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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Monghyr; Mongibello; Mongisterwurzel; Mongolei; Mongolen

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Monghyr – Mongolen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Monge'

10. Aug. 1792 das Ministerium der Marine und mußte das Todesurteil an Ludwig XVI. vollstrecken lassen. Einige Monate später legte er sein Amt nieder und trat an die Spitze sämtlicher Gewehrfabriken, Geschützgießereien und Pulvermühlen der Republik. Unter dem Direktorium begründete er 1794 die Polytechnische Schule und bekleidete an derselben das Lehramt der Mathematik. Später berief ihn Bonaparte nach Ägypten, wo er das Direktorium des Ägyptischen Instituts übernahm; auch leitete er die Untersuchung der Altertümer und entdeckte unter anderm die Theorie der Luftspiegelung. Nach der zweiten Restauration verlor er seine Ämter und wurde aus der Liste des Instituts gestrichen. Er starb 18. Juli 1818. Außer durch viele wichtige physik. Entdeckungen erwarb sich M. als Erfinder der deskriptiven Geometrie ein bleibendes Verdienst. Er veröffentlichte den «Traité élémentaire de statique» (8. Aufl. von Hachette, Par. 1846; deutsch von Hahn, Berl. 1806), «Géométrie descriptive» (7. Aufl. von Brisson mit einer «Théorie des ombres et de la perspective», Par. 1847; deutsch von Schreiber, Freiburg 1828 fg.), «Application de l'analyse à la géométrie» (5. Aufl. von Liouville, Par. 1850). – Vgl. Dupin, Essai historique sur les services et les travaux scientifiques de M. (Par. 1819).

Monghyr (Monghir), ind. Stadt, s. Mungir.

Mongibello (spr. -dschi-), Name des Ätna.

Mongisterwurzel, s. Munjitwurzel.

Mongolei, zum Chinesischen Reiche gehöriges Land in Mittelasien, zwischen 37 und 53½° nördl. Br. und 87–125° östl. L. von Greenwich, begrenzt im N. vom Russischen Reich, im W. von der Dsungarei, im S. von den chines. Provinzen Sin-kiang, Kan-su, Schen-si, Schan-si und Pe-tschi-li und im O. von der Mandschurei, eine Hochebene, deren Mitte die Wüste Gobi (s. d.) einnimmt. Das so umgrenzte Gebiet bedeckt ungefähr 2957000 qkm und hat etwa 3550000 E., meist Mongolen (s. d.). Man zerlegt die M. gewöhnlich in die Innere und Äußere M., wozu dann noch Kobdo (s. d.) kommt. Die südliche oder Innere M. hat einen Flächeninhalt von 1057000 qkm mit 3 Mill. E.,von denen aber 1750000 auf 190000 qkm innerhalb des eigentlichen Chinas wohnen und von den Chinesen immer mehr nach N. zurückgedrängt werden. Es gehören hierzu die Gebiete des nördl. Pe-tschi-li (Tscheng-te und Tschakhar), das nördl. Schan-si, das Land der Ordo in der Hoanghoschleife und das der Olüten (Alaschan). In der Äußern M. oder dem Land der Chalcha (1384000 qkm mit 300000 E.) unterscheidet man 4 unter Aufsicht des Ambans in Urga stehende Gebiete:

  • 1) das des Zezen-Chans im NO., durchflossen vom Kerulen, der eigentliche Stammsitz der Chalcha;
  • 2) des Khutuktu- oder Tuschjetu-Chans mit der Hauptstadt Urga (s. d.) an der Tola;
  • 3) des Sain-Noin-Chans mit dem Oberlaufe der Selenga, der Stätte des alten Karakorum (s. d.) am obern Orchon und der Stadt Uljassutai (s. d.);
  • 4) des Dschassaktu-Chans, dessen Lager sich südlich von Uljassutai befindet, durchzogen vom südl. Ektag-Altai.

Unter der Aufsicht des chines. Amban in Uljassutai befindet sich das auch teilweise von Mongolen bewohnte Gebiet von Kobdo (s. d.) und das von Türken bewohnte Urianghai zwischen dem Tangnu und dem Satanischen Gebirge mit den Quellflüssen des Jenissei. (S. die Karten: China, Korea und Japan, beim Artikel China, und Innerasien, beim Artikel Asien.)

