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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Magnoliaceen; Magnus; Magnus der Billunge; Magnusen

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Magnoliaceen - Magnusen.

Blüten vor oder mit den Blättern. M. Yulan hort. (Lilienmagnolie), ein baumartiger Strauch aus Japan und China, mit länglich umgekehrt-eirunden, 10-12 cm langen Blättern und vor diesen erscheinenden großen, weißen Blüten, ist einer unsrer schönsten Sträucher, welcher am Rhein sehr gut, in Nordostdeutschland nur unter Bedeckung im Freien aushält. Von dieser Art und von M. obovata Thunb., mit purpurroten Blüten, sind mehrere Blendlinge gezüchtet, welche die Stammarten vielfach übertreffen.

Magnoliaceen, dikotyle Familie aus der Ordnung der Polykarpen, Bäume und Sträucher mit wechselständigen, einfachen, meist ganzen, seltener gelappten Blättern mit meist großen, häutigen, abfallenden Nebenblättern, welche die Endknospe umhüllen, und sehr großen, schönen Blüten, welche meist einzeln, end- oder achselständig, seltener in Trauben vereinigt sind. Die meist zwitterigen Blüten bestehen typisch aus einem dreigliederigen Kelch, zwei dreigliederigen Kreisen von Blumenblättern, zahlreichen spiralig gestellten Staubblättern und ebensolchen Fruchtblättern. Bisweilen sind die letztern an dem verlängerten Blütenboden ährenförmig angeordnet und mehr oder weniger verwachsen. Die Früchte bilden Schließfrüchte oder fachspaltige Kapseln, die Samen haben bisweilen eine rote, fleischige Hülle und enthalten ein fleischiges Endosperm sowie einen kleinen, geraden Embryo mit sehr kurzen Kotyledonen und dickem Würzelchen. (Vgl. Baillon, Magnoliacées, in "Histoire des plantes", Bd. 1.) Die M. sind in Nordamerika, wo sie in der größten Anzahl vorkommen, ferner in China, Japan, Neuholland und Neuseeland einheimisch; sie liefern tonisch reizende Arzneimittel und Gewürze (Illicium L.). Auch sind sie wegen ihrer ungemein großen und schönen Blüten als Ziergehölze unsrer Gärten und Parke bemerkenswert (Magnolia L., Liriodendron L.). Eine Anzahl von Arten der Gattungen Magnolia. L. und Liriodendron L. kommt fossil in Kreide- und Tertiärschichten vor.

Magnus (lat.), der Große, Beiname vieler Fürsten, z. B. Carolus Magnus, Karl d. Gr.

Magnus, 1) Eduard, Maler, geb. 7. Jan. 1799 zu Berlin, bildete sich auf der Berliner Akademie der Künste, auf der Bauakademie und hörte zugleich Vorlesungen an der Universität. Nach beendetem Studium ging er nach Paris, von da nach Italien; 1829 zurückgekehrt, begab er sich 1831 wieder nach Italien und kehrte über Paris und England in die Heimat zurück (1835). 1837 ward er Mitglied der Akademie und 1844 Professor. In den Jahren 1850-53 besuchte er Frankreich und Spanien. Er starb 8. Aug. 1872 in Berlin. Von seinen Genrebildern sind hervorzuheben: Mädchen aus Albano (1830), die Heimkehr des Palikaren (1836, Berliner Nationalgalerie), zwei spielende Knaben, ein Landmädchen und ein Fischerknabe von Nizza. Seine künstlerische Bedeutung liegt in der Bildnismalerei. Seine zahlreichen Porträte, die M. zum gefeiertsten Berliner Bildnismaler seiner Zeit machten, bestechen durch ein glänzendes, durchsichtiges Kolorit und durch elegante, romantisierende Auffassung. Hervorzuheben sind: Thorwaldsen, Graf Wrangel, Mendelssohn-Bartholdy, Henriette Sontag, Jenny Lind (Berliner Nationalgalerie), E. Mandel. Er war auch als Schriftsteller thätig und verfaßte unter anderm eine Abhandlung über die zweckmäßigste Beleuchtung von Gemäldegalerien (1864).

