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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nachtfröste; Nachtgejaid; Nachtgleiche; Nachtgöttin; Nachtgrün; Nachthunde; Nachtigal

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Nachtfröste – Nachtigal

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Nachtfalter'

hervortreten. Die Fühler sind bei dem Männchen stark gekämmt, bei dem Weibchen meist borstenförmig, seltener gekämmt; der Leib des Weibchens ist dick und am Ende abgerundet-stumpf. Die meist düster gefärbten Flügel sind in der Ruhe dachförmig anliegend oder ausgebreitet, die Raupen sechzehnbeinig, und die Puppen meist in einen Cocon eingehüllt. In diese Abteilung gehören die verschiedenen Seidenspinner, worunter vor allen der Maulbeerseidenspinner (s. Seidenspinner) und mehrere andere neuerdings eingeführte, auf dem Götterbaume (Ailanthus), der Eiche u.s.w. lebende Arten der Gattung Saturnia, welche teils durch Glasfenster, teils durch Augenflecken auf den Flügeln ausgezeichnet sind, wie sie bei Spinnern vielfach vorkommen (z. B. Hyperchiria Jo L., s. Tafel: Schmetterlinge II, Fig. 5; Samia Promethea Walker Fig. 18; Actias Isabellae Cr., Fig. 13). Schöne Färbungen zeigen die Arten der Bären (Cheloniidae), welche eine eigene Familie bilden, wie die span. Fahne (Callimorpha Hera L., Fig. 11) u.a. Auch der Jakobskrautspinner (Callimorpha Jacobaeae L.) hat lebhafte Farben, desgleichen die Blutströpfchen (z.B. Zygaena Fausta L., Taf. I, Fig. 3) und das Steinbrechblutströpfchen (Zygaena filipendaulae L., Fig. 22), der Purpurbär (Arctica purpurata L., Taf. II, Fig. 30) und der Schmuckbär (Deiopeia ornatrix Drury, Fig. 10). Zu den N. rechnet man jetzt allgemein den Sichelflügler (Drepana falcataria L.), den man früher für einen Spanner (s. d.) hielt. Bei einigen Gattungen der Spinner, Spanner und Motten sind bei den Weibchen die Flügel verkümmert oder fehlen ganz. Als besonders schädliche N. sind hervorzuheben die Gattungen Gastropacha und Liparis u.s.w., wie der Kiefernspinner (Gastropacha pini L., s. Tafel: Schädliche Forstinsekten II, Fig. 2, Bd. 6, S. 999), der Ringelspinner (Gastropacha neustria L., Fig 4), der Prozessionsspinner (Cnethocampa processionea L., Fig. 5), der Fichtenspinner oder die Nonne (Liparis monacha L., Fig. 1), der Schwammspinner, der Goldafter (Porthesia chrysorrhoea L.) u.a. Minder schädlich ist der Weidenbohrer (Cossus ligniperda L.), dessen Raupe nur im faulen Holze der Weiden und Pappeln lebt und den man jetzt einer eigenen Familie, zu der auch der Hopfenspinner (Hepialus humuli L.) gehört, zurechnet. Eine eigentümliche, auffallende und sonderbare Gestalt besitzen die nur vierzehnfüßigen Raupen des Bandweidenspinners oder Gabelschwanzes (Harpyia vinula L.) und des Buchenspinners (Stauropus fagi L.). Zu den kleinsten einheimischen N. gehören die Eckflügelspinner Orgyia gonostigma Fabr. (s. Tafel: Schmetterlinge II, Fig. 4) und die einfarbig grau bis schwarzen Psychiden (z. B. Epichnopteryx pulla Esp., Fig. 14), deren Weibchen ungeflügelt sind. Die steifen Haare der Raupen mancher N., z.B. der Kupferglucke (s. d.) oder des Eichenblattes (Gastropacha quercifolia L.), der Prozessionsspinner u.a., fallen leicht aus und dringen bei der Berührung in die Haut der Hand ein, wodurch heftiges Jucken und öfters auch starke Entzündung erregt wird.

