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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Moritz

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Moritz (Herzog und Kurfürst von Sachsen) – Moritz (Graf von Sachsen)

Republik für 12 Jahre wirtschaftliches Gedeihen. Bei den polit.-religiösen Zwisten zwischen Arminianern (s. d.) und Gomaristen stellte M. zuletzt (1617) sich an die Seite der letztern. Oldenbarneveldt (s. d.), sein früherer Freund, wurde hingerichtet (1619). Inmitten des neuen Kampfes gegen Spanien starb M. 23. April 1625; ihm folgte sein Bruder Friedrich Heinrich. – Vgl. Groen van Prinsterer, Maurice et Barnevelt. Étude historique (Utrecht 1875).

Moritz, Herzog und Kurfürst von Sachsen, der Sohn Herzog Heinrichs des Frommen, geb. 21. März 1521 zu Freiberg, erhielt seine Ausbildung erst an dem üppigen Hofe des Erzbischofs Albrecht von Mainz und Magdeburg in Halle, dann am Dresdener und schließlich am kursächs. Hofe. Nachdem er 1539 in Torgau zur prot. Kirche übergetreten war, vermählte er sich 9. Jan. 1541 mit Agnes, der Tochter des Landgrafen Philipp von Hessen. Am 18. Aug. 1541 folgte er seinem Vater in der Regierung des Herzogtums Sachsen Albertinischer Linie. Obschon ein eifriger Anhänger der Reformation und Schwiegersohn eines der Häupter des Schmalkaldischen Bundes, war er doch nicht zu bewegen, dem Bunde beizutreten, weil er sich der Oberleitung seines Vetters, des Kurfürsten Johann Friedrich, nicht unterwerfen wollte. Die Nebenbuhlerschaft beider um den Besitz der Bistümer Magdeburg und Halberstadt und namentlich der Streit um die Reformation des unter der Vogtei beider Linien stehenden Stifts Meißen, den Philipp von Hessen nach dem sog. Fladenkriege April 1542 mit Mühe vermittelte, steigerte die Entfremdung beider Linien und drängte den ehrgeizigen Herzog mehr und mehr auf die Seite des Kaisers. Daher unterstützte M. diesen 1542 gegen die Türken, 1543 gegen die Franzosen. Trotzdem sandte er 1545 dem Schmalkaldischen Bund Hilfe gegen Herzog Heinrich von Braunschweig und erbot sich zu einem engen Bündnis mit Kursachsen und Hessen. Erst als diese Bemühungen scheiterten, entschied er sich ganz für den Kaiser, der ihm in einem geheimen Vertrage zu Regensburg 19. Juni 1546, unter der Bedingung kräftigen Beistandes, die Kurwürde und die Erbländer des Kurfürsten zusicherte. M. bemächtigte sich in kurzer Zeit fast des ganzen Kurfürstentums; doch mußte er dasselbe fast ebenso schnell dem mit einer überlegenen Macht heimkehrenden Kurfürsten wieder einräumen und verlor schließlich sogar sein eigenes Land bis auf wenige feste Plätze. Erst die Schlacht bei Mühlberg, die Gefangennahme des Kurfürsten und die Wittenberger Kapitulation 19. Mai 1547 führten M. ans Ziel seiner Wünsche. Am 4. Juni 1547 erteilte ihm der Kaiser die Kurwürde und 24. Febr. 1548 erfolgte zu Augsburg die feierliche Belehnung mit einem großen Teile der Ernestinischen Erblande.

