Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mill; Mill.; Milla; Millais; Millau; Mille; Millefiōri

894

Mill (John Stuart) - Millefiori

Abhandlungen über Moralphilosophie. – Vgl. A. Bain, James M. (Lond. 1882).

Mill, John Stuart, engl. Philosoph und Nationalökonom, Sohn des vorigen, geb. 20. Mai 1806 in London, wurde von seinem Vater erzogen, dem er nachher in dessen Amte bei der Ostindischen Compagnie folgte. Von 1835 bis 1840 führte er die Redaktion der vereinigten «London and Westminster Review». Sein Amt bei der Ostindischen Compagnie legte er 1858 nieder. Von 1865 bis 1868 war M. liberales Mitglied des Unterhauses für Westminster; er starb auf einer Reise 8. Mai 1873 in Avignon. Als scharfsinniger Philosoph machte sich M. durch das «System of logic, ratiocinative and inductive » (2 Bde., Lond. 1843; neueste Ausg. 1891; deutsch von Schiel, 4. Aufl., 2 Bde., Braunschw. 1877, und Gomperz, 2. Aufl., Lpz. 1884‒86) bekannt, dem die «Principles of political economy» (2 Bde., Lond. 1848; neueste Ausg. 1891; deutsch von Soetbeer, 4. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1881 fg.) folgten. In diesem Werke geht M. auf die socialen Probleme näher ein, als es seine Vorgänger Smith, Say und Ricardo für nötig erachteten. In der «Examination of Sir W. Hamilton’s philosophy» (Lond. 1865; 5. Aufl. 1878) spricht er sich gegen die metaphysischen Lehren Hamiltons aus, während er ihm in der Bekämpfung der deutschen Transcendentalphilosophie beistimmt. Eine scharfe Kritik der positivistischen Philosophie lieferte sein Werk «Auguste Comte and positivism» (Lond. 1865; 3. Aufl. 1882; deutsch von Elise Gomperz, Lpz. 1874). Von seinen polit. Schriften sind vor allem die «Thoughts on parliamentary reform» (Lond. 1859) zu erwähnen, worin er die Ausdehnung des Wahlrechts auf das weibliche Geschlecht befürwortet, sowie die Abhandlungen «Considerations on representative government» (ebd. 1861; 3. Aufl. 1865) und «On liberty» (1859; neue Aufl., ebd. 1865). M. war ein eifriger Vorkämpfer der bürgerlichen, gesellschaftlichen und polit. Rechte der Frauen; seine Ansichten darüber legte er dar in «The subjection of women» (Lond. 1869; 5. Aufl. 1883: deutsch von Jenny Hirsch, 3. Aufl., Berl. 1891). Seine kleinern Schriften sammelte er in «Dissertations and discussions» (3 Bde., Lond. 1859‒67; 2. Aufl., 4 Bde., ebd. 1875). Aus seinem Nachlaß wurden veröffentlicht seine «Autobiography» (Lond. 1873; deutsch von Kolb, Stuttg. 1874) und die philos. Abhandlungen: «Nature, the utility of religion, and theism» (Lond. 1874; 3. Aufl. 1885; deutsch von Lehmann, Berl. 1875). Eine deutsche Übersetzung seiner gesammelten Werke gab Gomperz (12 Bde., Lpz. 1869‒80; zum Teil in 2. Aufl. 1884 fg.) heraus. M.s philos. Standpunkt besteht einerseits in energischer Bekämpfung des Apriorismus und der Metaphysik, andererseits in möglichst konsequenter Durchführung der Grundsätze der Associationspsychologie (wonach der gesamte Zusammenhang des menschlichen Denkens auf der Association elementarer Vorstellungsgebilde beruht) und der Induktion. In seiner Logik sucht er die durchgehende Geltung der induktiven Methode für alle Wissensgebiete nachzuweisen: Syllogismus und Mathematik, selbst die Idee einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit der Natur beruhen auf Erfahrung und Induktion. Auch auf dem Gebiete der Geisteswissenschaften sei die induktive Methode die allein richtige. – Vgl. Taine, Le positivisme anglais; étude sur John Stuart M. (Par. 1864); Stebbing, Analysis of M.s System of logic (ebd. 1864); Courtney, The Metaphysics of John Stuart M. (ebd. 1879); Mansel, The philosophy of the conditioned (Lond. 1866); Bain, John Stuart M.: a criticism, with recollections (ebd. 1882); Lauret, Philosophie de St. M. (Par. 1885). Eine Biographie M.s schrieb Courtney (Lond. 1888).

