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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nürnberger Eier – Nußbaum (Pflanzengattung)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Nürnberg'

für die Linie N.-Fürth (6 km) der Ludwigsbahn. Der gesamte Eisenbahngüterverkehr betrug (1895) 196588 t. – Straßenbahnen mit elektrischem Betrieb (Nürnberg-Fürther Straßenbahngesellschaft) führen vom Centralbahnhof in die Stadt und von dort nach mehrern Vororten und nach Fürth. – N. hat 2 Postämter, ein Bahnpostamt, 8 Stadtpostexpeditionen, 11 Telegraphenstationen und Fernsprecheinrichtung.

Geschichte. Urkundlich kommt N. erst 1050 vor. Der Ausgangspunkt seiner Entwicklung war die Burg. Unter den Hohenstaufen wurde die Stadt von den Kaisern besonders begünstigt, Friedrich II. verlieh ihr einen wichtigen Freiheitsbrief (1219). Burggrafen von N. waren seit Heinrichs VI. Zeit die Grafen von Zollern (s. Hohenzollern); sie hatten ihre eigene Burg in N., welche 1420 in einer Fehde des Burggrafen Friedrich VI. mit dem Herzog von Bayern-Ingolstadt abgebrannt wurde, worauf der Burggraf, welchen Kaiser Sigismund schon 1415 die Mark Brandenburg verliehen hatte, 1427 die Ruine nebst seinen Waldgerechtsamen, der Vorstadt Wöhrd und einigen Orten bei N., mit Ausschluß der Lehen, des Landgerichts, Wildbanns und Geleitrechts, an die Stadt verkaufte. N. war oft der Sitz der Reichstage. In das 15. und 16. Jahrh. fällt die Zeit seiner höchsten polit. Bedeutung und seiner Blüte in Kunst und Wissenschaft durch das fast gleichzeitige Wirken von Albr. Dürer, Adam Kraft, Peter Vischer, Veit Stoß, Hans Sachs, Wilibald Pirkheimer, Lazarus Spengler, Wenzel Jamnitzer u.a.m. 1525 wurde die Reformation in N. eingeführt und 23. Juli 1532 der erste Religionsfriede daselbst abgeschlossen. Im Dreißigjährigen Kriege litt die Stadt sehr; von dieser Zeit an begann ihr Verfall, und als sie auch noch durch die Drangsale der Franzosenkriege heimgesucht wurde, geriet sie in gänzlichen finanziellen Ruin. Durch die Rheinbundsakte (1806) wurde sie dem Königreich Bayern einverleibt und hob sich seitdem wieder mächtig empor. Sie ist jetzt die bedeutendste Industriestadt Bayerns. 1882 fand hier eine große bayr. Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung (s. Tafel: Ausstellungsgebäude II, Fig. 5), 1885 eine internationale Metallausstellung und 1896 die zweite, sehr bedeutende bayr. Landes-Industrie-, Gewerbe-und Kunstausstellung statt.

Vgl. Lochner, N.s Vorzeit und Gegenwart (Nürnb. 1845); Riedel, Ursprung und Natur der Burggrafschaft N. (Berl. 1854); Chroniken der deutschen Städte, Bd. 1–3, 10 u. 11: N. (Lpz. 1862–74); Priem, Nürnberger Sagen und Geschichten (Nürnb. 1870); Reicke, Geschichte der Reichsstadt N. (ebd. 1896); Stockbauer, Nürnbergisches Handwerksrecht des 16. Jahrh. (ebd. 1879); Kleinschmidt, Augsburg, N. und ihre Handelsfürsten im 15. und 16. Jahrh. (Cass. 1881); Vocke, Das burggräfl. Schloß zu N. (Nürnb. 1882); Schultheiß, Nürnberg (2. Aufl., ebd. 1882); Rée, Wanderungen durch das alte N. (3. Aufl., ebd. 1896); Mummenhoff, Altnürnberg (Bamb. 1890); ders., Das Rathaus in N. (Nürnb. 1892); ders., Die Burg zu N. (ebd. 1896); ders., Führer durch N. (ebd. 1896); ders., Führer durch das Rathaus (ebd. 1896); H. Thode, Die Malerschule von N. im 14. und 15. Jahrh. (Frankf. a.M. 1891); Schüßler, Illustrierter Führer durch N. (2. Aufl., Nürnb. 1893); Ludewig, Die Politik N.s im Zeitalter der Reformation (Gött. 1893); Rösel, Altnürnberg (Nürnb.1895); Schwanhäußer, Die Nürnberger Bleistiftindustrie (ebd. 1895); Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt N. (ebd.). ↔

Nürnberger Eier, Bezeichnung für die ältesten Taschenuhren, s. Uhren.