Ungeachtet dieser Gunstbezeigungen war M. keineswegs befriedigt. Die ihm in Aussicht gestellten Stiftslande Magdeburg und Halberstadt blieben ihm versagt, und durch die nach der Auffassung des Kurfürsten vertragswidrige Gefangennahme Philipps von Hessen in Halle verletzte ihn der Kaiser ganz persönlich. Zudem sah er, wie Karl Ⅴ. auf die Zerstörung des Protestantismus und die Begründung einer unumschränkten Herrschaft über Deutschland ausging, die allgemein als eine span. Fremdherrschaft erschien. M. sicherte daher den Bestand seiner luth. Landeskirche durch das Leipziger Interim Dez. 1548 und begann sich langsam den prot. Fürsten zuzuwenden, denen er freilich zunächst als Verräter galt. Er übernahm daher zwar Okt. 1550 die Vollstreckung der Acht gegen Magdeburg, benutzte diesen Auftrag aber, um ohne Aufsehen zu rüsten, trat schon während der Belagerung mit mehrern norddeutschen Fürsten (Joh. Albrecht von Mecklenburg, Hans von Cüstrin und Albrecht von Preußen) in geheime Verbindung und schloß 5. Okt. 1551 mit Heinrich Ⅱ. von Frankreich ein Bündnis gegen den Kaiser. Ende 1551 kam der Vertrag von Friedewald zu stande, der von Heinrich Ⅱ. 15. Jan. 1552 in Chambord unterzeichnet wurde. Als der Kaiser die wiederholt geforderte Freilassung Philipps von Hessen auch jetzt noch verweigerte, erhoben die Verbündeten im März 1552 die Waffen. M. nahm Augsburg und besetzte 23. Mai auch Innsbruck, von wo Karl Ⅴ. mit Mühe entkommen war. Die Folge des raschen Feldzugs war die Freilassung des Kurfürsten von Sachsen und des Landgrafen sowie der Vertrag von Passau 16. Juli 1552, der die Entscheidung über die kirchliche Frage und die Beschwerden gegen die Regierung des Kaisers an den Reichstag verwies. Noch im Herbst desselben Jahres entsetzte M. das von den Türken hart bedrängte Erlau in Ungarn. Um den Frieden zu sichern, trat er dem Bündnisse gegen den Markgrafen Albrecht von Brandenburg bei, der den Passauer Vertrag nicht anerkannte, sondern den Krieg auf eigene Faust fortsetzte. Bei Sievershausen 9. Juli 1553 wurde der Markgraf zwar gänzlich geschlagen, aber M. durch einen Schuß in den Rücken so schwer verwundet, daß er 11. Juli starb; er wurde im Dom zu Freiberg beerdigt, wo ihm auch ein prachtvolles Denkmal gesetzt worden ist.- M. befestigte Dresden, Leipzig und Pirna, verbesserte die Heeresverfassung, unterstützte den Bergbau und das Hüttenwesen, organisierte eine einheitliche Landesregierung durch Errichtung des Hofrats 1547, führte die Einteilung in vier Kreise ein und gründete die drei Fürstenschulen und mehrere Institute bei der Universität zu Leipzig. In der Regierung folgte ihm sein Bruder August. Seine Witwe heiratete 1555 den Herzog Johann Friedrich den Mittlern, starb aber wenige Monate nachher; seine einzige ihn überlebende Tochter, Anna, wurde die Gemahlin Wilhelms Ⅰ., Prinzen von Oranien.

Vgl. Langenn, M., Herzog und Churfürst zu Sachsen (2 Bde., Lpz. 1841); W. Maurenbrecher in den «Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformationszeit» (ebd. 1874); G. Voigt, M. von Sachsen 1541‒47 (ebd. 1876); H. Prutz, M. von Sachsen (im «Neuen Plutarch», Bd. 9, ebd. 1882); S. Isleib in mehrern Aufsätzen des «Neuen Archivs für sächs. Geschichte und Altertumskunde».

Moritz, Graf von Sachsen, bekannt unter dem Namen des Marschalls von Sachsen, franz. Marschall, geb. 28. Okt. 1696 in Goslar, war der natürliche Sohn Augusts Ⅱ., des Starken, und der Gräfin Aurora von Königsmark. Die ersten Waffen trug er 1709 in Flandern unter Eugen und Marlborough; 1711 legitimierte ihn sein Vater unter dem Titel eines Grafen von Sachsen. 1715 kämpfte M. in Pommern und 1716 in Polen, sowie 1717 unter Eugen vor Belgrad. 1720 ging er nach Frankreich, wurde hier zum Maréchal-de-Camp ernannt und studierte nun Mathematik, Mechanik und Befestigungskunst, führte aber ein höchst verschwenderisches und zügelloses Leben. Abwechselnd war er auch am Hofe seines Vaters. 1726 wählten ihn die