Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

919

Minnesota - Minnigerode

der Meißner, sondern sich hochmütig von den ungelehrten Spielleuten, wie dem Sachsen Rumsland. Der Konkurrenzneid führte zu zahllosen unerquicklichen Reibereien. Poet. Wert hat unter diesen spätern Spruchdichtern zumeist der wilde Alexander; technisch ausgezeichnet ist der Kanzler, durch komisches Halbwissen amüsant Boppe. Der Gegensatz zwischen Gelehrt und Ungelehrt drängt sich bald nach 1300 typisch zusammen in den echten und unechten Wettgesängen zwischen dem theologisch gebildeten Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, und dem Schmied Regenbogen. Die Spruchdichtung der "Meister" ist die unmittelbare Vorstufe des Meistergesangs (s. d.), die der ungelehrten Fahrenden ging unter in den Volkswitzen und Volkssprüchen in Reimpaaren, die im 15. Jahrh. blühten.

Die für den Augenblick gedichteten Lieder und Sprüche wurden selten von den Dichtern selbst gesammelt, auch nicht immer von ihnen vorgetragen. Nicht nur Adlige, sondern auch Fahrende hielten sich stimmbegabte Singknaben. Die Spielleute, die vom Vortrag fremder, seltener eigener Dichtungen lebten, zeichneten sich ihr Repertoire in kleine Liederbücher ein. Aus solchen Liederbüchern wurden Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrh. die großen, zum Teil glänzend ausgestatteten Liedersammlungen zusammengestellt, aus denen wir den M. kennen. Die wichtigsten sind: die kleine Heidelberger Liederhandschrift (hg. von Pfeiffer in der "Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart", Bd. 9, Stuttg. 1844), die Weingartner zu Stuttgart (hg. von Pfeiffer und Fellner, Bd. 5, ebd. 1843) und vor allem die sog. Manessische, früher in Paris, jetzt in Heidelberg befindliche Bilderhandschrift (s. Manessische Handschrift).

Über die Entwicklung und Geschichte der deutschen mittelalterlichen Kunstlyrik vgl. Altfranz. Lieder und Leiche (hg. von W. Wackernagel, Bas. 1846); Uhland, Der M. (in den "Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage", Bd. 5, Stuttg. 1870); Scherer, Deutsche Studien (2 Hefte, Wien 1870 und 1874); Burdach, Reinmar der Alte und Walther von der Vogelweide (Lpz. 1880); Lyon, Minne- und Meistersang (ebd. 1883); Lechleitner, Der deutsche M. (2 Bde., Wolfenb. 1893). Über die Geschichte der Spruchdichtung vgl. Die Gedichte Reinmars von Zweter (hg. von Roethe, Lpz. 1887). Alle in den verschiedenen Handschriften erhaltenen Gedichte hat von der Hagen in seiner Ausgabe der "Minnesinger" (4 Bde., Lpz. 1838) zu sammeln versucht und Lebensbeschreibungen der Dichter hinzugefügt. Eine geschmackvolle Auswahl lieferte Bartsch, Deutsche Liederdichter des 12. bis 14. Jahrh. (3. Aufl., Stuttg. 1893); vgl. auch Pfaff, Der M. des 12. bis 14. Jahrh. in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur" (ebd. 1892). Eine kritische Ausgabe des ältern M. wurde als "Des M. Frühling" (5. Aufl., Lpz. 1893) von Lachmann und Haupt besorgt. Die Schweizer Minnesänger gab Bartsch (Frauenf. 1886) heraus. Übersetzungen versuchten Tieck (Minnelieder aus dem schwäb. Zeitalter, Berl. 1803), Simrock (Elberf. 1857), Storck (Münster 1872) u. a.

