Noailles (spr. noáj), franz. Geschlecht, das seinen Namen von einer
Herrschaft bei Brives (Depart. Corrèze) erhielt, die es urkundlich schon im 11. Jahrh. besaß. Mit
Antoine de N., geb. 1504, eröffnete sich die glänzende Laufbahn der Familie. Er war
Admiral von Frankreich und starb 11. März 1562 als Gouverneur von Bordeaux Sein ältester Sohn Henri (gest. 1623) ließ seine
Herrschaft Ayen 1592 zur Grafschaft erheben, und unter seinem Enkel Anne de N. wurde sie 1663 in ein Herzogtum N. mit der
Pairschaft verwandelt. Der zweite Sohn dieses ersten Herzogs war der Kardinal und Erzbischof von Paris,
Louis Antoine de N., geb. 27. Mai 1651. Die Unterstützung, die er dem Jansenisten
Quesnel (s. d.) bewies, sowie sein Widerstand gegen die Bulle
Unigenitus (s. d. und Jansenisten) zogen ihm die
Verfolgungen der Jesuiten und des Hofs zu. Nachdem er endlich 1728 die Bulle angenommen hatte, starb er 4. Mai 1729. – Sein
ältester Bruder Anne Jules, Herzog von N., geb. 5. Febr. 1650, zeichnete sich in den
Feldzügen gegen die Spanier aus. Wiewohl er Ludwig XIV. wesentliche Dienste bei der Ausrottung der Protestanten in Languedoc
leistete, zog er sich wegen der Freundschaft, die er seinem Bruder bewies, die Ungnade des Hofs zu: er starb 2. Okt. 1708.
Adrien Maurice, Herzog von N., des vorigen ältester Sohn, geb. 29. Sept. 1678, befehligte
im Spanischen Erbfolgekrieg ein franz. Armeekorps und erhielt dafür 1711 von Philipp V. die span. Grandenwürde. Unter der
Regentschaft des Herzogs von Orleans trat er an die Spitze der zerrütteten Finanzen. Als geistreicher, aber unwissender
Projektmacher ging er nach mehrern verunglückten Reformversuchen zu den gewaltsamsten Maßregeln über und mußte endlich als
Gegner der finanziellen Experimente Laws (s. d.) 1718 seine Stelle an d’Aguesseau abtreten.
Erst 1733 stellte ihn der Minister Fleury bei dem Heere am Rhein an. N. eroberte die Linien von Ettlingen, besetzte Worms und
übernahm nach dem Tode des Marschalls Berwick vor Philippsburg den Oberbefehl; gleichzeitig erhielt er den Marschallsstab. Im
folgenden Jahre trat er an die Spitze der Truppen des Königs von Sardinien und vertrieb die Kaiserlichen aus Italien. Im
Österreichischen Erbfolgekriege zog er im März 1743 mit einem starken Heer über den Rhein und erlitt 27. Juni bei Dettingen
eine völlige Niederlage. Er zog sich nun von der Armee zurück, trat in den Staatsrat, ging 1746 an den span. Hof und bewirkte
dessen Aussöhnung mit dem französischen. 1755 aus dem Staatsrat getreten, starb er 24. Juni 1766. Seine
«Mémoires» gab Millot (6 Bde., Par. 1777), freilich sehr verkürzt, heraus. – Vgl.
Correspondance de Louis XV et du maréchal de N. (hg. von Rousset, 2 Bde., Par. 1865).