Mill., hinter lat. Namen von Naturobjekten Abkürzung für Ludwig Miller, österr. Naturforscher, besonders Entomologen.

Milla (span., spr. millja), Wegmaß = ⅓ Legua (s. d.).

Millais (spr. -leh), John Everett, engl. Maler, geb. 8. Juni 1829 in Southampton, besuchte die königl, Akademie in London, stellte 1846 sein erstes Gemälde: Gefangennahme des Inka von Peru durch Pizarro, aus und erhielt 1847 für das Bild: Der Stamm Benjamins die Töchter von Siloah ergreifend, eine goldene Medaille. Unbefriedigt durch den vorzugsweise auf dem Studium der Antike beruhenden Lehrkursus der königl. Akademie, verband sich M. mit Holman Hunt, F. M. Brown und Rossetti zur Genossenschaft der Präraffaeliten (s. d.). Besonders charakteristisch für diesen Wendepunkt in der Entwicklung M.’ waren die Bilder: Unser Erlöser, Ferdinand von Ariel gelockt, Der Hugenotte, Ophelia. Später wendete er sich einer mehr naturalistischen Richtung zu. 1863 wurde M. zum Mitglied, Anfang 1896 zum Präsidenten der königl. Akademie der Künste in London gewählt. Er starb 13. Aug. 1896 daselbst. Zu seinen auch durch Kupferstiche bekannt gewordenen Werken gehören: Der verbannte Royalist, Der schwarze Braunschweiger, Abzug der Römer aus Britannien, Pilger nach der Paulskirche, Josua im Kampfe mit Amalek, Lallah Rooth, Die Nordwestpassage, Verbotene Frucht, Die Prinzen im Tower, St. Martins Sommer u. s. w. Auch in der Landschaftsmalerei und im Porträt (s. Tafel: Englische Kunst Ⅱ, Fig. 3) hat M. Ausgezeichnetes geleistet.

Millau oder Milhau (spr. mĭjoh). 1) Arrondissement des franz. Depart. Aveyron, hat 2034,90 qkm, (1891) 66825 E., 50 Gemeinden und 9 Kantone. – 2) Hauptstadt des Arrondissements M., am Tarn, an der Linie Béziers-Rodez der Südbahn, hat (1891) 15871, als Gemeinde 17429 E., roman. St. Franziskuskirche, Kirche Notre-Dame, schönen Belfried, einen Gerichtshof erster Instanz, Handelskammer, ein Kommunal-Collège; Gerberei, Seidenspinnerei, Handschuhfabrikation, Handel mit Bauholz, Wolle, Vieh, Wein und Käse. In der Nähe Kohlengruben.

Mille (lat.), tausend.

Millefiōri (ital., d. i. tausend Blumen), eine ursprünglich in Italien hergestellte, bunte, in ungefärbte Grundmasse eingeschmolzene Glasmosaik, die zum Ausschmücken von Briefbeschwerern, Dosen, Schalen u. s. w. benutzt wird. Man verfertigt es in der Weise, daß man kurze, flache Abschnitte der verschieden gefärbten Glasstäbe (Elemente) zu bunten Mustern zusammenstellt, diese in ungefärbtes Glas einbettet und das Ganze noch mit ungefärbtem Glase überfängt.

Filigranglas (Fadenglas) ist Glas, das mit bunten Fäden oder Bändern durchsetzt ist, die, parallel laufend oder vielfach verschlungen, oft die wunderbarsten Verzierungen abgeben. Um einen Begriff von der Herstellung von solchem Glase zu erhalten, denke man sich eine Reihe von einfach gefärbten, farblos überfangenen Glasstäbchen an