Minnesōta, einer der nordwestlichen der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 43° 30' und 49° nördl. Br. und 89° 29' und 97° 5' westl. L., wird im N. von Britisch-Amerika, im O. vom Obern See und von Wisconsin, im S. von Iowa und im W. von den Dakotas begrenzt, hat 215910 qkm und (1890) 1301826 E., d. i. 6 auf 1 qkm, darunter 467356 im Ausland (116955 in Deutschland, 215215 in Skandinavien) Geborene. M. ist das Land der Seen und Flüsse: von den nahezu 10000 Seen sind der Leech, Red Lake, Mille Lacs, Vermillion, Itaska die größten; von den Flüssen sind schiffbar: der Mississippi, der fast das ganze Gebiet durchströmt, der M., St. Croix, St. Louis, Red-River, Red-Lake-River. M. ist Hochland; reiche Waldungen wechseln mit Sandhügeln, Sümpfen, Thälern und Prairien ab. Archäische Gesteine bilden den centralen und nordöstl. Teil. Auf der Ostseite legen sich größere cambrische und silurische Schichten an, während den Nordwesten Diluvium bedeckt. Die Kreideformation tritt vereinzelt auf. Die Spuren der Eiszeit sind besonders an den Seen erkennbar. Das Klima ist, namentlich im nördl. Teil, rauh und streng, aber nicht ungesund. Der Ackerbau, die Hauptbeschäftigung, ergab 1893: 30 Mill. Bushel Weizen, 41 Mill. Bushel Hafer, 9 Mill. Bushel Gerste, 7 Mill. Bushel Kartoffeln, 2,8 Mill. t Heu, ferner Mais und Flachssamen. Andere wichtige Erwerbszweige sind die Holzgewinnung in den ausgedehnten Waldungen und Holzbearbeitung sowie die Getreidemühlen. Eisenminen existieren seit 1884 im Vermilliondistrikt. Die Seen sind reich an Fischen, die Wälder an Wild, darunter Bären, Wölfe und viele Pelztiere. Dies gilt namentlich für den fast ganz urwüchsigen mittlern nördl. Teil, wo auch, am Red-Lake, größere Indianerländereien sind. M. hat 80 Counties, Hauptstadt ist St. Paul. Die Legislatur besteht aus 54 Senatoren und 114 Abgeordneten. Nach Washington sendet M. 2 Senatoren und 7 Abgeordnete und hat bei der Präsidentenwahl 9 Stimmen. Die Staatsuniversität in Minneapolis hatte 1894 über 2000 Studenten. Die eigentliche Staatsschuld betrug (1894) 1892000 Doll. Die Gesamtlänge der Bahnen beträgt 9434 km. - Von dem heutigen M. gehörte der Teil östlich vom Mississippi zu dem sog. Nordwestterritorium (s. d.), der westlich davon zu dem 1803 von Frankreich gekauften Louisiana. Am 3. März 1849 wurde M. als Territorium organisiert und 11. Mai 1858 als Staat in die Union aufgenommen. 1891 wurde das Gebiet des Itaskasees mit 90 qkm zum Staatspark erhoben. 1894 vernichteten Waldbrände 1032 qkm Bestand und 8 Orte, wobei 400 Personen umkamen. - Vgl. Neill, History of M. (Minneapolis 1887); Kirk, Illustrated history of M. (St. Paul 1887).

Minnesōta-River (spr. riww’r), Fluß im nordamerik. Staate Minnesota, 420 km lang, entspringt an der Grenze von Dakota aus dem Big Stone Lake, fließt südöstlich bis Mankato, dann nordöstlich und mündet bei St. Paul rechts in den Mississippi. Links münden Potato und Chippewa, rechts Lac Qui Parle, Yellow Medicine, Redwood und Cottonwood.

Minnigerode, Wilhelm, Freiherr von, konservativer Politiker, geb. 28. Nov. 1840 zu Braunschweig, trat 1860 in die preuß. Armee ein und nahm 1864 seinen Abschied, um sich der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen. Nachdem er an den Feldzügen von 1866 und 1870 teilgenommen hatte, wurde er 1871 in den Deutschen Reichstag gewählt, dem er (mit einer kurzen Unterbrechung) bis 1884 angehörte. Seit 1878 war er auch Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses. 1884 wurde er in den preuß. Staatsrat berufen. M. war ein hervorragendes Mitglied der konservativen Partei und namentlich im agrarischen Sinne thätig. 1888