Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

489
Obduration - Oberalppaß
Obduration (lat.), Verhärtung des Gemüts,
Verstocktheit.
Obduzieren, Leichen von Amts wegen öffnen
und untersuchen (s. Obduktion).
ö-Becse, Groh-Gemeinde in Ungarn, s. Vecse.
Obedienz, OdeäientiH cauouica. (lat.), in der
kath. Kirche der Gehorsam, welchen nach dem
röm. Kirchenrecht die kirchlich Untergebenen ihren
Obern, insbesondere die Geistlichen den Bischöfen
und diese wieder dem Papst zu leisten haben. Die
Pflicht der O. wird eidlich übernommen, von den
Bischöfen bei der Konsekration, von den Priestern
bei der Ordination. Zuweilen werden auch mit
O. die den Untergebenen zur Verwaltuug zugewie-
senen Amter, z. V. Pfarrämter in Stiften und
Klöstern, welche Mönchen oder Kanonikern zugewie-
sen werden (Obedienzpfarre), bezeichnet.
Obeld, Hauptort von Kordofan, s. El-Obeid.
V-Bein, s. Väckerbein.
Ob-Gisenbahn oder Westsibirischc Eisen-
bahn, s. Sibirische Eisenbahn.
Obelisk (grch., "kleiner Spieß"), ägypt. Mo-
numente (Techen genannt), welcke in einem
langgestreckten, viereckigen, monolithen Granitpfeiler
bestehen, der sich nach oben verjüngt und in eine
besondere Spitze (Pyramidion) ausläuft. Sie
wurden paarweise vor den Eingängen der Tem-
pel errichtet. Der älteste erhaltene O. ist der von
Heliopolis, der noch jetzt bei Matarieh steht; er
ist 20,2? in hoch. Der höchste in Ägypten erhal-
tene O. ist der der Königin Chnemt-Amun in
Karnak, welcher 28 in mißt. Die meisten O. wurden
während der 18. und 19. Dynastie errichtet; doch
sind auch mehrere aus griech. und röm. Zeit er-
halten. Die röm. Kaiser liebten es, O. nach Rom
zu führen und dessen Plätze damit zu schmücken.
So ließ Augustus nach der Unterwerfung Ägyp-
tens zwei O. aus Heliopolis nach Nom schaffen,
von denen der eine im Cirkus, der andere im
OamMs NllrtinL errichtet wurde; ersterer (Schaft
24 in, mit Postament und Kreuz 36,4 in hoch)
schmückt seit 1589 die Piazza del Popolo, letzterer
(mit Postament 20 in hoch) seit 1789 den Platz
vor der Curia Innocentiana, dem heutigen Ab-
geordnetenhause. Auch Kaiser Caligula ließ aus
Heliopolis einen O. nach Nom bringen und im
Cirkus Vaticanus aufstellen; er wurde Sept. 1586
unter Leitung Dom. Fontanas von dort mittels
Rollen fortgeschafft und steht jetzt auf dem Peters-
platze. Im ganzen giebt es in Rom zwölf O., dar-
unter nenn mit Hieroglyphen versehene; der größte
^32 in, mit Postament 47 in hoch) ist der vor San
Giovanni in Laterano aufgerichtete. Er wurde ur-
sprünglich vom König Tuthmosis III. für Theben
bestimmt, zu Ebren des Ammon-Re. Einer der
beiden O. von Lukfor wurde 1831 von Mehemed
Ali den Franzosen geschenkt und von diesen auf der
Place de la Concorde zu Paris aufgestellt. Dieser
war unter Namses II. ausgehauen worden. Daß
auch in Asien die Form nicht unbekannt war, lehrt
der berühmte O. von Nimrud (jetzt im Britischen
Museum). Er ist 2 in hoch und endigt in drei Stufen
ohne scharfe Spitze. Er besteht aus schwarzem Mar-
mor und trägt auf allen vier Seiten Darstellungen
mit Keilinschriften, über die nach London und Neu-
york gebrachten alerandrinischen O. s. Nadeln der
Kleopatra. In der Renaissance nahm man auch die
Kunstform der O. auf, benutzte sie aber meist nur als
kleine bekrönende Glieder. Gegenwärtig finden O.
Verwendung zu Denkmälern, Grabmälern, Brunnen
(s. Tafel: Ärunnen II, Fig. 3) u. s. w. - Vgl,
Zoega, 1)6 ori'^iiiL 6t u8n odkli^coi-uin (Nom 1797);
Ungarelli, Iiit6rpi'6tll>ti0 odeliLcoruin Hrdi8 (ebd.
