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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nielsen; Niem; Niemann; Niemann-Raabe; Niemann-Seebach; Niembsch von Strehlenau; Nĭemcewicz

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Nielsen - Niemcewicz

bezeichnen. Vom N. handelt Benvenuto Cellinis Trattato intorno alle otto principali arti dell’orificeria (Flor. 1568; übersetzt von Brinckmann); dann Duchesne, Essai sur les nielles (Par. 1826).

Nielsen, Amaldus, norweg. Landschaftsmaler, geb. 28. Mai 1838 in Mandal, war in Düsseldorf Schüler von Gude und wohnt seit 1870 in Kristiania. Seine Landschaftsbilder, zu denen er die Motive meist der Südwestküste seines Heimatlandes entnimmt, zeichnen sich durch Naturwahrheit und tiefes künstlerisches Gefühl aus; so: Waldinterieur, Herbststimmung, Sommernacht u. s. w.

Niem (Nieheim), Dietrich von, Historiker, geb. um 1340 in Nieheim in Westfalen, zog in jungen Jahren nach dem Süden, kam unter Gregor ⅩⅠ. an die Kurie nach Avignon und blieb in der päpstl. Kanzlei thätig. 1895 wurde er von Bonifaz Ⅸ. zum Bischof von Verden ernannt, reiste nach Deutschland, residierte ein Jahr lang in seinem Bistum, konnte aber der Streitigkeiten in demselben und der Anfeindungen von außen nicht Herr werden, weshalb er die Diöcese verließ und nach Rom in seine alte Stellung zurückkehrte. Unter Innocenz Ⅶ. beginnt seine Thätigkeit für das Nationalhospiz der Deutschen (Santa Maria dell’ Anima), dessen eigentlicher Gründer N. war. Unter Gregor ⅩⅡ. trat er zur Konzilspartei über und in die Dienste Alexanders Ⅴ. und Johanns ⅩⅩⅢ., mit dem er zum Konstanzer Konzil kam. N. starb im März 1418 in Maastricht. Als Kanzleibeamter schrieb N. den «Liber cancellariae apostolicae», das offizielle Handbuch der Kanzlei, und den «Stilus palatii abbreviatus» (beide zusammen hg. von Erler, Lpz. 1888), das Handbuch der im sacrum palatium gültigen Geschäftsordnung. Größer ist seine Bedeutung als Historiker; von seiner Weltchronik sind leider nur dürftige Reste vorhanden; dagegen sind sein Werk «De schismate» (hg. von Erler, Lpz. 1890), die beste Geschichte des Schisma, die Fortsetzung derselben teilweise in Gestalt einer Vita Johanns ⅩⅩⅢ., eine Sammlung von Aktenstücken zum Pisaner Konzil («Nemus unionis»), eine Darstellung der Glanzzeit des Römisch-Deutschen Reichs (Privilegia aut jura imperii), erhalten; ebenso mehrere Traktate und Sendschreiben. Wahrscheinlich ist N. auch der Verfasser der auf Reform in Staat und Kirche dringenden drei Reformtraktate: «De modis» und «De difficultate unionis» (1410) und «De necessitate reformationis ecclesiae». – Vgl. Sauerland, Das Leben des Dietrich von Nieheim (Gött. 1875); Erler, Dietrich von Nieheim (Lpz. 1887).

Niemann, Albert, Bühnensänger (Tenorist), geb. 15. Jan. 1831 zu Erxleben, war ursprünglich Maschinenbauer und wandte sich 1849 in Dessau der Bühne zu. Nach mehrern andern Engagements wurde er 1860 an der Hofbühne zu Hannover angestellt. Von hier aus verbreitete sich, nachdem ihn der König zur weitern Ausbildung wiederholt nach Paris (zu Duprez) geschickt hatte, sein Ruf über ganz Deutschland. Erscheinung, Stimme und geniale dramat. Begabung machten N. bald zu einem der gefeiertsten Heldentenöre. Mit der Geschichte der Werke Rich. Wagners, der in ihm den bedeutendsten Darsteller seines «Siegmund» und anderer Figuren fand, wird der Name N.s immer verbunden bleiben. In Wagnerschen Opern feierte er noch 1887 und 1888 in Amerika große Triumphe. 1866‒89 gehörte N. der Berliner Hofoper an. Seitdem hat er sich von der Bühne zurückgezogen und lebt in Berlin. Er war in erster Ehe (seit 1859) mit der Schauspielerin Marie Seebach (s. d.) verheiratet. 1871 heiratete er die Schauspielerin Hedwig Raabe (s. d.).

