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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Minton - Mioko

Minton (spr. minnt'n), Thomas, geb. 1765, gründete 1791 in Stoke upon Trent eine Fabrik für Porzellan- und Fayencegegenstände. Nach seinem Tode (1836) übernahm Herbert M. (gest. 1858) die Leitung; jetziger Chef ist ein Verwandter C. M. Campbell. Berühmt sind besonders die Arbeiten der Manufaktur in Parian, einer porzellanartigen Masse, welche in der warmen Färbung dem Parischen Marmor sich nähert. Auch ahmte die Fabrik die Majoliken nach sowie die Arbeiten von Luca della Robbia und Palissy und zeichnete sich aus in Pâte-sur-Pâte-Geräten. Überaus mannigfach sind die farbigen Fayencen und ebenso das feine Tafelqeschirr. Alle eigentümlichen Farben des altchines. Porzellans wurden von der Firma wieder erfunden und gebraucht, desgleichen die berühmten Farben von Sèvres. Ein Abzweig der Fabrik (Minton, Hollins & Co.) stellt auch Fliese her.

Minucius Felix, Apologet im 2. Jahrh., war Sachwalter in Rom. Seine Apologie "Octavius" ist in Form eines Dialogs abgefaßt und ist wahrscheinlich die älteste noch vorhandene christl. Schrift in lat. Sprache. Ausgaben von Halm (im "Corpus scriporum ecclesiasticorum latinorum", Bd. 2, Wien 1867) und von Baehrens (Lpz. 1886), deutsche Übersetzung von Dombart (2. Ausg., Erlangen 1881). - Vgl. Ebert, Tertullians Verhältnis zu M. F. (in den "Abhandlungen der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften", Bd. 5, Nr. 5, Lpz. 1868); ders., Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Abendlande, Bd. 1 (ebd. 1874); R. Kühn, Der Octavius des M. F. (ebd. 1882).

Minuendus (lat.), s. Subtraktion.

Minus (lat., d. i. weniger, kleiner), mathem. Ausdruck zur Bezeichnung sowohl der Subtraktion als der negativen Größe; im Gegensatz zu Plus. Das Zeichen dafür ist ein liegender Strich (-).

Minuskeln (lat.), s. Majuskeln.

Minuszinsk. 1) Bezirk im russ.-sibir. Gouvernement Jenisseisk, im Flußgebiet des Jenissei, hat 112 374,7 qkm, 137 620 E. (ein Drittel Minussinsche Tataren), Goldwäschereien, Steinkohlen, Eisen, Ackerbau, Viehzucht, Jagd, Gerbereien, Brennereien. Der südlichste Teil des Bezirks an der chines. Grenze bildet seit 1885 einen besondern selbständigen Grenzbezirk Ussa (russ. Ussinskij okrug). - 2) Bezirksstadt im Bezirk M., an der Mündung der Minussinka in den Jenissei, hat (1893) 6056 E., Telegraph, Kirchen, naturwissenschaftliches Museum ; Stadtbank, Handel mit Getreide und Vieh.

Minute (lat.), der 60. Teil einer Stunde (Zeitminute); in der Kreiseinteilung der 60. Teil eines Grades (Bogenminute, bezeichnet mit '); in der Baukunst der 30. Teil eines Models (s. d.); in der bildenden Kunst die Einheit für die Verhältnisse des menschlichen Körpers, von der 48 auf eine Kopflänge gehen. - In der franz. Rechtssprache ist M. die Urschrift einer Urkunde im Gegensatz zur Ausfertigung (expédition) derselben. - In der Logismographie (s. d.) bedeutet M. die erste Niederschrift eines Postens.

Minutenglas, eine kleine Sanduhr, die nur eine Minute läuft und besonders auf Schiffen beim Lotsen gebraucht wird.

Minutien (lat.), Kleinigkeiten, Geringfügigkeiten; minutiös, auf Geringfügiges Gewicht legend, pedantisch. - M. im Bergbau, s. Gefälle.

