Miltitz (Miltiz), Karl von,
päpstl. Kammerherr, der auch die Geschäfte seines sächs. Landesherrn bei der Römischen Kurie
besorgte, überbrachte 1518 dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen die Goldene Rose und suchte
zugleich auf Luther (s. d., S. 392b) im Sinne der Kurie einzuwirken.
Die Besprechungen blieben ohne Erfolg. M. kehrte, für weitere drei Jahre als Vertreter
bestellt, nach Rom zurück. Bei einer Reise nach Deutschland (1529) ertrank er im Main. –
Vgl. Seidemann, Karl von M. (Dresd. 1844).
Milton (spr. millt’n), John, engl. Dichter
und Staatsmann, geb. 9. Dez. 1608 zu London, erhielt durch seinen Vater, einen Notar, der
wegen Übertritts zur prot. Kirche von seinen kath. Eltern enterbt worden war, und den
Puritaner Young eine sorgfältige Erziehung. Er besuchte mit Unterbrechung die Universität
zu Cambridge (1625-32) und verlebte dann fünf Jahre anf dem väterlichen Landgute zu Horton.
Hier entstanden seine beschreibenden Gedichte «L’Allegro»
und «Il Penseroso» (zuerst gedruckt in den
«English and Latin poems», 1645; neu hg. von Hunter,
Lond. 1883, und von A. W. Verity, Cambr. 1891); ferner die Masken
«Arcades» und «Comus»
(gedruckt 1637; neu hg. von O. Elton, Lond. 1893; deutsch von Imman. Schmidt, Berl. 1860) und
das Gedicht «Lycidas», eine Klage über den Tod seines
Freundes Edward King. 1638 und 1639 bereiste er Frankreich, die Schweiz und Italien und wurde
überall ehrenvoll aufgenommen. Nach seiner Rückkehr begann er sich in die religiösen und
polit. Streitfragen seiner Zeit zu mischen. Er schrieb Abhandlungen über Ehe und Ehescheidung
(veranlaßt durch seine 1643 geschlossene unglückliche erste Ebe; deutsch von von Holtzendorff,
Berl. 1855), über Erziehung (1644), über Kirchenverwaltung und über Preßfreiheit
(«Areopagitica», 1644), verteidigte die Hinrichtung
Karls I. («The tenure of kings and magistrates», 1649),
widerlegte die Karl I. zugeschriebene Schrift
«Eikon basilike» in dem
«Eikonoklastes» und bekämpfte des Salmasius
«Defensio regia» in der berühmten
«Pro populo anglicano defensio» (1651), der er 1654 noch
eine «Defensio secunda» und 1655 eine
«Defensio pro se» folgen ließ. Cromwell ernannte ihn
1649 zum Geheimschreiber des Staatsrats. Obwohl seit 1654 unheilbar erblindet, ließ er doch
seine Feder nicht ruhen. Bei der Wiederherstellung des Königtums wurden zwar seine
«Defensio» und sein
«Eikonoklastes» von Henkershand verbrannt, er selbst aber
blieb unangefochten und wandte sich nun wieder der Dichtung zu.
Im J. 1665 vollendete er sein berühmtes Gedicht
«Paradise lost», für das er nur mit Mühe einen Verleger
fand, der ihm 10 Pfd. St. zahlte (Lond. 1667, in 10 Gesängen; 2. Ausg. 1674 in 12 Gesängen;
deutsch von von Berge, Zerbst 1682; von Bodmer, Zür. 1732 und Frankf. und Lpz. 1732; von
Zachariä, Altona 1762; 2. Aufl. 1762; von Bürde, Berl. 1792 und Bresl. 1822; von Prieß,
Rostock 1813; von Kottenkamp, 2. Aufl., Pforzh. 1842; von Eitner, Hildburgh. 1867;
von Böttger, 5. Aufl., Lpz. 1878; von Schuhmann, 2. Aufl., Stuttg. 1877). Das Gedicht ist
mehr dialogisch als episch angelegt und ausgezeichnet durch Schönheit, Kraft und Adel der
Sprache und herrliche Charakterschilderungen, unter ↔ denen die des Satans
und der gefallenen Engel einerseits und die von Adam und Eva andererseits obenan stehen.
