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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Moser; Möser; Mosersche Bilder; Moses

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Moser (Julius) - Moses

Partikularstaatsrecht vieler Territorien, "Deutsches Staatsarchiv" (13 Bde., Hanau und Frankf. 1751-57), "Grundriß der heutigen Staatsverfassung von Teutschland" (7. Ausg., Tüb. 1754). Auch seine Schriften über das positive europ. Völkerrecht, das er zuerst in ein System brachte, waren von Bedeutung: "Versuch des neuesten europ. Völkerrechts" (1O Tle., Frankf. a. M. 1777-80) und "Beiträge zu dem neuesten europ. Völkerrecht" (8 Tle., 1778-81). Außerdem lieferte er seine eigene Lebensbeschreibung (3. Aufl., 4 Bde., Lemgo 1777-83). An seinem hundertsten Todestage 1885 wurde in Stuttgart M.s Erzbüste enthüllt. - Vgl. A. Schmid, Das Leben J. J. M.s (Gütersloh 1868); H. Schulze, J. J. M., der Vater des deutschen Staatsrechts (Lpz. 1869); Wächter, J. J. M. (Stuttg. 1885), und Adam, J. J. M. als württemb. Landschaftskonsulent (ebd. 1887).

Moser, Julius, Bildhauer, geb. 14. Juni 1832 zu Berlin, ward Schüler der Berliner Akademie unter Fischer und Drake und arbeitete 1857-58 zur Vollendung seiner Ausbildung in Rom und Paris. Von seinen Werken sind hervorzuheben: Das Greiff-Denkmal in Krefeld, die Figurengruppen für das Generalstabsgebäude und für das Gießhauskasernement in Berlin, die Statue der Kunsttechnik in der Vorhalle der Berliner Nationalgalerie, der segnende Christus auf dem Dreifaltigkeitskirchhof zu Berlin, das Kriegerdenkmal in Naumburg (Germania), die Statuen Friedrich Wilhelms I. und III. in der Kadettenanstalt zu Lichterfelde und die Gruppe der Fischerei auf der Belle-Alliance-Brücke zu Berlin. Neuerdings schuf er: Bacchantin, Nymphe von Amor überrascht, Amor seiner Waffen beraubt (1876; Nationalgalerie zu Berlin), das Chamisso-Denkmal in Berlin (1888) sowie eine Anzahl Porträtbüsten.

Moser, Albert, Dichter, geb. 7. Mai 1835 in Göttingen, studierte daselbst 1855-62 die Rechte, dann klassische Philologie, war Lehrer an der Krauseschen Lehr- und Erziehungsanstalt in Dresden, 1868-69 Gymnasiallehrer in Bielefeld, dann wieder an dem genannten Institut sowie am Wettiner Gymnasium zu Dresden. M. veröffentlichte: "Gedichte" (Lpz. 1865; 3. Aufl. 1890), "Neue Sonette" (ebd. 1866), "An den Tod. Canzone" (1866), "Totenopfer. Canzone" (Halle 1870), "Nacht und Sterne. Neue Gedichte" (ebd. 1872), "Idyllen" (ebd. 1875), "Schauen und Schaffen. Neue Gedichte" (1881), "Deutsche Kaiserlieder" (1889), "Singen und Sagen. Neue Gedichte" (1889), "Aus der Mansarde. Neue Gedichte" (1893); ferner "Das Dresdener Hoftheater in den J. 1862-69" (Dresd. 1869), "Meine Beziehungen zu Robert Hamerling und dessen Briefe an mich" (Berl. 1890), "Pol de Mont, Idyllen. Nachdichtungen nach dem Vlämischen" (ebd. 1893) u. a.

Möser, Justus, Publizist und Historiker, geb. 14. Dez. 1720 zu Osnabrück, studierte 1740-42 zu Jena und Göttingen die Rechte und wirkte dann als Sachwalter in Osnabrück. Das Vertrauen seiner Mitbürger erhob ihn 1747 zu der wichtigen Stelle eines Advocatus patriae; auch ernannten ihn die Landstände zum Sekretär und zum Syndikus der Ritterschaft. Sein edler Charakter wie sein praktischer Sinn bewährten sich vorzüglich in den Drangsalen des Siebenjährigen Krieges. M. war 20 Jahre hindurch, während der Minderjährigkeit des Herzogs Friedrich von York, der als prot. Bischof 1763 Osnabrück erhielt, der erste Ratgeber des Regenten. Von 1762 an war er als Justitiar beim Kriminalgericht in Osnabrück und, nachdem er diese Stelle 1768 niedergelegt hatte, bis zu seinem Tode als Geheimreferendar bei der Regierung angestellt. Er starb 8. Jan. 1794 in Osnabrück. Ein von Friedrich Drake gefertigtes ehernes Standbild wurde 12. Sept. 1836 in Osnabrück (auf dem Domplatz) enthüllt.