Minutoli, Alexander, Freiherr von, Sohn des folgenden, geb. 26. Dez. 1806 zu Berlin, war im Staatsdienst für die Belebung der industriellen Verhältnisse in Schlesien thätig und machte sich auch als Kunstschriftsteller bekannt durch "Denkmäler mittelalterlicher Baukunst in den brandenb. Marken" (Berl. 1836) und "Der Dom zu Drontheim und die mittelalterliche Baukunst der skandinav. Normannen" (Berl. 1853). Er starb 17. Dez. 1887.

Minutoli, Heinr., Freiherr Menu von, Reisender und Altertumsforscher, geb. 12. Mai 1772 zu Genf, trat in preuß. Kriegsdienste, wurde im Feldzuge am Rhein bei Bitsch 1793 schwer verwundet, kam dann als Lehrer an das Kadettenkorps zu Berlin und wurde später als Generalmajor zum Gouverneur des Prinzen Karl erwählt. Seine Liebe für die Altertumskunde veranlaßte ihn 1820-22 zu einer Expedition nach Ägypten, welche von der preuß. Regierung unterstützt wurde. Ein großer Teil seiner Sammlungen ging an der Küste der Nordsee im Schiffbruch verloren; ein anderer wurde nebst M.s übrigen Sammlungen vom König von Preußen für das Museum angekauft. Später nahm M. als Generallieutenant seine Entlassung und zog sich auf seine Besitzung bei Lausanne zurück. Er starb 16. Sept. 1846. Außer seinem Hauptwerk, der "Reise zum Tempel des Jupiter Ammon und nach Oberägypten" (Berl. 1824, mit Atlas; "Nachträge", ebd. 1827), veröffentlichte er unter anderm: "Beiträge zu einer künftigen Biographie Friedrich Wilhelms III." (ebd. 1843), "Der Feldzug der Verbündeten in Frankreich 1792" (ebd. 1847), "Militär. Erinnerungen" (ebd. 1845). Seine zweite Gattin Wolfradine, Freifrau von M., geb. 1. Febr. 1794, geborene Gräfin von der Schulenburg, schrieb "Souvenirs d'Egypte" (2 Bde., Par. 1826; deutsch von Wilhelmine von Gersdorf, Lpz. 1829) und starb 22. Nov. 1868 zu Berlin.

Minyas, der mythische König der Minyer (s. d.). Als seine Residenz galt das reiche Orchomenos (s. d.) in Böotien. Das von Pausanias bewunderte Schatzhaus des M. in Tiryns (s. d.) ist verschwunden, das in Orchomenos jedoch durch Schliemann aufgedeckt. (S. auch Agrionia.)

Minye, s. Minjeh.

Minher, altgriech. oder vorgriech. Volksstamm, der seine Wohnsitze hauptsächlich im südl. Thessalien und in Böotien hatte. Bedeutende Reste ihrer hoch entwickelten Baukunst scheinen in dem jetzt ausgetrockneten Kopaissee zu Tage getreten zu sein. - Vgl. K. O. Müller, Geschichten hellenischer Stämme und Städte, Bd. 1 (2. Aufl., Bresl. 1844); E. Curtius, Die Deichbauten der M. (in den "Sitzungsberichten der königlich preuß. Akademie der Wissenschaften", Berl. 1892).

Minze, Pflanzengattung, s. Mentha.

Minzenberg, s. Hanau (Bd. 8, S. 727 a).

Miocän, die untere Stufe des jüngern Tertiärs. Unter den Fossilien finden sich in diesen Ablagerungen eine größere Anzahl von noch lebenden Gattungen angehöriger Arten. Im Wiener Becken ist das M. mit größtem Reichtum an Petrefakten entwickelt. Vgl. die Abbildungen einiger Leitfossilien auf Tafel: Petrefakten der Känozoischen Formationsgruppe II, Fig. 6-18, beim Artikel Känozoische Formationsgruppe.

Mioko, eine der kleinern Inseln der Neulauenburggruppe im Bismarck-Archipel, 1,10 qkm groß, wichtig wegen des vorzüglichen Hafens und der Handelsniederlassungen deutscher Firmen. Der Name Miokesen ist in Kaiser-Wilhelms-Land Sammel-^[folgende Seite]