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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Morgenuhr; Morgenweite; Morges; Morghen; Morgins; Morgon; Morgue; Morhof; Mori; Morīa

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Morgenuhr – Moria

25. Nov. 1830 als Tochter des Fabrikanten Albert Bauer in Breslau, verheiratete sich 1854 mit Theodor M. aus Kalisch und lebte seitdem in Berlin. Hier beteiligte sie sich 1859 bei der Gründung des Frauenvereins zur Beförderung der Kindergärten, dessen Leiterin sie 1860‒66 war. Fortan nahm sie lebhaften Anteil, oft als leitende Person, an allen Bestrebungen und Vereinen, welche die Kindererziehung, die Bildungs- und wirtschaftlichen Erwerbsinteressen der Frauen betrafen, und gründete selbst mehrere solche Vereine: den Verein der Berliner Volksküchen (1866), den Kinderschutzverein (1868; gegen die sog. Engelmacherei gerichtet), eine Akademie für wissenschaftliche Fortbildung der Frauen (1869), den Berliner Hausfrauenverein (1873), eine landwirtschaftliche und Hausindustrieschule (1880; zur Erziehung minderjähriger strafentlassener, später umgeändert in: schulentlassener armer Mädchen) u. a. Seit mehrern Jahren leitet sie im Verein mit mehrern Ärzten Kurse für häusliche Krankenpflege. Sie schrieb: «Das Paradies der Kindheit» (5. Aufl., Wien 1889), «Die kleinen Menschen. 101 Geschichten» (2. Aufl., Berl. 1864) und andere Jugendschriften; ferner «Universalkochbuch» (4. Aufl., ebd. 1891), «Die menschliche Ernährung und die kulturhistor. Entwicklung der Kochkunst» (2. Aufl., ebd. 1886), «Der häusliche Beruf» (4. Aufl., ebd. 1890), «Die Frauen des 19. Jahrh.» (1. bis 3. Folge, ebd. 1888‒91), «Frauenarbeit in Deutschland» (2 Tle., ebd. 1893) u. s. w. Seit 1874 giebt sie die «Deutsche Hausfrauenzeitung» heraus (seit 1883 in eigenem Verlag), seit 1889 die Monatsschrift «Für junge Mädchen» (ebd.).

Morgenuhr, s. Sonnenuhr.

Morgenweite, der Abstand eines Gestirns beim Aufgang vom wahren Ostpunkt. (S. Abendweite.)

Morges (spr. morsch’), deutsch Morsee. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat 105,3 qkm und (1888) 14522 E., darunter 802 Katholiken, in 35 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Bezirks M., bei der Mündung des Flüßchens M. in den Genfer See, an der Linie Genf-Lausanne der Jura-Simplon-Bahn, hat (1888) 4088 E., darunter 426 Katholiken, Post, Telegraph, reform. und kath. Kirche, Rathaus, altes Schloß, einst Sitz der bernischen Landvögte, jetzt Zeughaus, Collège mit Realschule, höhere Mädchenschule, Kasino mit Bibliothek und Naturalienkabinett, einen großen Hafen für die lebhafte Dampfer- und Segelschiffahrt des Sees; Gerbereien, Laugenfabrik sowie Landwirtschaft und Weinbau. Der bemerkenswerteste Punkt der Umgebung ist das Schloß Vufflens, 2 km oberhalb der Stadt auf der rechten Seite der Morgesschlucht.

