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Nicosia – Niebuhr (Barthold Georg)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Nicolsches Prisma'
brechendes Mittel, weshalb er bei p derart total reflektiert wird, daß er nicht in das bei s befindliche Auge gelangen kann. Letzteres findet dagegen bei dem
außerordentlichen oder extraordinären Strahl n s statt, der bei o durch die Balsamschicht hindurch in den andern Teil des Prismas gelangt, denselben bei r
verläßt und zum Auge bei s geht. Die N. P. lassen also nur die extraordinären Strahlen, deren Schwingungen parallel zu seinem Hauptschnitte a e d g sind, durch
und sind undurchsichtig für die ordentlichen Strahlen, deren Schwingungsrichtung senkrecht gegen jenen Hauptschnitt erfolgen. Zur Herstellung von N. P.
müssen statt der Flächen a e, g d, die am Spaltstück mit der Kante e d Winkel von 71° bilden, andere unter 68° angeschliffen werden, und der Schnitt c b muß
senkrecht gegen diese erfolgen. Für mineralog, und petrographische Untersuchungen sind die N. P. (in Verbindung mit dem Mikroskop) ein unentbehrliches
Hilfsmittel geworden.
Nicosīa, Hauptstadt von Cypern, s. Levkosia.
Nicosīa, Stadt (und Kreis, 94783 E.) in der ital. Provinz Catania auf Sicilien, zwischen den beiden Quellflüssen des
Salso, in wilder Gebirgsgegend, 867 m hoch, auf dem jäh abstürzenden Monte-San Giovanni gelegen, ist Bischofssitz, zählt (1881) 14941, als Gemeinde 15460
E. und hat eine Salzmine und mehrere Schwefelquellen.
Nicot (spr. -koh), Jean N., Sieur de Villemain, franz. Diplomat und Gelehrter, geb. 1530 zu Nimes, stand
bei Heinrich II. und Franz II. in großer Gunst. N. wurde 1560 in diplomat. Eigenschaft an König Sebastian von Portugal gesendet. In Lissabon lernte er die
Tabakspflanze kennen und brachte sie von dort nach Frankreich. N. starb 5. Mai 1600. Von seinen litterar. Arbeiten ist der
«Trésor de la langue française» (Par. 1606; Rouen 1618) als das erste ausführliche franz. Wörterbuch hervorzuheben.
Nicotĕra, Hafenstadt im Kreis Monteleone der
ital. Provinz Catanzaro in Calabrien, am Golf von Gioja und an der
Linie Reggio-Tropea, ist Bischofssitz und hat (1881) 5189, als Gemeinde 6978 E.
Nicotĕra, Giovanni, ital. Staatsmann, geb. 9. Sept. 1828 zu Sambiase (Provinz Catanzaro), studierte die
Rechte und beteiligte sich, noch ganz jung in die Umtriebe des Jungen Italiens (s. d.) hereingezogen, 1848 an
dem Aufstand Calabriens, 1849 als Offizier an dem Verteidigungskampf von Rom und 1857 an der gegen die Bourbonen gerichteten Unternehmung nach Sapri,
die ihm die Galeere eintrug. Von Garibaldi 1860 befreit, trat er zur Verjagung der Bourbonen aus Neapel, dann im Krieg von 1866 und bei der Unternehmung
auf Rom 1867 unter dessen Fahnen. Seit 1860 war er als Vertreter von Salerno Mitglied der Kammer, gehörte zuerst der äußersten Linken an, entwickelte sich
aber immer mehr zu einem Manne der Ordnung. Unter Depretis Minister des Innern (März 1876) geworden, machte er sich namentlich um Sicilien verdient
durch Unterdrückung der Mafia (s. d.), aber auch verhaßt durch seine durchgreifende Art und mußte schon im Dez. 1877 zurücktreten, um
nun zum gefürchteten Gegner der folgenden Ministerien zu werden, bis Crispi ans Ruder kam. Unter Rudini (Febr. 1891 bis Mai 1892) war er wieder Minister des
Innern. Er starb 13. Juni 1894. N. war ein echter Vertreter der hochstrebenden neuern Demokratie. – Vgl. Giordano,
La vita ed i discorsi di Giovanni N. (Salerno 1878); Mauro, J. N.s Leben (deutsch Lpz. 1886). ↔
Nicōya, Halbinsel an der westl. Küste der Republik Costa-Rica, bildet mit dem Festlande den Golf von N. mit dem
trefflichen Hafen Punta-Arenas.
