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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nestoridae - Netscher
nni orten N. haben nur drei Sakramente: Taufe,
Abendmahl und Priesterweihe; ihre Zahl beträgt
in Persien, Syrien und Indien zusammen etwa
150000. An der Spitze ihrer Geistlichen, die sich
verheiraten dürfen, steht ein Patriarch, der unter
dem Namen Mar-Simeon in Kotschannes bei Dschu-
lamerg im Gebiete des Kurdenstammes Haktiari re-
sidiert. Die Nestorianischen M ö n ch e und Non-
nen sind Religiösen von der Regel des heil. Anto-
nius. Sie haben viele, aber gering besetzte Klöster.
Ihr Hauptkloster heißt Hormoz. - Vgl. Badger,
^6 ^63t0i-iHN8 llnä tiieir riwalZ (2 Bde., Lond.
1852); Germann, Die Kirche der Thomaschristen
(Gütersloh 1877); Fr. von Hellwald, Die Christen-
sekte der N. (im "Ausland", Stuttg. 1892); Nae,
'Ik6 s^i'ian cliurcii in Inäia. (Edinb. 1892).
Xostoriäae, Nestorpapageien (s. d.).
Neftorlus, Patriarch von Konstantinopel (428
-431). In Antiochia, wo er zum Presbyter ge-
weiht wurde, im Geiste der Antiochenischen Schule
(s. d.) gebildet, ein Schüler des Diodorus von Tar-
sus und Theodorus von Mopsuestia, gab er durch
leine Weigerung, die Jungfrau Maria "Mutter
Gottes" zu nennen, weil sie nur Mutter Jesu
nach seiner menschlichen Natur sei, Veranlassung zn
der Anklage, daß er den einen Christus in zwei
Personen zerreiße und die wahre Gottheit Christi
leugne. Besonders auf Betrieb des Cyrillus (s. d.)
von Alexandria wurde er auf der Kirchenversamm-
lung zu Ephesus 431 als Häretiker seines Amtes
entsetzt und starb nach 440 in der Verbannung.
(S. Nestorianer.)
Nestorpapageien (^eätoi-iäas), Nestorkaka-
dus, K aka, Familie der Papageien (s. d.), bestehend
aus 2 Gattungen und 6 Arten, mit langer, nach unten
gekrümmter Schnabelspitze, Wachshaut mit einigen
Borstenfedern, Flügel reichen bis zur Mitte des
Schwanzes, dieser hat Steuerfedern mit nackten
Schaftenden. Die Zunge ist ohne Bürsten, aber an
der Unterseite der Spitze mit einer nagelartigen
Bildung. Die Färbung ist durchgehends trüb,
schwärzlichgrau, bräunlich oder grünlich. Die Gat-
tung ^68t0r ist auf Neuseeland und die Norfolk-
inseln beschränkt und besteht aus 5 Arten, von denen
der Kea (^68wi- nowdiliZ Aon^, s. Tafel: Pa-
pageien II, Fig. 2) die bekannteste ist. In neuerer
Zeit hat er, der vorher ein Pflanzenfresser war und
von Früchten und Baumsäften lebte, Raubvogelge-
wohnheiten angenommen und hackt Lämmer wund,
um deren Blut zu saugen. Da die jungen Tiere da-
durch zahlreich eingehen, ist der Nestorpapagei der
für Neuseeland so wichtigen Schafzucht sehr nach-
teilig geworden, und es wird ihm deshalb so stark
nachgestellt, daß zu vermuten steht, daß er bald aus-
sterben wird. Über die zweite, der Gattung Xsswi-
sehr nahe stehende Gattung, den Borstenkopf-
oder Adlerpapagei, s. Daä^MluL.
Neftos, Fluß in Macedonien, s. Mesta.
Nestroy, Joh. Nepomuk, Komiker und Lust-
spieldichter, geb. 7. Dez. 1801 zu Wien, widmete
sich zuerst dem Studium der Rechte, erhielt 1822
ein Engagement am Hofoperntheater in Wien, ging
1823 als erster Bassist nach Amsterdam, 1824 nach
Brunn und 1826 nach Graz. Schon in Brunn
spielte N. auch komische Rollen, und in Graz wid-
mete er sich fast ausschließlich diesem Fach unter
steigendem Beifall, der namentlich seiner pikanten
Eigentümlichkeit, dein unerreicht drastischen Lieder-
vortrage galt. Seit 1831 war er Mitglied, mehrere
Jahre auch Direktor des Carl-Theaters in Wien.