Nachtfröste, das außerordentliche Sinken der Nachttemperatur gegenüber der des Tages; sie werden von den meteorolog. Stationen stets notiert, wenn der Erdboden gefroren ist oder am Morgen noch deutliche Spuren trägt, daß er gefroren war, selbst wenn ein in beträchtlicher Höhe über der Erde befindliches Minimumthermometer nicht unter den Eispunkt gesunken war. N. können bei klarem ↔ Himmel, selbst nach sehr warmen Regen wenigstens im Gebirge auftreten und sind in der durch besondere Reinheit der Luft ausgezeichneten Tropenzone nicht selten. Die Nachtfrostprognosen beruhen auf der Annahme, daß die nächtlichen Temperaturen der Luft höchstens bis zu dem Taupunkt sinken können. Bestimmt man demnach möglichst kurz vor Einbruch der Nacht die Lage des Taupunktes, so wird dies einen Anhalt zur Beurteilung, ob N. zu befürchten sind, geben. Die N. wirken im Frühjahr sehr häufig verderblich für die durch vorhergehende warme Tage zum Erwachen gebrachte Vegetation ein. Bekannt sind in dieser Beziehung die Kälterückfälle (s. d.) im Mai. Bei Gartengewächsen schützt man sich vor den Folgen der N. dadurch, daß man dieselben überdeckt oder vor dem Auftauen mit Tüchern oder Reisern belegt, so daß der Frost ohne Zerstörung des Lebens der Pflanzen allmählich auszieht. Bei Weinbergen wendet man das sog. Räuchern an, wobei durch qualmende Brennmaterialien (Teer u. dgl.) eine dichte Rauchdecke erzeugt wird, die die Bodenausstrahlung hindert und die schnelle Erwärmung der abgekühlten Pflanzen durch die Sonne abhält.

Nachtgejaid, s. Wilde Jagd.

Nachtgleiche, s. Äquinoktium.

Nachtgöttin, s. Nyx.

Nachtgrün, s. Jodgrün.

Nachthunde, Gruppe der Flederhunde (s. d.).

Nachtigal, Gust., Afrikareisender, geb. 23. Febr., 1834 zu Eichstedt im Kreise Stendal, studierte Medizin und war seit 1858 Militärarzt zu Köln. Eine Lungenkrankheit zwang ihn 1861 südl. Klima aufzusuchen. Zuerst wandte er sich nach Algerien, dann 1863 nach Tunis, wo er als Arzt im Feldzuge gegen aufständische Stämme sich auszeichnete und am Hofe des Bei angestellt wurde. Als 1868 Rohlfs vom König von Preußen beauftragt wurde, Geschenke für Sultan Omar von Bornu wegzuschicken, betraute er N. mit dieser Mission. Dieser brach Anfang 1869 von Tripolis auf, hatte längern Aufenthalt in Fessan und ging nach dem von keinem Europäer vorher betretenen Lande der Tibbu, Tibesti. Im Juli 1870 erreichte er die Hauptstadt Kuka. Nach der Erfüllung seiner Mission machte N. 1871 eine Reise nach Kanem und Borku, kehrte im Jan. 1872 nach Kuka zurück und wendete sich nach Bagirmi und in die Heidenlandschaften südlich davon. Im Herbst 1872 wieder nach Kuka zurückgekehrt, gelang es ihm Anfang 1873, nach Wadai zu reisen. N. ging von der Hauptstadt Abeschr im Sommer 1873 bis zu der Südgrenze und gelangte 1874 nach Darfur. Im Sommer 1874 erreichte er über Kordofan den Nil und Chartum. Im November kam er nach Kairo, wo er krank den Winter verbrachte, und kehrte im Sommer 1875 nach Deutschland zurück, wo er sich zu Berlin mit der Ausarbeitung seiner Reiseresultate beschäftigte und als Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde und der Afrikanischen Gesellschaft thätig war. Anfang 1882 trat er in den deutschen Konsulardienst und fungierte als Konsul in Tunis, von wo er im Frühjahr 1884 als kaiserl. Kommissar nach der Küste von Oberguinea geschickt wurde. Am 5. Juli 1884 pflanzte er die deutsche Flagge auf afrik. Boden auf und stellte das Togogebiet unter deutschen Schutz; 14. Juli heißte er die deutsche Flagge in Kamerun, worauf er mit den Negerhäuptlingen an der Küste des Golfs von Biafra Verträge schloß. Am 8. April 1885 verließ er Kamerun, starb aber 20. April an Bord der Möwe am Tropenfieber

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 142.