1842); L'hote, Notics liistoriHUL sui-1^8 0ds1i8ciu68
(Par. 1836); Birch, !>>0t68 upon ol)6ii8k8 (im "Nu>
86nin ok cla88ica1 antitiuiti68", Bd. 2).
Obeliskos undObelos, kritische Zeichen der
griech. Grammatiker, s. Asteriscus.
Oberacht oder Aberacht, s. Acht.
Oberalpen (ll^ut68-^1i)68), Departement im
südöstl. Frankreich, nördlich vom Depart. Nieder-
alpcn, besteht aus den Landschaften Brianconnais,
Embrunais und Gapencais der ehemaligen Dau-
phinö. Es grenzt im N. än das Depart. Savoie, im
NW. an Isere, im W. an Dröme, im O. an Ita-
lien (Provinz Turin), hat 5589,6i (nach Berechnung
5642) hkin, (1891) 115522 E. (7402 weniger als
1886), darunter 2800 Ausländer, und zerfällt in die
3 Arrondissements Vriancon, Embrun, Gap mit
24 Kautonen, 188 Gemeinden. Hauptstadt ist Gap.
Das Departement ist eins der ärmsten und nächst
dem der Niedcralpen das volksleerste (20,8 E. auf
1 hkin). Neben Savoyen ist es das höchste Land
Frankreichs. Nach den vier tief eingefurchten, an
Wasserfällen reichen Flußthälern kann es in vier
Mulden eingeteilt werden: die der obern Durance
und ihrer Zuflüsse Guisaue, Guil und Vueche, und
die des obern Drac, der, verstärkt durch die No-
manche, in die Isere fällt. Zwischen den tiefen Thal-
spalten des Drac, der Durance, der Guisaue und
Romanche steigt die mächtige Ecrinsgruppe auf, von
deren zusammenhängenden, weiten Schneefeldern
sich gewaltige Gletscher hinab erstrecken. Die hoch
gelegenen Teile des Landes und die den Nordost-
winden ausgesetzten haben rauhes Klima, strenge
und kalte Winter, fo daß die armen Bewohner
außer Kartoffeln nur Weizeu (1894 auf 26974 Ii".
258 921 iii), Roggen (auf 7959 Iia 158 639 ni), Gerste
(1893 auf 1475 lia 843,4 t) und Hafer (auf 6778 lia,
2332,i5 t) ernten. Die nach Süden geöffneten Thäler
sind sehr fruchtbar, und es gedeihen daselbst Nuß-
bäume, Kastanien, Wein (1894 auf 3268 na 45479 Iil,
im zehnjährigen Durchschuitt 48087 ni) und Süd-
früchte. Nur Rindvieh, Esel und Maulesel werden
mit Vorteil gezüchtet und von andern Gegenden
große Schafherden hierber zur Weide gebracht. Die
Einwohner treiben Bergbau auf Blei, Kupfer, Eisen,
Kohlen (1894: 9205 t Anthracit), Gerberei, Lein-
und Wollweberei und unterhalten viele Sägemühlen.
Viele wandern Anfang des Herbstes als Arbeiter in
andere Provinzen. Die Linien Sisteron-Grenoble
und Aspres - Gap - Briancon der Mittelmeerbahn
(161,9 kin) und 386,7 kni Nationalstraßen durch-
schneiden das Land. Höhere Unterrichtsanstalten
sind 1 Lycenm, 2 Collöges.
Oberalppatz, Poststraße (32 Kin) an der Grenze
der schweiz. Kantone Uri und Graubünden, steigt
von Andermatt im Urserenthal nordöstlich zu dem
zwischcu den Massiven des Crispalt und des Six
Madun (Gotthardgruppe) gelegenen Hochthal hin-
auf, an dessen oberm Ende der kleine Oberalpsee
(2028 m) und die Paßhöhe (2046 m) liegen. Von
der Höhe (Wasserscheide zwischen Reuß und Vorder-
rhein) senkt sich die Straße südöstlich in die Val Ta-
vetsch hinab und schließt sich in Disentis (s. d.) an die
Lukmanierstraße an. Der Oberalp stock, ein kry-
stallinisches Massiv, erhebt sich zwischen Crispalt
(s. d.) und Tödi (s. d.) im Piz Tgietschen zu 3330 m.