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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Illenau – Illinois

schreiben könne, und wenn das Kind nicht lebensfähig zur Welt gekommen ist.

Damit sich der Ehemann gegenüber einem innerhalb der kritischen Zeit geborenen Kinde die Anfechtung der Ehelichkeit sichere, muß er innerhalb einer seit Kenntnis der Geburt laufenden Frist, und zwar nach Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 158 von drei Monaten, die Ehelichkeit bestreiten, nach Preuß. Allg. Landr. Ⅱ, 2, §. 7 innerhalb einer Frist von einem Jahre, nach Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 1775 von 90 Tagen den Willen der Anfechtung oder die Anfechtung bei Gericht erklären.

Das franz. Recht setzt dem anwesenden Vater eine Frist von 1 Monat seit der Geburt, dem abwesenden eine Frist von 2 Monaten seit der Zurückkunft und, wenn ihm die Geburt verheimlicht ist, von 2 Monaten seit der Entdeckung für die Erhebung der Verleugnungsklage oder die außergerichtliche Verleugnung, welcher jedoch die Klage innerhalb eines Monats folgen muß. Der Deutsche Entwurf läßt die Anfechtungsklage innerhalb eines Jahres zu, das Gemeine Recht hat keine Frist. (S. Anerkennung und Anfechtung.)

Illenau, Landesirrenanstalt im Amtsbezirk Achern des bad. Kreises Baden bei Achern, für 430 Kranke, ist 23. Sept. 1842 bezogen. – Vgl. I., Geschichte, Bau u. s. w. (Karlsr. 1865); Festschrift zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Anstalt I. (Heidelb. 1892).

Iller, rechter Nebenfluß der Donau in Bayern, entsteht aus der Breitach, Stillach und Trettach, die sich bei Oberstdorf (in den Algäuer Alpen) vereinigen, durchfließt das ziemlich breite Becken des ehemaligen Oberstdorfer Sees, nimmt bei Immenstadt den Abfluß des Alpsees auf, fließt in breitem, vielfach überschwemmtem Bette über Kempten nach N., eine lange Strecke die Grenze zwischen Württemberg und Bayern bildend, und mündet, 165 km lang, bei Ulm. Von links empfängt sie die Aitrach.

Illerbahn, von Neu-Ulm über Memmingen nach Kempten (85,2 km, 1862 und 1863 eröffnet), als Privatbahn gebaut, jetzt Bayr. Staatsbahn.

Illertissen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Schwaben, hat 299,67 qkm und (1890) 18294 (8680 männl., 9614 weibl.) E. in 44 Gemeinden mit 86 Ortschaften. – 2) Markt und Hauptort des Bezirksamtes I., in 513 m Höhe, rechts an der Iller und an der Linie Ulm-Kempten der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Memmingen), Rentamtes, Forstamtes und einer Oberförsterei, hat (1890) 1543 E., darunter 64 Evangelische; Post, Telegraph; schönes Rathaus (1891); Seegrasspinnerei, Korbweidenbau, Schweine-, Rindvieh- und Taubenmärkte. Nahebei auf einem Hügel eine große mittelalterliche Doppelburg, jetzt Sitz der Behörden.

Illiberāl (lat.), Gegensatz zu Liberal (s. d.).

Illibĕris, s. Iliberris.

Illicĭte (lat.), verbotenerweise.

Illicĭum L., Pflanzengattung aus der Familie der Magnoliaceen (s. d.) mit fünf Arten in Nordamerika und im östl. Asien. Es sind Sträucher oder kleine Bäume mit immergrünen Blättern und roten oder gelblichen Blüten, die einen drei- bis sechsblätterigen Kelch, zahlreiche Blumenblätter, Staubgefäße und Fruchtblätter besitzen. Am bekanntesten ist I. anisatum L. (I. verum Hook.) in Südchina, häufig kultiviert; von dieser kommen die sternförmigen Früchte als Sternanis (semen anisi stellati) in den Handel und werden zu mediz. Zwecken, zur Herstellung feiner Liqueure, z. B. des Anisette, und als Gewürz verwendet; ihr Geschmack ist anisartig. Eine stark giftige Art, I. religiosum Sieb. et Zucc., gilt in Japan als heilige Pflanze. Früchte und Rinde dienen dort zu Räucherungen in den Tempeln.