Morghen (spr. -gēn), Raffaello, ital. Kupferstecher, geb. 19. Juni 1758 zu Florenz, gest. daselbst 8. April 1835, aus einer niederländ. Familie, erhielt den ersten Unterricht in der Zeichen- und Kupferstechkunst durch seinen Vater Filippo M. und dessen Bruder Giovanni Elia M., welche beide zu Neapel an dem Prachtwerke über die herculanischen Altertümer arbeiteten, und wurde 1778 in Rom Schüler Volpatos. Sein erstes Blatt, das er hier selbständig stach, ist die Malerei nach einem allegorischen Bilde Hamiltons. 1781 vollendete er die beiden herrlichen Blätter der Theologie und Poesie nach Raffaels Gemälden in den Stanzen des Vatikan. In Gemeinschaft mit Volpato stach er den Parnaß nach dem Fresko Raffaels im Vatikan. 1793 kam er als Lehrer der Kupferstechkunst nach Florenz; 1800 vollendete er seinen Stich nach dem Abendmahlsbilde Leonardos, das sich damals noch in gutem Zustande befand (s. die Tafel: Das heilige Abendmahl, beim Artikel Leonardo da Vinci). Es ist einer der vollendetsten Stiche neuerer Zeit in der reinen Linienmanier, die M. von nun an pflegte, nachdem er früher meist in gemischter Manier gestochen hatte. Von seinen sämtlich sehr geschätzten und teuer bezahlten Stichen sind noch hervorzuheben: Raffaels Madonna della Sedia in großem und kleinem Format (1793), die Aurora nach G. Reni (1792), die Madonna del Sacco nach Andrea del Sarto (1795). Von seinen zahlreichen Bildnisstichen ist wohl der vorzüglichste der seines Schwiegervaters Volpato. Ein vollständiges Verzeichnis seiner 254 Blätter gab sein Schüler Palmerini («Opere d’ intaglio del cavaliere Raffaello M.», Flor. 1810; 3. Aufl. 1824) heraus.

Morgins (spr. -schäng), Luftkurort in einem Seitenthal des Val d’Illiez, s. Illiez.

Morgon (spr. -góng), s. Burgunderweine.

Morgue (spr. morg’), Leichenschauhaus (s. Leichenhaus); zunächst das in Paris, an der östl. Spitze der Ile de la Cité, wo die im Flusse oder auf den Straßen gefundenen Leichname unbekannter Personen drei Tage lang zur Schau ausliegen. Die erkannten Leichen werden den Angehörigen ausgeliefert, die andern auf städtische Kosten beerdigt.

Morhof, Dan. Georg, Literarhistoriker, geb. 6. Febr. 1639 zu Wismar, studierte seit 1657 zu Rostock die Rechte und die humanistischen Wissenschaften. Ein lat. Scherzgedicht auf den Tod eines Storchs erwarb ihm 1660 die Professur der Dichtkunst zu Rostock, die er 1665 mit dem Lehrstuhl der Rede- und Dichtkunst zu Kiel vertauschte, wo er 1673 zugleich Professor der Geschichte und 1680 Bibliothekar wurde. Er starb 30. Juli 1691 zu Lübeck. Durch seinen an litterar. Notizen reichen «Polyhistor» (Lüb. 1688; 4. Ausg., 2 Bde., 1747) regte M. in Deutschland zuerst ein planmäßigeres Studium der Litteraturgeschichte an. Sein «Unterricht von der deutschen Sprache und Poesie» (Kiel 1682; 3. Aufl., Lüb. 1718) ist besonders als erster Versuch, die deutsche Grammatik historisch zu begründen, wichtig. Dagegen sind M.s «Deutsche Gedichte» (Kiel 1682; Auswahl in W. Müllers «Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 8, Lpz. 1826) und seine lat. «Opera poetica» (Lüb. 1677) jetzt wertlos. – Vgl. Eymer, M. und sein Polyhistor (in den «Xenia austriaca», Wien 1893).

Mori, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Rovereto in Tirol, in 194 m Höhe, am rechten Ufer der Etsch, an der Linie Kufstein-Ala der Südbahn und der Lokalbahn M.-Arco-Riva (25 km), Sitz eines Bezirksgerichts (110,50 qkm, 10646 ital. E.), hat (1890) 727, als Gemeinde 4455 E., alte Kirche und in der Umgegend Spargelzucht. Bei dem nahen Dorfe San Marco (826 E.) das riesige Trümmerfeld der Slavini di Marco, Überreste eines Bergsturzes (883 n. Chr.), früher für eine Endmoräne eines Gletschers gehalten, den Dante in der «Divina Commedia» («Inf.», Ⅻ, 4‒9) beschreibt.

Morīa, nach 2 Chron. 3, 1 der Berg, der durch eine Gotteserscheinung an David (1 Chron. 21; 2 Sam. 24) geheiligt und deshalb zur Stätte des Tempels in Jerusalem bestimmt wurde. David kaufte ihn von dem Jebusiter Aravna (Orna), der seine Dreschtenne dort hatte. Wahrscheinlich ist das Land M., nach dem Abraham ziehen soll, um Isaak