M. ließ 1671 sein «Paradise regained» (deutsch von
Böttger, 5. Aufl., Lpz. 1878; von Schuhmann, 2. Aufl., Stuttg. 1877) folgen, das bei großen
Schönheiten doch dem «Paradise lost» nachsteht. Seine
Tragödie «Samson Agonistes» (1671; neu hg. von Parcival,
1890) ist als Trauerspiel verfehlt. M. starb 8. Nov. 1674 in Bunhill bei London und liegt
in St. Giles’ Cripplegate, einer Kirche der City, begraben. Seine Werke sind wiederholt
gesammelt; die dichterischen von Th. Newton (3 Bde., Lond. 1749–52), Hawkins (4Bde.,
Oxf. 1824), Todd (5. Aufl., 4 Bde., Lond. 1852), Keightley (2 Bde., ebd. 1859 und 1864)
und Masson (3 Bde., Cambr. 1874; neue Aufl. 1893); die engl. Gedichte von Browne
(2. Aufl., Oxf. 1872); die prosaischen Werke von Fletcher (Lond. 1826 u. ö.) sowie von
John und Sumner in Bohns «Standard library»
(5 Bde., ebd. 1848–52); die sämtlichen Werke ebenfalls von Fletcher (ebd. 1834, 1838
und 1864) und, mit einer Biographie, von John Mitford (8 Bde., ebd. 1851). Bernhardi gab in
deutscher Übersetzung «M.s polit. Hauptschriften» (3 Bde., Lpz. 1871–77) heraus. Die Echtheit
von M.s 1823 in der Handschrift aufgefundenem Werke
«De doctrina christiana»
(hg. von Sumner, Cambr. 1825; abgedruckt Lpz. 1827) ist mehrfach in Zweifel gezogen worden.
– Die vorzüglichsten biogr. Werke über M. lieferten Masson (6 Bde., Lond. 1858–80), Alfred
Stern (2 Tle., Lpz. 1877–79) und Garnett, Life of John M.
(Lond. 1890).
Milwaukee (spr. -wahki), Hauptstadt des
County M. und Einfuhrhafen im nordamerik. Staate Wisconsin, die größte Stadt des Staates und
nach
Chicago des Nordwestens überhaupt, an einer halbkreisförmigen Bai des Michigansees gelegen,
durchflossen vom Menomonee-River und auch von mit dem Menomonee-River verbundenen
Kanalstrecken,
ist Knotenpunkt wichtiger Bahnen, wie Chicago-Northwestern, Chicago-M.-St. Paul, hatte
1840: 1750, 1860: 45 286, 1880: 115578, 1890: 204468 E., darunter über die Hälfte Deutsche.
Die
Stadt ist regelmäßig gebaut und bedeckt 46 qkm; das Centrum ist Geschäftsviertel, der hoch
gelegene Ostteil und die Straßen im Westen enthalten die Wohnhäuser. Die Häuser sind zum
großen
Teil aus rahmgelben Backsteinen erbaut (cream city).
Unter
den öffentlichen Gebäuden sind zu nennen das Gerichtshaus, die Handelskammer, Postamt,
Mitchellgebäude, Stadthaus, Ausstellungsgebäude mit Museum, die
Layton Art Gallery, die Deutsche Musikakademie; unter den
Kirchen: die St. Paul-Episkopalkirche, die kath. St. Johnskathedrale und die luth.
Trinitykirche; unter den Parks der Schlitzpark im nördl. Teile mit Theater, der Juneaupark
mit zwei Denkmälern. In der Nähe der Stadt liegt das Soldatenheim für 2000 Insassen.
Die Hauptverkehrsstraßen sind: Wisconsin-, East Water-, Milwaukee-Street und die Grand
Avenue mit dem Washington-Square. Die Stadt hat mehrere höhere Unterrichtsanstalten, wie das
College für Frauen, Marquette College, eine öffentliche Bibliothek (50000 Bände),
naturwissenschaftliches Museum,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 900.