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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Montan - Montanisten

Couvreface), dann folgt wieder ein nasser Graben und endlich der gedeckte Weg mit Reduits in den Waffenplätzen. Das tenailllerte Svstem Montalemberts hat im übrigen eine Ähnlichkeit mit der Befestigungsmanier des jüngern Landsberg. Montalembert gcbührt außerdem das Verdienst, auf die Notwendigkeit einer zusammenhangenden Kette detachierter Forts zuerst hingewiesen zu haben; auch für diese giebt er ein Muster an nach polygonalem Grundriß mit Kaponniereverteidigung und kasemattierten Türmen als Reduit. Zur praktischen Anwendung sind die Vorschläge Montalemberts mit Ausnahme der von ihm erbauten Befestigungen der Inseln Aix und Oléron in Frankreich nicht gelangt, da die Vaubansche Befestigungsmanier hier herrschend blieb; in Preußen dagegen haben sie auf die Ausbildung der Neupreußischen Befestigungsmanier (s. d.) wesentlichen Einfluß ausgeübt. Umstehende Figur zeigt Montalemberts Tenaillensystem aus dem J. 1790.

Montan (lat., von mons, Berg), montanistisch, sich auf Berge und auf Bergwerke beziehend; Montanindustrie, die gesamte, auf das Berg- und Hüttenwesen bezügliche Industrie; Montaningenieur, Bergingenieur; Montanist, ein des Berg- und Hüttenwesens Kundiger, Studierender; Montanstatistik, regelmäßige behördliche Erhebungen über die Anzahl der Bergarbeiter und der von ilmen ernährten Angehörigen, auch über die Orte, Menge und Wert der Produkte.

Montana, einer der nordwestlichen der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 44° 6' und 49° nördl. Br., 104° und 116° westl. L., wird begrenzt im N. von Britisch-Amerika, im O. von den Dakotas, im E. von Wyoming und Idaho, im W. von Idaho, hat 378 330 qkm und (1890) 132 159 E., gegen 39 159 im J. 1880, d. i. 0,35 auf 1 qkm, darunter 43 090 im Ausland (5609 in Deutschland, 9040 in Britisch-Nordamerika) Geborene. Hauptwasseradern sind der Missouri und seine Zuflüsse Marias oder Bear, Milk-River und Yellowstone. Die östl. Hälfte ist Hochebene, von der Kreideformation gebildet; zwischen Missouri und Milk-River treten vulkanische Gesteine auf. Der westl. Teil, vom Felsengebirge durchzogen, ist durch seine Naturschönheiten und Mineralreichtümer ausgezeichnet. 1893 wurden für 3,5 Mill. Doll. Gold, 21,8 Mill. Doll. Silber und für 1,8 Mill. Doll. Kohle gewonnen. Nur Kalifornien liefert mehr Gold und nur Colorado mehr Silber. Kupfer wurden 1894 für 183 Mill. Pfund erzeugt, d. h. 52 Proz. des Produkts der ganzen Union. 90 Proz. aller Stampfmühlen sind in den Counties Silver Bow, Deer Lodge und Lewis and Clarke. Die meisten Schmelzwerke befinden sich in Silver Bow (Butte City). Das größte der Welt ist das der Anacondagesellschaft in Deer Lodge, die allein (1892) 63 Mill. Pfund Kupfer lieferte. Kohlengruben befinden sich namentlich in der Nähe von Bozeman. Auch wird Koks gebrannt. Die Viehzucht wird fast durchgängig im großen betrieben. Der Viehbestand betrug 1893: Rinder 1 Mill., Schafe 2,8 Mill. und Pferde 200 000. Etwa ein Drittel des Staates ist anbaufähig und fruchtbar an Getreide und auch an Früchten. Künstliche Bewässerung wird viel angewandt. Die Industrie ist noch in den Anfängen begriffen, das Klima in den Thälern mild und gesund. In Helena war 1888 die mittlere Jahrestemperatur 3,6° C., die höchste 24, die niedrigste -25,6° C. Die warmen Westwinde, "Chinooks" genannt, schmelzen im Winter zuweilen den Schnee plötzlich. M. wird ostwestlich von der Northern-Pacific durchzogen, nördlich von ihr bildet die St. Paul-Minneapolis-Manitoba den Verkehrsweg; die Union-Pacific sendet von Süden her einen Zweig nach Helena. Diese und die Lokalbahnen ergeben 2913 km Länge. M. ist in 10 Counties geteilt; Hauptstadt ist Helena. 27 000 Kinder besuchten 310 Schulen. Nach Washington entsendet es einen Repräsentanten. M. wurde 1864 als Territorium organisiert und 8. Nov. 1889 als Staat in die Union aufgenommen. - Vgl. Bancroft, History of M. (San Francisco 1890).