Nictherōy, Hauptstadt des brasil. Staates Rio de Janeiro, am Eingang der Bai von Rio, diesem gegenüber,
Ausgangspunkt der Eisenbahn N.-Nova-Friburgo-Areas und N.-San Antonio-Campos, hat etwa 20000 E.
Nidda, rechter Zufluß des Mains, kommt vom Taufstein im Vogelsgebirge in Oberhessen, fließt südwestlich durch Oberhessen und
mündet nach 98 km bei Höchst, 8 km westlich von Frankfurt. An größern Zuflüssen hat die N. rechts Horloff und Wetter und links Nidder, sämtlich im
Vogelsgebirge entstehend.
Nidda, Stadt im Kreis Büdingen der hess. Provinz Oberhessen, an der N., der Linie Gießen-Gelnhausen und
der Nebenlinie N.-Schotten (14,2 km) der Oberhess. Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gießen) und
Kreisbauamtes, hatte 1890: 1781, 1895: 1822 E., darunter 49 Katholiken und 91 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Vorschuß-
und Kreditverein; Rot- und Weißgerberei, Papierfabriken und bedeutende Kunsttischlerei. 4 km westlich das Solbad Salzhausen mit Saline, Sol-, Schwefel-,
Lithion- und Stahlquellen und ein Braunkohlenbergwerk.
Nideggen, Stadt bei Düren (s. d.).
Nidelbad, Bad im Bezirk Horgen des schweiz. Kantons Zürich, 8 km südlich von Zürich, 1 km westlich vom Züricher See, hat eine
erdig-salinische Stahlquelle und eine Badeanstalt.
Nidle, schweiz. Bezeichnung für Rahm (s. d.).
Niebuhr, Barthold Georg, Geschichtsforscher, Kritiker und Philolog, Sohn des folgenden, geb. 27. Aug. 1776 zu Kopenhagen, wurde
von seinem Vater, besonders aber durch eigenes Studium vorgebildet, kam 1793 nach Hamburg zu J. G. Busch, dem Vorsteher der Handelsakademie, und
studierte 1794–96 in Kiel die Rechte und Philosophie. 1796 wurde er Privatsekretär des dän. Finanzministers Ernst Schimmelmann, setzte 1798 seine Studien in
London und Edinburgh fort, trat 1800 in den dän. Staatsdienst und erhielt 1804 die Direktion der Bank. 1806 trat N. in den preuß. Staatsdienst über, wo er
Mitdirektor der Seehandlung wurde. Vom März bis April 1809 verhandelte er in Holland wegen einer preuß. Anleihe. Nach seiner Rückkehr wurde er Staatsrat
und Sektionschef für das Staatsschuldenwesen. Mit den Finanzplänen Hardenbergs nicht einverstanden, erbat er 1810 seinen Abschied und hielt als Mitglied
der Akademie der Wissenschaften an der Berliner Universität Vorlesungen über röm. Geschichte; 1813 trat er wieder in den Staatsdienst und wurde 1816 zum
preuß. Gesandten am päpstl. Hofe ernannt, wo er die Unterhandlungen über die Organisation der kath. Kirche in Preußen führte, infolge deren die
Cirkumskriptionsbulle De salute animarum 1821 erlassen wurde. 1823 ging N. an die Universität nach Bonn. Er starb 2.
Jan. 1831.
N.s Hauptwerk ist die «Röm. Geschichte» (Bd. 1–3, Berl. 1811–32 u. ö.; neue Ausg., ebd. 1873), die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 320.