Nürnberger Gold, s. Gold, Nürnberger.

Nürnberger Novellen, s. Wechselordnung.

Nürnberger Religionsfriede, s. Religionsfriede.

Nürnberger Rot, soviel wie roter Bolus (s. d.), roter Ocker (s. d.) und Pariser Rot (s. Eisenoxyd).

Nürnberger Trichter, spöttische Bezeichnung eines Lehrbuchs oder einer Lehr- und Lernmethode, die keine selbständige Bemühung des Schülers erfordert. Der Ausdruck beruht auf dem Titel des Buchs von Georg Philipp Harsdörfer (s. d.): «Poet. Trichter, die Teutsche Dicht- und Reimkunst in VI Stunden einzugießen» (3 Tle., 1647–53); doch war die Redensart «mit einem Trichter eingießen» schon früher sprichwörtlich.

Nürnberger Wachs, soviel wie Glühwachs (s. d.).

Nürschan, czech. Nýřany, Stadt im Gerichtsbezirk Staab der österr. Bezirkshauptmannschaft Mies in Böhmen, an der Linie Pilsen-Furth i.W. der Österr. Staatsbahnen, mit mehrern Grubenbahnen, hat (1890) 5159 E., Spiegelglasfabrik und ist Mittelpunkt des Pilsener Steinkohlenbeckens (500 qkm).

Nursia, Stadt, s. Norcia. (Anmerkung des Editors: Buchstaben vertauscht )

Nürtingen. 1) Oberamt im württemb. Schwarzwaldkreis, 180,86 qkm, hatte 1890: 27437, 1895: 27810 (12978 männl., 14832 weibl.) E. in 3 Stadt- und 27 Landgemeinden. –

2) Oberamtsstadt im Oberamt N., am Neckar und der Linie Stuttgart-Horb der Württemb. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Tübingen), hatte 1890: 5479, 1895: 5725 meist evang. E., Post, Telegraph, Reallyceum, evang. Lehrerseminar, Präparandenanstalt, Taubstummenanstalt, gewerbliche Fortbildungs-, Zeichenschule; Landwirtschaft, Baumwollspinnerei, Strumpfwebereien, Mahl- und Sägemühlen, Schleifmühle, Gerbereien, Tuchfabrik, Korsett- und Gurtenwebereien, Seegrasspinnerei, mechan. Strickereien, Thonwaren-, Korkstöpsel-, Feueranzünder-, Cementfabrik, Brauereien.

Nusrāni (arab.), soviel wie Christ, eigentlich Nazarener (s. Nazareth).

Nuß (lat. nux), eine Frucht, deren Samen von einer harten, holzigen oder lederartigen Fruchtschale eingeschlossen ist, die nicht von selbst aufspringt.

Nuß, bei verschiedenen Mechanismen ein drehbarer Bestandteil, der die Gestalt einer Kugel oder einer dicken Scheibe hat, z. B. bei Handfeuerwaffen (s. d.), beim Schloß (s. d.).

Nußbaum, Juglans L., Pflanzengattung aus der Familie der Juglandaceen (s. d.) mit gegen acht Arten im nördlich gemäßigten Asien, Europa und Amerika, Bäume mit großen, abwechselnd gestellten, unpaarig gefiederten Blättern von eigentümlich aromatischem Geruch, hängenden, dicken, grünlichen Kätzchen mit männlichen Blüten, die sich an der Spitze der vorjährigen Triebe aus blattlosen Knospen zur Zeit des Laubausbruchs entwickeln, einzeln oder zu mehrern beisammenstehenden weiblichen Blüten, die an der Spitze der neuen Triebe stehen und einen unterständigen Fruchtknoten und große, fleischige, rote Narben besitzen. Die Frucht ist eine einkernige, von einer fleischig-lederartigen, ungenießbaren Schale umgebene Steinfrucht, deren beinharte zweiklappige Kernschale einen zweilappigen, wulstigen, wohlschmeckenden Samen umschließt.

Die bekannteste Art ist der gemeine Walnußbaum (Juglans regia L.); Tafel: Amentaceen,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 482.