Montanier-Delille (spr. mongtanieh), s. Delille.

Montanindustrie, Montaningenieur, Montanist, s. Montan.

Montanisten, im 2. Jahrh. eine allmählich zur Sekte gewordene Partei, von der die urchristl. Hoffnung auf baldige sichtbare Wiederkunft Jesu zur Errichtung des Tausendjährigen Reichs von neuem zu beleben versucht wurde. Der Name M. stammt von Montanus, der in Phrygien als Prophet auftrat und die nahe bevorstehende Herabkunft des Himmlischen Jerusalem auf die phrygische Stadt Pepuza verkündigte; doch hat der Montanismus seinen Ursprung weder von einer einzelnen Person noch in einem einzelnen Lande genommen, sondern regte sich als Bewegung gegen die eintretende Verweltlichung der Christenheit unter dem Druck der Verfolgungen um die Mitte des 2. Jahrh. überall in der Kirche. Die montanistischen Propheten, unter denen auch Frauen, wie Maximilla, Priscilla, Quintilla genannt werden, verkündigten, daß die Kirche Christi jetzt aus dem Jünglingsalter in das der männlichen Reife übergetreten sei, in dem vieles, was Christus durch seine Apostel um der Herzenshärtigkeit der Menschen willen noch nachgesehen, nun wegen des nahen Weltendes nicht mehr geduldet werden dürfe. Daher verwarfen sie die Wiederaufnahme aller in Todsünden Gefallenen, namentlich auch solcher, die Christum in Verfolgungszeiten verleugnet hatten, in die Kirchengemeinschaft, und verwiesen sie auch bei ernstlicher Reue lediglich an die göttliche Barmherzigkeit. Ebenso verwarfen sie die zweite Ehe als feinern Ehebruch und verschärften die Fasten. Gegenüber denen, die von den Bischöfen Absolution nahmen, bezeichneten sie sich selbst als die Kirche des Geistes oder als Pneumatiker im Unterschied von den Psychikern. In Afrika gewann der Montanismns an Tertullian (s. d.) seinen eifrigsten Vorkämpfer. Zwar wurde die montanistische Prophetie mit ihrer ekstatischen Begeisterung und ihrer Berufung auf den nunmehr gekommenen Heiligen Geist, oder den von Christus verheißenen Parakleten ("Tröster") zuerst in Rom und Kleinasien, danach überhaupt zu Anfang des 3. Jahrh. als ketzerisch verdammt und ihre Anhänger aus der Kirche gewiesen. Diese erwehrte sich damit eines puritanischen Separatismns, gab aber auch vielfach die christl. Sittenstrenge preis, was sie durch einseitige Ascese und später durch das Mönchstum wieder auszugleichen suchte. Die montanistischen Bestrebungen tauchten daher bald wieder auf, nämlich in dem Schisma des Hippolytus (s. d.) und den Gegenkirchen der Novatianer (s. d.) und Donatisten (s. d.). - Vgl. Schwegler, Der Montanismus und die christl. Kirche des 2. Jahrh. (Tüb. 1841); Bonwetsch, Die Geschichte des Montanismus (Erlangen 1881); Belck, Geschichte des M. (Lpz. 1883).