Illiez, Val d’ (spr. wall dillĭeh), linkes Seitenthal der Rhône im Bezirk Monthey des schweiz. Kantons Wallis, erstreckt sich 22 km lang vom Grenzkamm zwischen Unterwallis und Hochsavoyen nordöstlich bis Monthey (421 m), wo sein Bach, die Viège, in das Rhônethal heraustritt. Links wird das Thal von den Bergen des Chablais, rechts von dem wilden, vergletscherten Massiv der Dent du Midi (3260 m) umschlossen, und den Hintergrund bilden die Firn- und Felshäupter der Tour Sallières (3227 m) und des Mont-Ruan (3078 m) sowie die lange zackige Felsmauer der Dents Blanches (2700 m). In den drei Gemeinden Troistorrens, Val d’I. und Champéry, deren saubere, zierliche Holzhäuser in zahlreichen Dörfern, Weilern und Gehöften über das ganze Thal zerstreut sind, zählt das Val d’I. (1888) 3087 katholische, französisch sprechende E., deren Haupterwerbsquellen der Ackerbau und die Alpenwirtschaft sind. Als Luftkurort und Touristenstation ist Champéry (1052 m, 638 E.) bekannt, das mit Monthey durch eine 13 km lange Poststraße, mit der Vallée de Sixt in Faucigny durch den Saumweg über Col de Coux (1970 m) und Col de Golèse und den schwindeligen Fußpfad über den Col de Sageron (2413 m) verbunden ist. In dem (linken) Seitenthal Val de Morgin liegt in 1343 m Höhe, von Alpweiden und Nadelwaldungen umgeben, der Luftkurort Bad Morgins.

Illiger, Joh. Karl Wilh., Naturforscher, geb. 19. Nov. 1775 zu Braunschweig, studierte auf dem dortigen Kollegium Carolinum, zu Helmstedt und Göttingen, kehrte 1802 nach Braunschweig zurück und übernahm 1810 die Aufsicht über die königl. Naturaliensammlung in Berlin. Er starb daselbst in der Nacht vom 9. zum 10. Mai 1813. I. gab 1802‒7 ein «Magazin für Insektenkunde» (6 Bde., Braunschweig) heraus und veröffentlichte außerdem namentlich «Prodromus systematis mammalium et avium» (Berl. 1811).

Illimāni (spr. illji-), Berg in den südamerik. Cordilleren in der Republik Bolivia, 20 km südöstlich von La Paz, 6410 m hoch. An seinem Fuße bricht der Rio de la Paz zum Rio Beni durch die Anden hindurch.

Illimitiert (lat.), unbegrenzt, unbeschränkt.

Illinois (spr. -neu oder -neus), Fluß in dem nordamerik. Staate I., entsteht im County Grundy im nordöstl. Teile des Staates durch die Vereinigung des Kankakee und des Des-Plaines, von denen ersterer im nördl. Teil von Indiana, letzterer im südöstl. Wisconsin entspringt. Der I. fließt in westl. Richtung bis Hennepin, dann südwestlich und endlich südlich, bis er nach einem Lauf von 800 km etwa 32 km nördlich von der Mündung des Missouri links in den Mississippi fällt. Er ist 390 km weit schiffbar; nur an der Mündung des Vermillion, unweit La Salle, hat er Stromschnellen, weshalb von hier der 150 km lange Illinois-Michigankanal (s. d.) bis Chicago gebaut wurde. Zuflüsse sind rechts der Fox, Spoon und Crooked Creek, links der Vermillion, der Mackinaw und Sangamon.

Illinois (spr. -neu oder -neus; Abkürzung Ill. oder Ills.), einer der Vereinigten Staaten von