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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mitterburg - Mitthäterschaft

Ultenthal, daher auch Bad Ulten genannt, hat eine vitriolhaltige Eisenquelle.

Mitterburg oder Pisino, slaw. Pazin, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Mitterburg-Pisino sowie eines Bezirksgerichts (540,31 qkm, 26 323 E.), an der Foiba und der Linie Triest-St. Andrea-Pola der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 3227, als Gemeinde 14 968 E., Franziskanerkloster, alte Burg M. (weil in der Mitte des Landes), ein Kugeldenkmal des Generals Lazarich, des Befreiers Istriens von der franz. Invasion, eine Anstalt für Armenverpflegung (Mosconisches Institut); Getreide-, Obst- und Weinbau. Bei M. verschwindet die Foiba in den Schlund der Foibaschlucht.

Mitterburg-Pisino, Bezirkshauptmannschaft im österr. Kronland Istrien, hat 859,42 qkm und (1890) 41 699 (21 535 männl., 20 164 weibl.) meist kroat. E. (6703 Italiener) in 6 Gemeinden mit 58 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Albona und Mitterburg (s. d.).

Mittermaier, Karl Jos. Ant., Jurist, insbesondere Kriminalist, geb. 5. Aug. 1787 zu München, studierte zu Landshut und Heidelberg und trat 1809 als Privatdocent zu Landshut auf, wo er 1811 Professor wurde. Er folgte 1819 einem Rufe nach Bonn, 1821 nach Heidelberg. Seit 1831 war er Mitglied und später mehrmals Präsident der bad. Zweiten Kammer. Nachdem er im Vorparlament zn Frankfurt als Präsident fungiert hatte, wählte ihn die Stadt Baden in die Nationalversammlung, wo er sich dem gemäßigt liberalen Klub des Württemberger Hofs anschloß. Im April 1849 kehrte er nach Heidelberg zurück und starb daselbst 28. Aug. 1867. M.s Ruf als akademischer Lehrer und als jurist. Schriftsteller war ein europäischer. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts" (7. Aufl., 2 Bde., Regensb. 1847), "Der gemeine deutsche bürgerliche Prozeß" (1. bis 4. Beitr., 3. und 2. Aufl., Bonn 1827-40), "Das deutsche Strafverfahren in der Fortbildung durch Gerichtsgebrauch und Landesgesetzbücher" (4. Aufl., 2 Bde., Heidelb. 1845-46), "Die Lehre vom Beweise im deutschen Strafprozeß" (Darmst. 1834), "Ital. Zustände" (Heidelb. 1844), "Anleitung zur Verteidigungskunst im deutschen Strafprozesse" (4. Aufl., Regensb. 1845), "Die Strafgesetzgebung in ihrer Fortbildung geprüft" (2 Beitr., Heidelb. 1841-43), "Die Mündlichkeit, das Anklageprincip, die Öffentlichkeit und das Geschworenengericht" (Stuttg. 1845), "Das engl., schott. und nordamerik. Strafverfahren" (Erlangen 1851), "Die Gesetzgebung und Rechtsübung im Strafverfahren" (ebd. 1856), "Erfahrungen über die Wirksamkeit der Schwurgerichte in Europa und Amerika" (ebd. 1865), "Die Gefängnisverbesserung" (ebd. 1858) und "Der gegenwärtige Zustand der Gefängnisfrage" (ebd. 1860). Eine Umarbeitung des Feuerbachschen Werkes ist sein umfassendes "Lehrbuch des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechts" (14. Aufl., Gießen 1847). Sein Werk "Die Todesstrafe" (Heidelb. 1862) ist, wie mehrere andere seiner Schriften, in viele andere Sprachen übersetzt. Er war Mitbegründer des "Neuen Archivs des Kriminalrechts" und des "Archivs für civilistische Praxis" und der "Kritischen Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des Auslandes" (1829-56).- Vgl. Bad. Biographien, hg. von von Weech (Münch. 1875): K. und Fr. Mittermaier, Bilder aus dem Leben von K. J. A. M.(Heidelb. 1886).