Niemann-Raabe, s. Raabe, Hedwig.

Niemann-Seebach, s. Seebach, Marie.

Niembsch von Strehlenau, Nikol., Dichter unter dem Namen Nikolaus Lenau, geb.13. Aug. 1802 zu Csatad in Ungarn, studierte in Wien Rechtswissenschaft, dann Medizin, ohne sich zu einer strengen Berufsthätigkeit entschließen zu können. Sein dichterisches Talent wurde gefördert durch größere Reisen in die österr. Alpen und 1832 nach Nordamerika. Nach seiner Rückkehr hielt er sich abwechselnd in Wien, in Ischl und in Stuttgart auf. An letzterm Orte wurde er im Okt. 1844, als er eben im Begriff stand, nach Frankfurt a. M. abzureisen, um sich dort zu verheiraten, von einer Geisteskrankheit ergriffen, die durch seine hoffnungslose Leidenschaft zu Sophie von Löwenthal vorbereitet war. Er ward in die Heilanstalt Winnethal, von da 1847 nach Oberdöbling bei Wien gebracht, wo er 22. Aug. 1850 starb.

Als Schriftsteller trat N. zuerst 1832 auf mit einer Sammlung «Gedichte», der 1838 «Neuere Gedichte» folgten. In ihnen verbindet sich Wohllaut mit einer sinnigen, oft tiefsinnigen Auffassung des Naturlebens. Am höchsten steht N. da, wo er sich der Einfachheit des Volksliedes anschließt und in diesem Tone ergreifende Bilder aus seinem Heimatlande malt. Doch auch die lyrischen Schmerzensschreie, die sich seiner gequälten Brust entringen, sind von tiefer Wirkung; obgleich den schwäb. Dichtern nahestehend, ist er ein Sänger des Weltschmerzes. Eine ganz andere Richtung zur Gedanken- oder philos. Tendenzdichtung schlug N. in drei größern Dichtungen ein, nämlich in seinem episch-dramat. «Faust» (zuerst als Fragment in dem von N. herausgegebenen «Frühlingsalmanach», Stuttg. 1835; 5. Aufl. 1865; für die Bühne eingerichtet von Gramming, Münch. 1869), dem mystischen Romanzenepos «Savonarola» (Stuttg. 1837; 5. Aufl. 1866) und den von skeptischerm Geist getragenen «Albigensern» (ebd. 1842; 4. Aufl. 1873); ein weiteres Epos «Ziska» blieb unvollendet. N.’ «Dichterischen Nachlaß» gab Anastasius Grün heraus (Stuttg. 1851); den Hauptteil bildet der «Don Juan», den N. selbst für seine beste Arbeit hielt, der aber weder die Form des Dramas hat, noch die Klarheit der Idee in vollendeter Weise darstellt. Ausgaben von N.’ «Sämtlichen Werken» (4 Bde., Stuttg. 1855 und 2 Bde., ebd. 1880) besorgten: Anastasius Grün, Boxberger (Hempelsche Ausg., 5 Bde., 1883), Barthel (bei Reclam, Lpz. 1887) u. a., Koch (in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur»). – Vgl. Niendorf, Lenau in Schwaben (Lpz. 1853); Schurz, Lenaus Leben (2 Bde., Stuttg. 1855); Lenaus Briefe an einen Freund, hg. von Karl Mayer (ebd. 1853); Berthold Auerbach, Nikol. Lenau (Wien 1876); Frankl, Lenau und Sophie Löwenthal (Stuttg. 1891). Lenaus Briefe an Emilie von Reinbeck und deren Gatten Georg von Reinbeck von 1832‒44 gab A. Schlosser (Stuttg. 1896) heraus.

Nĭemcewicz (spr. -zéwitsch), Julian Ursin, poln. Schriftsteller, geb. 1758 zu Skoki in der Wojwodschaft Brzesc in Litauen, trat 1777 als Adjutant Czartoryskis in das litauische Heer und begleitete ihn 1783 auf einer Reise ins Ausland. Als Landbote wirkte er auf dem Reichstag eifrigst für die Konstitution vom 3. Mai 1791, gab die «Gazeta narodowa» heraus und schrieb das polit.-satir. Lustspiel «Die Rückkehr des Landboten» (Warsch. 1791; deutsch Lpz. 1792). 1794 wurde er Kosciuszkos