2) Heinrich Gustav, Chemiker und Physiker, geb. 2. Mai 1802 zu Berlin, studierte daselbst, in Stockholm, wo er bei Berzelius arbeitete, und in Paris, habilitierte sich 1831 als Dozent der Technologie und Physik in Berlin und ward 1834 außerordentlicher, 1845 ordentlicher Professor der Physik und Technologie daselbst. Er trat 1869 in den Ruhestand und starb 5. April 1870 in Berlin. M. hat die Chemie und Physik mit einer großen Reihe vortrefflicher Untersuchungen bereichert. Er bestimmte den Ausdehnungskoeffizienten mehrerer Gase und die Spannkraft der Dämpfe, konstruierte ein Thermometer für Temperaturbestimmungen in Bohrlöchern, lieferte zahlreiche Arbeiten über strahlende Wärme und beschäftigte sich auch mit elektrischen, magnetischen und hydraulischen Untersuchungen. Er entdeckte ein nach ihm benanntes Platinsalz, die Äthionsäure, Isäthionsäure, Überjodsäure und analysierte die im Blut enthaltenen Gase. Vgl. Hofmann, Zur Erinnerung an G. M. (Berl. 1871); Helmholtz, Zum Gedächtnis an G. M. (das. 1871).

Magnus der Billunge, Herzog von Sachsen, Sohn Herzog Ordulfs, war ein erbitterter Feind Adalberts von Bremen, dessen Stift er mit wiederholten Plünderungszügen heimsuchte. 1070 unterstützte er die Empörung Ottos von Nordheim gegen König Heinrich IV. und ward nach deren Beendigung in Haft genommen und auch nach Ordulfs Tod 1071 nicht freigelassen, weil er sich weigerte, die Befreiung mit dem Verzicht auf die Herzogswürde zu erkaufen. Erst durch den Aufstand der Sachsen 1073 wurde er aus der Harzburg befreit, aber nach dem Sieg Heinrichs IV. bei Langensalza 1075 von neuem gefangen genommen. Bereits 1076 wieder freigelassen, kämpfte er in den Reihen der Anhänger des Gegenkönigs Rudolf bei Mellrichstadt (1078), wo er mit Mühe sein Leben rettete. Später versöhnte er sich mit Heinrich und kämpfte tapfer gegen die Liutizen. Er starb 1106 ohne Söhne, und mit ihm erlosch das Geschlecht der Billunge, dessen Herzogtum und Güter auf Lothar von Supplinburg übergingen.

Magnusen, Finn (Finnur Magnusson), nordischer Archäolog, geb. 27. Aug. 1781 zu Skalholt auf Island, studierte in Kopenhagen die Rechte, daneben Poesie, Geschichte und Altertumswissenschaft, war dann in seiner Heimat als Advokat thätig, nahm aber 1812 zu Kopenhagen seine Studien von neuem auf, wurde 1815 zum Professor ernannt und erhielt 1819 den Auftrag, an der Universität und der Akademie der schönen Künste Vorlesungen über die nordische Mythologie und Litteratur zu halten. 1829 wurde er Geheimer Archivar. Als Deputierter Islands und der Färöer seit 1835 bekundete er stets Freimut und Vaterlandsliebe. Er starb 24. Dez. 1847 in Kopenhagen. M. gehörte zu den ersten Altertumsforschern des Nordens und den gründlichsten Kennern der Götterlehre, Chronologie und Paläographie der nordischen wie andrer Nationen. Als solcher hat er den Grund zu seiner Berühmtheit durch die Schrift "Udsigt over den kaukasiske Menneskestammes äldste Hjemsted og Udvandringer" (Kopenh. 1818) gelegt. Weiter sind hervorzuheben: seine Übersetzung und Erklärung der "Saemundar Edda" (Kopenh. 1821-23, 4 Bde.); "Eddalären og dens Oprindelse" (das. 1824-26, 4 Bde.), eine vom Standpunkt der vergleichenden Mythologie aus unternommene Darstellung der gesamten Lehre der Edda (Preisschrift); "Grönlands historiske Mindesmärker" (gemeinsam mit Rafn, das. 1838-42, 3 Bde.), Darstellung der geschichtlichen Denkmäler und altertümlichen Überreste auf Grönland, und sein mythologisches Wörterbuch "Priscae veterum Borealium mythologiae lexicon" (das. 1828). Vgl. Petersen, Finn Magnusens literære Personlighed (in "Samlede Afhandlinger", Bd. 3, Kopenh. 1873).