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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mizpa - Mnium

Mizpa (Mizpe, hebr., "Warte"), im Alten Testament Name mehrerer hochgelegener Orte. Die wichtigsten sind: 1) M. in Gilead, d. i. im Ostjordanlande, von dem gewöhnlich auch die Namen Ramoth Mizpe und Ramoth Gilead, wofür auch Rama allein vorkommt, verstanden werden. Die Erzählung 1 Mos. 31, 44 fg. betrachtet M. als Grenzort zwischen Israel und den Aramäern. Judas Malkabi zerstörte M. um 165 v. Chr. Seine Lage ist unbestimmt. - 2) M. in Benjamin wurde von dem judäischen König Asa zur Grenzfeste gegen Israel gemacht und war nach der Zerstörung Jerusalems 586 kurze Zeit Sitz des von Nebukadnezar als Statthalter eingesetzten Gedalja. Sehr wahrscheinlich entspricht dieses M. dem heutigen Nebi Samwil, 10 km nordwestlich von Jerusalem, dem angeblichen Grabe des Propheten Samuel, einer Moschee mit einigen steinernen Häusern auf einem 895 m hohen Gipfel mit weiter Aussicht.

Mizraïm, s. Misraim.

Mizun (spr. -sun), Dorf mit Eisenbergwerk bei Dolina (s. d.).

Mjestnitschestwo, soviel wie Mestnitschestwo (s. d.)

Mjösen, der größte See Norwegens, ist 99 km lang, 16 km breit, 450 m tief (d. i. 356 m u. d. M.) und 365 qkm groß. Seine Umgebungen, Teile von den Ämtern Hedemarken und Kristians, gehören zu den reizendsten und fruchtbarsten Gegenden Norwegens. Der wichtigste Zufluß ist der Gudbrandsdals-Laagen (s. Gudbrandsdalen); der Abfluß geschieht durch den Vormen in den Glommen. Lebhaft ist die Fischerei. Von den Inseln ist Helgeö bedeutend und sehr fruchtbar. Der M. wird von Dampfern befahren, die Hamar, Gjövik und Lillehammer berühren.

MK, Abkürzung für Meterkerze (s. Beleuchtung, Bd. 2, S. 663a).

Ml. oder Müll., hinter lateinischen naturhistor. Namen Abkürzung für Otto Friedrich Müller, Botaniker, geb. 1730 zu Kopenhagen, gest. 1784.

Mlawa. 1) Kreis im nördl. Teil des russ.-poln. Gonvernements Plozk, im N. an die Provinz Preußen grenzend, hat 1487,6 qkm, 72 872 E.; Getreide-, Kartoffelbau, wenig Industrie. - 2) Kreisstadt im Kreis M., nahe an der preuß. Grenze und an den Eisenbahnen Marienburg-M. und Warschau-M., Sitz des Kommandos der 2. Brigade der 6. Infanteriedivision, hat (1893) 10 387 E., in Garnison das 6. Donische Kosakenregiment und das 18. Dragonerregiment, Post, Telegraph, 2 kath., 1 russ., 2 evang. Kirchen, Synagoge; Dampfmühle, Gerberei, Ölmühlen, Seifensiederei und Getreidehandel.

Mlila, s. Melilla.

M<sup>lle</sup> (vor Namen), in Frankreich Abkürzung für Mademoiselle.

mm, amtliche Abkürzung für Millimeter; mm<sup>3</sup>, in Frankreich und Österreich Abkürzung für Kubikmillimeter.

M. M., Abkürzung für Mälzls Metronom (s. Taktmesser); im Französischen auch für Messieurs.

m. m., Abkürzung für Mutatis mutandis (s. d.).

M<sup>me</sup> (vor Namen)', in Frankreich Abkürzung für Madame.

Mn, chem. Zeichen für Mangan (s. d.).

Mna (grch.), s. Mine (Maß und Gewicht).

