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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Münze
für das Münzpfund von 500 3 fein berechnet ist.
Wegen der Entwertung und Schwankung des Silber-
preises ist von der Wertberechnung der Silbermünzen
abgesehen worden, über die einzelnen Münzen f. die
Einzelartikel, über die rechtliche Seite des Münz-
wesens s. Münzregal und Münzfälschung.
Die Münztechuik oder Münzkunst umfaßt alle
Arbeiten zur Herstellung der Münzen. Die heute
in den Münzanstalten ausgeübten Operationen sind:
Das Schmelzen. Das Rohmaterial für die
Münzlegierungen besteht in alten Münzen oder in
Barren der reinen Metalle. Nachdem eine Quantität
des Rohmaterials in Graphittiegeln eingeschmolzen
und die flüssige Masse sorgfältig durchgerührt ist,
wird bei Gold- und Silbermünzen eine Schöpfprobe
genommen und von dieser die Zusammensetzung
durch Analyse bestimmt. Daraus berechnet sich die
Menge des zuzusetzenden Kupfers zur Erzielung
des gesetzlichen Feingehalts der Gold- und Silber-
münzen. Besondere Sorgfalt ist bei Goldmünzen
auf die Vermeidung schädlicher Beimengungen zu
richten, welche die für die spätern Prozesse nötige
Geschmeidigkeit des Metalls beeinträchtigen wür-
den. Man wählt daher möglichst reine Metalle und
giebt bei etwa vorhandenen Beimengungen Zu-
schläge von Kupferchlorid oder Goldbromid, wobei
sich solche Chlor- oder Bromverbindungen der schäd-
lichen Metalle bilden, die sich bei der betreffenden
hohen Temperatur verflüchtigen. Kupfermünzen
werden mit Zinn und etwas Zink legiert, da diese
Legierungen härter und widerstandsfähiger gegen
Abnutzung sind, als reines Kupfer.
Das Gießen. Die geschmolzene, in der Zusam-
mensetzung für richtig befundene Legierung gießt
man zu prismatischen Stäben, den Zainen, aus,
welche den für das spätere Auswalzen des Metalls
passenden Querschnitt besitzen. Die Formen zum
Gießen der Zaine werden in größerer Anzahl (z. B.
25 Stück) in einem Giehwagen (s. Tafel: Münz-
technik, Fig. 2) zusammengeschraubt, gefüllt und
nach dem Erkalten des Metalls wieder auseinander-
geschraubt und aufgeklappt.
Das Auswalzen. Die den Gußformen ent-
nommenen Zaine übergiebt man zunächst einem Vor-
walzwerk, um sie zu einer geringern Dicke unter
gleichzeitiger Streckung kalt auszuwalzen. Das in
Fig. 1 der Tasel abgebildete Vorwalzwerk besteht aus
zwei Paaren Hartgußwalzen, von denen die obern
0 festgelagert, die untern u dagegen mittels Keilen k
nachstellbar sind, die durch ein Handrad K verschoben
werden können. Jedes Walzenpaar kann durch eine
Klauenkuppelung L^ mit der von der Riemenscheibe 15
mittels Zahnradvorgeleges angetriebenen Welle >V
beliebig verbunden oder von ihr getrennt werden.
Nach mehrmaligem Durchgang der Zaine durch die
Walzen stellt man die verloren gegangene Geschmei-
digkeit des Metalls durch Ausglühen wieder her.
Auf einem kleiner und feiner gebauten Walzwerk, dem
Fertig- oder Iustierwalzwerk, bekommen dann
die Streifen die definitive Dicke der spätern Münzen.
Das Aus stückeln. Nachdem die fertig gewalz-
ten Streifen, die durch das Auswalzen meist eine
unbequeme Länge bekommen haben, mit einer Schere
in passende Stücke geschnitten sind, werden aus ihnen
auf einer Lochmaschine von der in Bd. 11, S. 2461),
Fig. 1 abgebildeten Bauart kreisrunde Scheiben
(die Münzplatten) von erforderlicher Größe aus-
gestückelt. Eine solche Lochmaschine liefert stündlich
etwa 5000 Scheiben.
