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Morgen (Kurt Ernst) - Morgenstern
werden kanu. Am bekanntesten war der preußi-
sche M. von 25,532 a. In Baden enthielt der M.
36 a, in Bayern 34,o?3, im Großherzogtum Hessen
und in Nassau 25, in Sachsen 27,a?i und in Würt-
temberg und Hohenzollern 31,5i? a. In einigen
deutschen Ländern unterschied man Feldmorgen
und Waldmorgen; der braunschw. Feldmorgen
war ^ 25,016 a, der Waldmorgen -- 33,354 a.
Morgen, Kurt Ernst, Afrikareisender, geb. I.Nov.
1858 zu Neisse, besuchte die Kadettenanstalten zu
Wahlstatt und Berlin und wurde 1878 Sekonde-
lieutenant. Er wurde 1889 Nachfolger des bei der
Forschungserpedition im südl. Kamerungebiet thätig
gewesenen Lieutenants Tappenbeck, der an den Fol-
gen der Malaria gestorben war, und kurz darauf an
Stelle des erkrankten Hauptmanns Kund Chef der
Expedition. Am 5. Nov. 1889 verließ M. mit
120 Trägern die Küste und gelangte schon Ende des
Monats auf der Iaündestation an. Am 9. Dez.
verließ er dieselbe, überschritt den Sanaga und er-
reichte die südl. Grenzstämme von Adamaua. Von
hier wandte er sich nach Westen, entdeckte den Mbam,
den bedeutendsten Nebenfluß des Sanaga, und er-
reichte nach vielen Gefahren am Sanaga entlang
Malimba. Nach viermonatigen Kämpfen mit den
aufständischen Malimbesen unternahm M. 2. Jan.
1890 den zweiten Zug in das Innere nach Ada-
maua, bei dem bis Ngila eine Handelskarawane sich
ihm anschloß. Von hier aus drang M. nach Tibati
vor, gelangte von dort nach Banjo und schließlich
nach Ibi am Binue, von wo er stromabwärts bei
Akassa die Küste erreichte. Nach kurzem Ausenthalt
in Lagos kehrte M. nach Deutschland zurück, wo er
im Auswärtigen Amte beschäftigt wurde. Nach der
Meuterei in Kamerun Dez. 1893 wurde er mit der
Reorganisation der dortigen Polizeitruppe beauf-
tragt und begab sich nach Vollendung seiner Auf-
gabe wieder nach Deutschland zurück. Er schrieb:
"Durch Kamerun von Süd nach Nord" (Lpz. 1893).
Morgenbladet, in Kristiania zweimal täglich
erscheinende polit. Zeitung, das konservative Haupt-
organ Norwegens. Auflage: 10000; Verleger:
R. Hoiids Enke; Redacteur: Nils Vogt. Das Blatt
wurde 1819 in Kristiania begründet, hat sich von
ganz kleinen Ansängen zu einer leitenden Stellung
in der norweg. Politik erhoben und ist besonders
in wirtschaftlichen Fragen von Bedeutung.
Morgengabe (vouum mawUnHich, dasjenige
Geschenk, welches früher, insbesondere nach dem
Rechte des Sachsenspiegels, der Ehemann am Mor-
gen nach der Brautnacht der Ehefrau als Entgelt für
die Iungfernschaft (pra6inium vir^initHti8) zu über-
geben pflegte. Eine Verpflichtung zur Hergabe einer
solchen M. bestand nicht. Mitunter muß die zu
einer Witwenversorgung sich gestaltende M. sehr
umfangreich geworden sein, da sich, z. V. im lango-
bard. Recht, Vorschriften finden, die M. folle eine
gewisse Höhe (z. B. ein Viertel des Vermögens)
nicht übersteigen dürfen. Bei einzelnen Stämmen
findet sich als M. die Bestellung der Leibzucht (s. Leib-
aedinge). In manchen Gegenden kommt auch der
Name M. für ein Geschenk der Ehefrau an den
Mann vor, z. V. im Ostfries. Landrecht. Das Sächs.
Mandat vom 31. Jan. 1829, §§. 99,100 hat die M.
aufgehoben; das Osterr. Bürgert. Gesetzbuch bezeich-
net sie als eine am Morgen nach der Vrautnacht ver-
sprochene Vermögenszuwendung, das Preuß. Allg.