Mit Sachkunde und feinem Humor schrieb er über Fehler und Verbesserung der Sitten, über öffentliche Einrichtungen, über Geschichte, Staats- und bürgerliches Recht, und sowohl der Gehalt seiner Schriften als seine Schreibart sichern ihm unter den deutschen Prosaisten eine der ersten Stellen. Seine "Osnabrückische Geschichte" (2 Bde., Osnabr. 1768; 2. umgearbeitete Aufl., Berl. 1780; 3. Aufl. 1819), die bis 1192 reicht, ist der erste Versuch einer Geschichtschreibung, die das gesamte Leben des Volks darzustellen sucht, nicht nur die Thaten der Fürsten, Feldherren und Staatsmänner. Den dritten Teil dieses Meisterwerkes, mit Urkunden, gab aus des Verfassers handschriftlichem Nachlasse Herburt von Bar (Berl. 1824) heraus. Ein wahres Nationalwerk sind seine "Patriotischen Phantasien" (Osnabr. 1775-86; 3. Aufl. von seiner Tochter J. W. J.^[Johanne Wilhelmine Juliane] von Voigts herausgegeben, 4 Bde., Berl. 1804; neu hg. von Zöllner, Lpz. 1871), die gesättigt sind von der Überzeugung, daß nur eine rein nationale, organische und individuelle Entwicklung Segen bringen könne, keine allgemeinen, von oben herab diktierten Gesetze. Auch M.s "Vermischte Schriften", die Fr. Nicolai mit einer Lebensbeschreibung herausgab (2 Bde., Berl. 1797-98), enthalten zahlreiche Beweise seiner Menschenkenntnis und seiner gesunden Laune, z. B. "Harlekin, oder Verteidigung des Groteskkomischen" (gegen Gottsched) und "Über die deutsche Sprache und Litteratur" (gegen Friedrich II.). Seine "Sämtlichen Werke" (10 Bde., Berl. 1842-44) hat B. R. Abeken herausgegeben. - Vgl. Kreyßig, Justus M. (Berl. 1857); Lodtmann, Genealogie der M.schen Familie (Osnabr. 1866).

Mosersche Bilder, die von Moser entdeckten Hauchbilder (s. d.).

Moses (hebr. Moscheh, häufig fälschlich als "Der Herausgezogene" [aus dem Wasser] gedeutet), Sohn Amrams und der Jochebed, Bruder Mirjams und Aarons, aus dem Stamme Levi, nach der ältesten Überlieferung der Befreier Israels aus Ägypten (um 1500 v. Chr.), der Begründer der Jahwereligion und damit der israel. Nationalität im eigentlichen Sinne, der Führer Israels während der Zeit seiner Wüstenwanderung und Eroberer des Ostjordanlandes. M. soll auf dem Berge Nebo, 120 J. alt, gestorben sein. Mit der Entwicklung Israels (s. d.) nimmt die Vorstellung von der Stiftung der Religion Israels schließlich die Form an, es habe M. auf dem Sinai ein den Kult Israels stiftendes und ihn, wie die Sitte, regelndes Gesetz geoffenbart erhalten. Diese beeinflußt noch jetzt die Vorstellungen, die man sich von M. macht, namentlich stellt ihn sich das Judentum so vor. Es ist das jedoch eine Betrachtungsweise, die erst in exilischer und nachexilischer Zeit sich ausgebildet hat. Da auch die ältesten Erzählungen von M. über ein halbes Jahrtausend jünger sind als die Zeit M.’, so begreift es sich leicht, daß auch sie durchaus sagenhaft gefärbt sind (die wunderbare Errettung M.’ aus dem Nil, seine Wunder vor Pharao, der Zug durch das Schilfmeer u. s. w.). Doch läßt der Gang der Geschichte Israels an der Geschichtlichkeit der Person M.’ keinen Zweifel. Doch hat er nicht