Das Justieren. Die Münzplatten müssen, ehe
sie weiter behandelt werden, daraufhin geprüft wer-
den, ob sie das gesetzlich vorgeschriebene'Gewicht be-
sitzen, und kommen zu diesem Zweck in den Iustier-
saal, wo durch automatische Iustierwagen die richtig
wiegenden von den zu leichten und den zu schweren
Scheiben gesondert werden (s. Justieren). Während
die zu leichten Scheiben wieder eingeschmolzen wer-
den müssen, berichtigt man das Gewicht der zu schwe-
ren durch Beschaben der einen Fläche. Fig. 3 der
Tafel stellt einen Handschabeapparat dar, bei
dem von der auf die Unterlage u gelegten Münzplatte
dadurch ein gleichmäßiger Span abgenommen wird,
daß man das Messer m mittels des Hebels Ii über die
Münzplatte hinwegführt. Die Gleichmäßigkeit des
Spanes wird dadurch erreicht, daß beim Schaben der
Ansatz 9. auf der genau horizontalen Führungsbahn
l gleitet. Durch die Schraube 8 läßt sich das Messer
auf verschiedene Spandicken einstellen. Außer den
Handschabeapparatensind auch Schabemaschinen
(Iustiermaschinen) in Gebrauch, die mehrere
Scheiben zugleich bearbeiten.
Das Rändeln der Münzplatten besteht bei ge-
ringern Münzen in einem bloßen GlättendesRandes,
bei wertvollern außerdem noch darin, daß dem Rand
eine Inschrift in vertieften Buchstaben aufgedrückt
wird, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, ein betrüge-
risches Beseilen(Veschneiden) desRandes zu erkennen.
Der glatte Rand, welchen alle Münzen bekommen,
bildet zugleich eine Erhöhung, so daß das Gepräge der
fertigen Münze tiefer liegt und besser geschont wird.
Gekerbte Ränder, wie sie z. B. die deutschen Mark-,
Zweimark- und Fünfzigpfennigstücke erhalten, ent-
stehen beim Prägen (s. unten). Das Rändeln für
glatten Rand und Schriftrand geschieht auf der
Rändelmaschine (auch Kräusel- oder Molet-
tiermaschine genannt), auf welcher die Scheiben
zwischen zwei parallelen Stahlschienen hindurch ge-
rollt werden. Die eine derselben ist fest, die andere
wird bewegt und zwar entweder vor- und rückwärts
oder immer in derselben Richtung im Kreise, indem
die Rändelbahn kreisförmig auf einer Scheibe an-
geordnet ist, in welchem Falle auch der festen Schiene
ein entsprechendes kreisförmiges Stück Rändelbahn
eingearbeitet ist. Von der letztern Bauart ist die in
Fig. 4 der Tafel dargestellte Rändelmaschine. Bei
derselben gelangen die auf den Zubringer ^ auf-
gegebenen Scheiben auf ein gezahntes Rad t, wel-
ches sie einzeln durch die Rinne r zwischen die Nändel-
bahnen wirst; d ist die feste Bahn und L die umkrei-
sende Scheibe, welche die aus der Rinne r gleitende
Münzplatte ergreift, sie in horizontaler Lage zwi-
schen sich und der festen Bahn d fortrollt und auf
der andern Seite wieder abwirft. Die gerändelten
Scheiben werden^vor dem Prägen noch gereinigt (in
Holzkohlenpulver' geglüht), dann mit schwachen
Säuren gebeizt, mit Wasser abgespült und getrocknet.
Das Prägen, die Echlußoperation, wird gegen-
wärtig in den Münzanstalten durch Prägmaschi-
nen, Präg werke oder Präg pressen ausgeführt,
deren wesentlichsten Bestandteil die beiden stählernen
Prägstempel bilden, welche vertieft und als Spiegel-
bild das Gepräge von Avers und Revers eingra-
viert enthalten. Während der Unterstempel, mit
der gravierten Fläche nach oben, festliegt, wird der
Oberstempel, mit der Gravierung nach unten, durch
einen Kniehebelmechanismus gegen die zwischen
beide Stempel gebrachte Scheibe gedrückt, wodurch
mit einem einzigen Druck beide Seiten vollkommen