Landrecht als eine bei Schließung der Ehe ver-
sprochene Zuwendung, das Bayrische Landrecht als
Geschenk in Ansehung des jungfräulichen Standes.
Das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich
hat Vorschriften über die M. nicht aufgenommen.
Morgengabskinder, soviel wie uneheliche
Morgenland, s. Orient. Mnder.
Morgenländifche Kirche, s. Griechische Kirche.
Morgenlöndifches Reich, s. Byzantinisches
Neick. fegenden).
Morgenpunkt, soviel wie Osten (s. Himmels-
Morgenröschen, s. I^ekni8.
Morgenröte, s. Farbe des Himmels.
Morgenroth, Bahnhof im Kreis Beuthen des
preuß. Reg.-Bez. Oppeln, zum Dorfe Orzegow ge-
hörig, an der Linie Cosel-Kandrzin-Oswiecim, der
Nebenlinie M.-Beuthen (7,8 km) der Preuß. Staats-
bahnen und an der Oberschles. Dampfstraßenbahn
Gleiwitz-Königshütte-Beuthen-Deutsch-Piekar. Von
M. führen Grubenbahnen nach den Zinkhütten und
Kohlengruben.
Morgenfchuh, ein Kanonenschuß, der morgens
um 5 Uhr im Hafen vom Flaggschiff abgefeuert
wird als Zeichen des Beginns der Reveille auf
allen Schiffen der Flotte oder des Geschwaders;
der Abendschuß bezeichnet in gleicher Weise den
Zapfenstreich um 9 Uhr abends.
Morgenstern, s. Abendstern. - M. hieß auch
eine im spätern Mittelalter gebrauchte Schlagwaffe;
sie bestand aus einer großen, 2 m langen Keule,
deren oberer Ballen mit Eisen beschlagen und mit
starken eisernen Zacken, oft in Form eines Sterns,
versehen war. Eine Abart davon war der Bengel
oder Flegel, eine Stange, an der an fußlanger
Kette eine eiserne Kugel mit oder ohne Zacken hing.
Eine kürzere Form, die von Ungarn, Hussiten und im
Bauernkriege geführt wurde, nannte man Geißel.
Morgenstern, Christian, Landschaftsmaler, geb.
29. Sept. 1805 zu Hamburg, kam in seinem 14. Jahre
zu Cornelius Suhr, mit dessen Panorama er 1818
-22 Deutschland und Rußland bereiste. 1827 ge-
wann er mit seinem Bilde Eichen an einem Sumpfe
das Averhoffsche Stipendium und bereiste Norwegen.
Nachdem er dann die Akademie zu Kopenhagen be-
sucht, wählte er 1829 München zu seinem Auf-
enthalt. Die Gebirgswelt von Berchtesgaden und
Salzburg waren der erste, der Starnberger See und
das Elsaß der folgende, die Isarebene der wichtigste
Schauplatz für seine malerischen Studien, in welchen
er allmählich von der romantischen und idealen
Richtung zur Stimmungslandschaft gelangte und
einer ihrer frühesten Vertreter ward. Nachdem M.
1850 die Insel Helgoland besucht hatte, entstanden
seine viel bewunderten Mondschein- und Sturm-
nächte. Zu nennen sind von seinen Gemälden:
Mühle im Thale Ste. Marie im Elsaß (1836; Kunst-
halle zu Hamburg), Apriltag am Starnberger See
(1853; Leipzig, Museum), Seesturm, Elsässische
Landschaft (München, Neue Pinakothek). Auch die
Radiernadel wußte er geschickt zu gebrauchen, wie
12 Blätter, Landschaften in kleinem Format, be-
kunden. Er starb 26. Febr. 1867 in München.
Auch sein Sohn Karl Ernst M., geb. 14. Sept.
1847 zu München, hat sich durch stimmungsvolle und
farbenkräftige Landfchaftsbilder aus Oberbayern
und der niederdeutschen Tiefebene einen Namen ge-
macht. Seit 1884 wirkt er als Leiter der Landschafts-
schule an der königl. Kunstschule zu Vreslau sowie
als Lehrer der Radierkunst daselbst.
Morgenstern, Lina, bekannt durch ihre schrift-
stellerische und gemeinnützige Thätigkeit, geb.