Mnemonik (grch.), Mnemotechnik oder Gedächtniskunst, die Kunst, durch eine besondere Methode die Leistungen des Gedächtnisses zu steigern. Schon die Alten kannten eine Gedächtniskunst, als deren Erfinder der griech. Dichter Simonides betrachtet wurde und welche nach Cicero (De oratore II, 84, 85) und Quinctilian besonders die Redner anwendeten. Dieselben stellten sich irgend einen begrenzten Raum, z. B. eine Stadt, ein Haus, ein Zimmer vor und verteilten das, was sie sich merken wollten, in der richtigen Reihenfolge auf bestimmte Plätze in diesem Raume. Diese Methode der Verbindungen hat im wesentlichen bis auf die neueste Zeit den mnemonischen Systemen zu Grunde gelegen. Zum Teil wurde diese Kunst als eine Art kabbalistischer Geheimlehre behandelt, wie von Giordano Bruno, dem Vervollkommner der sog. Lullischen Kunst (ars magna Lullii), und noch später, am Ende des 16. Jahrh., von dem Deutschen Lambertus Schenkel, der als umherreisender Lehrer derselben Aufsehen erregte; zum Teil widmeten aber auch berühmte Gelehrte ihr Nachdenken dieser Kunst, wie Konr. Celtis im 15. Jahrh. und später Leibniz. In dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrh. regten die Schriften von Kästner, einem kursächs. Landgeistlichen (M. oder die Gedächtniskunst der Alten, Lpz. 1804), und vom Freiherrn von Aretin, Bibliothekar zu München (Systematische Anleitung zur Theorie und Praxis der M., Sulzb. 1810), das Interesse an dieser Wissenschaft von neuem an, später die Schriften von Aimé Paris (Principes et applications diverses de la mnémonique, 7. Aufl., Par. 1834) und der Brüder Jos. Feliciano und Alexander de Castilho (Traité de mnémotechnie, 5. Aufl., Bordeaux 1835, und Dictionnaire mnémotechnique, 5. Aufl., Lyon 1834). Eine eigentümliche Methode bildete der Pole Jazwinski ans, indem er mnemonische Quadrate konstruierte und mit Bildern belegen ließ.

In Deutschland erhob seit 1840 der Däne Karl Otto, genannt Reventlow, die Mnemotechnik auf eine höhere Stufe der Ausbildung, wie man sie aus dessen Lehrbuch der Mnemotechnik (Stuttg. 1843) und Wörterbuch der Mnemotechnik (ebd. 1844) kennen lernen kann. Seine Methode, die sog. Substitutionsmethode, setzt für sinnliche Vorstellungen, Begriffe, Wörter und Buchstaben Zahlen und umgekehrt, von dem Grundsatze ausgehend, daß die anschauliche Vorstellung leichter im Gedächtnis haftet als der abstrakte Begriff, und empfiehlt sich besonders, wo es gilt, Reihen von Zahlen dem Gedächtnis rasch und sicher einzuprägen. Ähnlich verfuhr Hermann Kothe (Lehrbuch der M., 2. Aufl., Hamb. 1852, und Katechismus der Gedächtniskunst oder Mnemotechnik, 6. Aufl. von Montag, Lpz. 1887) und Hugo Weber-Rumpe (Mnemonisches Zahlwörterbuch, Bresl. 1885, und Mnemonische Unterrichtsbriefe, ebd. 1887-88). Die Schule kann von der M. nur einen sehr beschränkten Gebrauch machen. (S. Gedächtnisübungen.)

Mnemosyne, die Tochter des Uranos und der Gaia, die Göttin des Gedächtnisses, ward von Zeus Mutter der neun Musen (s. d.), nachdem sie in Pierien neun Nächte in seinen Armen geruht hatte. - M. ist auch der Name des 57. Planetoiden.

Mnemotechnik, s. Mnemonik.

Mnesikles, griech. Architekt in der Zeit des Perikles, ist der Erbauer der Propyläen (s. d.) auf der Akropolis von Athen.

Mnichow, czech. Name von Einsiedl (s. d.).

Mnium L., Sternmoos, Moosgattung aus der Gruppe der Laubmoose (s. d.) mit etwa 30 meist der nördlichen gemäßigten und kalten Zone angehörenden Arten, rasenbildende Moose, die besonders