Entdeckungsgeschichte. Die erste wissenschaftliche Erforschung der M. hängt mit der Thätigkeit der franz. Jesuiten in China zusammen. Von ihnen zog Gerbillon als erster Europäer viermal durch die M., wurde Hofastronom des chines. Kaisers und begleitete ihn auf allen Zügen. Bei der Herstellung der großen Karte des Chinesischen Reichs (1708–17) wurde auch die M. vermessen. Zur Vervollständigung der Aufnahmen bereiste Hallerstein 1780 die M. und Turkestan und war der erste Europäer in Iltschi. Im 19. Jahrh. wurde die M. mehrfach von Russen bereist. Helmersen besuchte 1863 den Kossogolsee, 1864 Schischmarew die Quellen des Onon, 1868 derselbe Uljassutai. Der Astronom Fritsche nahm 1868, 1873 und 1874 astronom. und hypsometrische Messungen vor. Die Kaiserlich Russische Geographische Gesellschaft schickte 1870 eine Expedition unter Pawlinow in diesen westl. Teil der M., 1871 eine andere unter Prschewalski nach der südlichen M., die 1872 den Kuku-nor besuchte, endlich 1870 eine dritte unter Potanin nach der nordwestlichen M. 1888 ging Younghusband von Kalgan auf einem noch von keinen Europäer betretenen Wege nach Chami, von da nach Kaschgar und überstieg von hier den Mustaghpaß. Den Handelsweg an der Ostseite der M. untersuchte 1870 der Kaufmann Lossew, den obern Jenissei 1871 Putilow und Matussowski. Die wesentlich neuen Resultate in betreff dieser Gegend enthält das Werk von Wenjukow: «Die russ.-asiat. Grenzlande» (deutsch von Krahmer, Lpz. 1874). Den wertvollsten Beitrag zur Kenntnis der Gobi gab 1872 Ney Elias. 1874 zog der Oberst Sosnowski von Sibirien durch die M. nach Peking, um zu erforschen, wie die Theekarawanen aus den westl. Theebezirken Chinas nach dem Irtysch zu leiten seien. Seit 1876 erforschte die M. nach allen Richtungen Potanin, dem 1876 Rafailow, 1879 Adrianow und Orban, später Skassy und Beresowski zur Seite standen. Pjewtzow erreichte auf seiner Reise durch die M. (1878–79) unter 42° nördl. Br. Und 107° 51' östl. L. von Greenwich die letzten südöstl. Ausläufer des Altai. Nachdem dieser Reisende die nördl. Grenzstriche des östl. Chinas besucht hatte, trat er über Urga und Uljassutai die Rückreise an; von Urga ab bis zum Tschui ging sein Weg durch fast ganz unbekanntes Gebiet. Adrianow untersuchte 1881 in der Nordwestecke der M. das Steppenthal des Kemtschik, der zum Quellgebiet des Jenissei gehört.

Mongōlen, Bezeichnung der zahlreichen nomadischen Stämme, welche die Mongolei, ferner die Hochterrasse am Kuku-nor oder Blauen See, die hohe Tatarei zwischen den Gebirgsketten Mus-tag und Kuen-lun, endlich untermischt mit andern Stämmen Teile des sibir. und kaspischen Tieflandes bewohnen. Diese mongol. Völkerfamilie zerfällt in den östl. Zweig oder die Ostmongolen, den westlichen oder die Kalmücken (s. d.) und in den nördlichen oder die Buräten (s. d.). Dazu kommen noch die unter dem Namen Aimak und Hasara bekannten Mongolenstämme im Iran. Die Ostmongolen, das eigentliche Stammvolk der ganzen Familie, welches noch die Ursitze derselben inne hat, zerfallen außer mehrern andern kleinern Völkerschaften und Horden in die Chor- oder Scharaigol-Mongolen zwischen Tibet und der Kleinen Bucharei, in die innern M. südlich der Wüste Gobi, dann in die äußern, von dem Flüßchen Chalcha sog. Chalcha-(Khalcha- oder Chalka-)Mongolen im Norden der Gobi. Sie bewahren am reinsten die Eigentümlichkeiten, sowie

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 995.