Sein ältester Sohn Louis, Herzog von N., geb. 21. April 1713, wohnte mehrern Feldzügen
in Flandern und Deutschland bei und erhielt dafür 1775 den Marschallsstab. Er wurde sodann Gouverneur von St. Germain, wo er
22. Aug. 1793 starb. – Sein Urenkel Paul, Herzog von N., ↔ geb. 4. Jan.
1802, trat 1827 in die Pairskammer, wo er die Sache der ältern Bourbons verteidigte, ward 1849 auch Mitglied der Akademie und
starb 12. Mai 1885 in Paris. Er hat sich als Geschichtschreiber besonders durch seine
«Histoire de Mme. de Maintenon» (4 Bde., Par. 1848–58) und seine
«Histoire de la maison de St. Cyr» (ebd. 1865) bekannt gemacht. – Sein ältester Sohn
Jules, geb. 12. Okt. 1826, starb 6. März 1895; dessen Sohn Maurice, geb. 22. Sept. 1869,
ist jetzt Haupt des ältern Familienzweigs. Sein zweiter Sohn Emanuel Henri, Marquis de N.,
geb. 15. Sept. 1830, wirkte seit 1872 als franz. Gesandter in Washington und seit 1873 in gleicher Eigenschaft bei der
päpstl. Kurie, war 1876–82 Botschafter in Rom, 1882–86 in Konstantinopel und ist es seit Mai 1896 in Berlin. Er verfaßte
gleichfalls ein histor. Werk: «Henri de Valois et la Pologne en 1572» (3 Bde., Par.
1867) sowie die histor. Studie «La Pologne et ses frontières» (ebd. 1863).
Ein jüngerer Sohn des 1766 verstorbenen Herzogs Adrien Maurice, Philippe de N., geb.
27. Nov. 1715, wurde als Herzog von Mouchy der Stifter der Nebenlinie Noailles-Mouchy.
Er machte mehrere Feldzüge mit und wurde 1775 zum Marschall erhoben. Als treuer Anhänger des Hofs starb er 1794 unter der
Guillotine. – Sein Nachkomme Antoine Juste Leo de N., Herzog von Poix und Mouchy, jetzt
Haupt dieses Zweigs, geb. 19. April 1841, zeigte sich seit 1871 in der Nationalversammlung, seit 1876 in der
Deputiertenkammer als eifriger Bonapartist.
Nobbe, Friedr., Pflanzenphysiolog, geb. 20. Juni 1830 in Bremen, studierte in Jena und Berlin
Naturwissenschaften, wurde 1861 Professor an der Gewerbeschule in Chemnitz (Sachsen), 1868 an der land- und
forstwirtschaftlichen Akademie zu Tharandt und wurde 1889 zum Geh. Hofrat ernannt. Er redigiert seit 1861 die Zeitschrift
«Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen» (bis 1875 Chemnitz, 1876 fg. Berlin) und leitet die 1869 begründete und 1888
durch eine gärtnerische Abteilung erweiterte pflanzenphysiol. Versuchsstation zu Tharandt. Großes Verdienst erwarb er sich
durch seine Untersuchungen der landwirtschaftlich wichtigen Sämereien. Nach der von ihm 1869 begründeten
Samen-Kontrollstation sind seitdem in allen Kulturstaaten solche Anstalten entstanden. Von seinen Schriften sind zu
erwähnen: «Über die organische Leistung des Kalium in der Pflanze» (mit Schröder und Erdmann, Chemn. 1871), «Handbuch der
Samenkunde» (Berl. 1876), «Wider den Handel mit Waldgrassamen für die Wiesenkultur» (ebd. 1876) und viele Aufsätze physiol.
Inhalts.
Nobel (Noble), engl. Goldmünzen, 1343–1550
in doppelten, einfachen und halben Stücken geprägt und nach den regierenden Fürsten benannt (Eduardnobel, Heinrichnobel,
Richardnobel u. s. w., s. auch Georgnobel). Nach ihrem Gepräge hießen sie
Rosenobel (auf dem Avers ein Schiff mit einer Rose an der Seite, auf dem Revers eine
große Rose) oder Schiffsnobel (auf dem Avers ein Schiff ohne Rose, auf dem Revers ein
Kreuz). Die N. wurden in Burgund und andern Staaten nachgeahmt und waren im 16. Jahrh. auch in Deutschland, namentlich im
nördl. Niedersachsen verbreitet.