N. starb 31. Mai 1862 zu Graz. Große Erfolge er-
rang sich N. auch als Bühnendichter. Seine rea-
listisch-kaustischen Volksstücke mit ihrem nüchterneu
Humor, ihren parodistischen Späßen verdrängten die
poetisch ungleich wertvollern, phantastischen Dich-
tungen Ferd. Raimunds aus der Gunst des Wiener
Publikums. Sein glänzendstes Stück war der noch
heute nicht von den Bühnen verschwundene "Böse
Geist Lumpaci-Vagabundus" (1833). Von seineu
übrigen Stücken, deren Zahl über 60 beträgt, sind
"Eulenspiegel", "Einen Jux will er sich machen" u. a.
gleichfalls noch lebendig. I. N.s "Gesammelte
Werke" gaben Chiavacci und Ganghofer (12 Bde.,
Stuttg. 1890 - 9)) heraus, eine Biographie Necker
(ebd. 1891).
Nestved, Stadt auf Seeland, s. Nästved.
Xs sntor snpra. oropiäain (lar.), "Schuster,
(gehe) nicht über die Sandale hinaus!", unser
"Schuster bleib bei deinem Leisten!", d.h. urteile
nicht über Dinge, die du uicht verstehst; Citat aus des
ältern Plinius "^llturalig liiLtoriw) (35,36), wo er-
zählt wird, daß der griech. Maler Apelles mit obigen
Worten die Kritik eines Schuhmachers über ein Ge-
mälde des Apelles in ihre Schranken gewiesen habe.
Neswifh, poln. Me^vißö, Stadt im Kreis Sluzk
des russ. Gouvernements Minsk, an der zum Nie-
men gehenden Lipa, Sitz des Kommandos der 2. Ka-
valleriebrigade der 4. Division, hat (1893) 9230 E.,
in Garnison das 12. Dragonerregiment Mariupol,
Post, Telegraph, ein altertümliches Schloß, 1 kath.
Kirche, 1 Synagoge, 6 israel. Vetschulen, 1 Lehrer-
seminar; Tabakfabrik, Brauerei. N. war die Resi-
denz der Fürsten von Radziwill und als solche die
erste Stadt Litauens.
Nefzmöly (spr. nchmehlj), deutsch Neßmühl,
Groß-Gemeinde im Stuhlbezirk Tata des ungar. Ko-
mitats Komorn, rechts von der Donau, an der Li-
nie Almas-Füzitö-Esztergom der Nngai. Staats-
bahnen, hat (1890) 1321 E. N. ist rings von Wein-
bergen umgeben, auf deren vulkanischem Boden der
Weinstock trefflich gedeiht und feurige weiße Tafel-
weine liefert. Die besten Lagen von N. sind im Be-
sitze des Benediktinerstifts zu den Schotten in Wien.
Auf 5634 1i3. Weinland werden etwa 63000 Iii
Weiß- und Rotwein gewonnen. In N. starb 1439
Kaiser Albrecht II.
Net, ägypt. Name von Theben (s. d.).
Nethe, Fluß in der belg. Provinz Antwerpen,
entsteht aus der Kleinen N. und der in der Cam-
pine von Limburg entspringenden Großen N. und
vereinigt sich mit der Dyle zur Rüpel.
Netyer-Hoyland, Stadtin England,s.Hoyland.
Nethou (spr. -Wh), Pico de, s. Maladetta.
Netolitz, Stadt in der österr. Vezirkshauptmann-
schaft Prachatitz in Böhmen, an der Lmve N^n-
Eger der Österr. Staatsbahnen (Station Nakri-N.),
durch Lokalbahn mit der Station verbunden, Sitz
eines Bezirksgerichts (224,53 ^m, 15079 E.), hat
(1890) 2805 czech. E.; Brauereien, bedeutende Pferde-
zucht, Pferde- und Hornviehmärkte.
Netscher, Kaspar, Holland. Maler, geb. 1639
zu Heidelberg, erlernte die Malerei bei de Coster,
dann bei Terburg, außerdem nach Dou und Mieris
und ließ sich im Haag nieder, wo er 15. Jan. 1684
starb. In der treuen Nachahmung der Natur wett-
eiferte er mit den berühmtesten seiner Zeitgenossen;
er wird Terburg und Don gleichgestellt, welchen er
auch in feiner humoristischer Auffassung des Lebens