Sauerstoffs unfähig gemacht werde. Ferner sind hervorzuheben: «Die modernen Theorien der Chemie» (Bresl. 1864; 5. Aufl. 1881), «Die Atomgewichte der Elemente aus den Originalzahlen neu berechnet» (mit K. Seubert, Lpz. 1883) und mehrere Schriften über das höhere Schulwesen.

Meyer, Marie Luise, Sängerin, s. Dustmann.

Meyer, Oskar Emil, Physiker, geb. 15. Okt. 1831 zu Varel im Großherzogtum Oldenburg, studierte zu Heidelberg, Zürich und Königsberg erst Medizin, dann Physik, promovierte 1860 in Königsberg, war 1862‒64 Privatdocent zu Göttingen und ist seit 1864 Professor der Physik an der Universität Breslau. Er veröffentlichte in Fachzeitschriften Abhandlungen über Reibung von Flüssigkeiten und Gasen, Dynamomaschinen, Gebirgsmagnetismus u. a. Ferner erschien: «Kinetische Theorie der Gase» (Bresl. 1877). Auch gab er heraus Franz Neumanns «Vorlesungen über die Theorie der Elasticität» (Lpz. 1885).

Meyer, Paul, franz. Litterarhistoriker, geb. 17. Jan. 1840 zu Paris, ist seit 1869 Professor der Sprachen und Litteraturen Südeuropas am Collège de France, seit 1876 der roman. Philologie an der École des Chartes und seit 1882 Direktor dieser Anstalt. 1883 wurde M. in die Académie des inscriptions et belles-lettres aufgenommen. Mit Gaston Paris gründete er 1872 die «Romania», die beide noch jetzt herausgeben. M. hat sich große Verdienste erworben durch seine Untersuchungen besonders auf dem Gebiete der südfranz. Sprache und Dichtung. Genannt seien: «Recherches sur l'épopée française» (1867), «Le salut d'amour dans les littératures provençales» (1867), «Recherches sur les auteurs de la chanson de la croisade albigeoise» (1868); ferner Ausgaben: «Flumenca» (1865), «Les derniers troubadours de la Provence» (1871), «Girart de Roussillon» (1884), «Nicole de Bozon» (1889), «Guillaume le Maréchal» (1891‒94), «Chanson de la croisade contre les Albigeois» (2 Bde., 1875‒79), «Daurel et Beton» (1881), «Recueil d'anciens textes bas-latins, provençaux et français» (2 Tle., 1874‒77), «Raoul de Cambrai» (1882) und «Alexandre le Grand dans la littérature française du moyen âge» (2 Bde., Par. 1886 fg.).

Meyer, Victor, Chemiker, geb. 8. Sept. 1848 zu Berlin, studierte dort und in Heidelberg unter Bunsen und Baeyer, wurde 1867 Assistent Bunsens, 1871 Professor am Polytechnikum in Stuttgart, 1885 an der Universität Göttingen, 1889 Bunsens Nachfolger in Heidelberg. In der organischen Chemie sind seine Untersuchungen über Nitro-, Nitroso- und Isonitrosoverbindungen, die Entdeckung der Aldoxime und Ketoxime und des Thiophens von besonders hervorragender Bedeutung, auf dem Gebiete der physik. Chemie seine Methoden der Dampfdichtebestimmung und die Zerlegung der Halogenmoleküle bei sehr hohen Temperaturen.

Meyer-Arnswalde, s. Meyer, Leuthold Wilh.

Meyerbeer, Giacomo (eigentlich Jacob Liebmann Beer; der hinzugefügte Name Meyer war von einem Verwandten dieses Namens übernommen), Opernkomponist, geb. 5. Sept. 1791 (nach dem Beschneidungsregister; nach M.s eigener Angabe 1794) zu Berlin als der Sohn eines Bankiers, erhielt durch den Klavierlehrer Lauska und durch Clementi den ersten Musikunterricht. Im Alter von 15 J. ging er zum Abt Vogler in Darmstadt, bei dem er, im Verein mit K. M. von Weber und Gänsbacher, drei Jahre hindurch seiner Ausbildung oblag. Gegen Ende seiner Studienzeit veröffentlichte er vierstimmige geistliche Gesänge (Klopstocksche Gedichte) und wurde infolge seiner Kantate «Gott und die Natur» zum großherzogl. darmstädtischen Hofkomponisten ernannt. Im 18. Jahre begab sich M. nach München, wo er seine erste Oper, «Jephthas Tochter», auf die Bühne brachte. Dann wandte er sich nach Wien. Hier trat er bald den gefeiertsten Klaviervirtuosen an die Seite, während seine komische Oper «Abimelek, oder die beiden Chalifen» sowie das Monodram «Thevelinda» keinen Erfolg hatten. Auf Salieris Rat ging M. zu weiterer Ausbildung nach Venedig und nahm nun Rossini zum Vorbild bei einer Reihe von Opern, die er für verschiedene Bühnen Italiens komponierte. Die meisten machten Glück und verbreiteten M.s Ruf über Italien; aber nur die letzte von ihnen, der 1824 für Venedig geschriebene «Crociato in Egitto», drang über die Alpen. 1826‒42 lebte M. in Paris, seit 1842 in Berlin; 1832 ernannte ihn der König von Preußen zum Hofkapellmeister, 1842 zum General-Musikdirektor. Er starb 2. Mai 1864 in Paris, wo er mit den Vorbereitungen zur Aufführung der «Afrikanerin» beschäftigt war.

M. hat als Opernkomponist über 30 Jahre die Bühne beherrscht, und seine großen, der Pariser Zeit entstammenden Opern gehören noch jetzt zum ständigen Repertoire aller großen Bühnen. Seinen Ruhm begründete «Robert le Diable» (zuerst 1831 in der Pariser Großen Oper), ein Werk, das die vollständige Umwandlung seines künstlerischen Schaffens zeigte und das größte Aufsehen erregte. M. hatte die Rossinische Form, in der er sich bis dahin bewegte, abgestreift bis auf die Fähigkeit, für Gesang zu schreiben, welche M. als der beste Erwerb aus seiner langen ital. Schule dauernd eigen blieb, und