Mitternacht, der dem Mittag (s. d.) gerade entgegengesetzte Zeitpunkt, an dem die Sonne bei ihrem scheinbaren täglichen Umlaufe den tiefsten Stand unter dem Horizont eines Ortes erreicht, indem sie zum zweitenmal in den Meridian tritt. Von diesem Augenblick an nimmt der Tag nach der bürgerlichen Zeitrechnung seinen Anfang. M. sagt man auch für Norden (s. Himmelsgegenden).

Mitternachtssonne, der während der Zeit des fortwährenden Tages in den Polargegenden um Mitternacht stattfindende niedrigste Stand der Sonne über dem Horizont. - Die Polargegend nennt man auch Länder der M.

Mitternachtsuhr, s. Sonnenuhr.

Mitterscher Panzerladen, s. Jalousie.

Mitter-Stauffen, s. Hoher Stauffen.

Mitterteich, Marktflecken im Bezirksamt Tirschenreuth des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, an der Linie Eger-Wiesau der Bayr. Staatsbahnen, hat (1895) 2505 (1890: 2295) E., darunter 116 Evangelische, Postexpedition; Porzellan- und Glasfabrikation, Basaltsteinbrüche, Holzhandel und Viehzucht.

Mitterwurzer, Anton, Baritonist, geb. 12. April 1818 zu Sterzing in Tirol, betrat die Bühne zuerst in Innsbruck und war in der Folge Mitglied einer kleinen österr. Gesellschaft, bis er 1839 in Dresden engagiert wurde, wo er bald hervorragende Bedeutung erlangte. Am 1. Juni 1870 trat M. von der Bühne zurück und starb 2. April 1876 zu Döbling bei Wien. M. gehörte zu den besten Vertretern Gluckscher, Marschnerscher und Wagnerscher Partien.

Aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Anna Herold entstammt Friedrich M., Schauspieler, geb. 16. Okt. 1845 zu Dresden. Er ging mit 18 Jahren zum Theater, spielte an verschiedenen Bühnen und war 1869-71 Mitglied des Stadttheaters zu Leipzig, wo er neben Helden- und Liebhaberrollen auch Partien in der Posse und Operette übernahm. 1871 wurde M. für das Hofburgtheater in Wien engagiert, ging 1879 zum Wiener Stadttheater über, wurde an diesem nach Laubes Rücktritt Oberregisseur und 1884 artistischer Direktor des Carl-Theaters. Seitdem war M., ein kurzes Engagement am Hofburgtheater (1894) ausgenommen, Wanderschauspieler und ist in allen großen Städten Deutschlands, Österreichs, Rußlands und Nordamerikas aufgetreten. Neuerdings trat er wieder in den Verband des Hofburgtheaters. M. ist ein origineller Darsteller von großer Gestaltungskraft. Er hat auch verschiedene Dramen verfaßt und übertragen.

Wilhelmine M., geborene Rennert, Schauspielerin, seit 1867 Gattin des vorigen, geb. 27. März 1849 zu Freiburg i. Br., betrat 1862 die Bühne, wurde 1863 Mitglied des Wallner-Theaters in Berlin und folgte ihrem Gatten nach Graz, Leipzig und Wien, wo sie am Burgtheater wirkt.

Mittewald, Dorf im Gerichtsbezirk Sterzing der österr. Bezirkshauptmannschaft Brixen, links am Eisak und an der Brennerbahn, in 795 m Höhe, hat (1890) 645 E. In der Nähe ein Engpaß, wo 5. Aug. 1809 die Tiroler unter Haspinger und Speckbacher über die Franzosen siegten.

Mittfasten, der Mittwoch vor dem Sonntag Lätare, auch letzterer selbst.

Mitthäterschaft, im Sinne von Teilnahme an einer strafbaren Handlung, wird nach Reichsstrafgesetzbuch (§. 47) mit Strafe bedroht. Hierzu wird erfordert, daß alle Thäter zusammen den gesamten