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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oker – Ökonomiekommissar

(3 Bde., Lpz. und Jena 1816‒26) vollständig entwickelte. Da sein Natursystem von allen vorhandenen Systemen abwich, deutsche Benennungen oft mangelten und die leitenden Grundsätze der Einteilungen durch die Namen derselben angedeutet werden sollten, so schuf O. eine eigene Nomenklatur, die in vielen Fällen gezwungen klingt. Seine Naturphilosophie wurde vielfach mißverstanden und hat zu mannigfaltigen Verirrungen in der Wissenschaft Veranlassung gegeben. O. hat mit großem Fleiße als Polyhistor gearbeitet. Sein Hauptwerk in dieser Richtung ist seine «Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände» (13 Tle., Stuttg. 1833‒45). Seine Anregungen in der «Isis» haben die Begründung des Deutschen Naturforschervereins herbeigeführt, dessen erste Versammlung er 1822 nach Leipzig berief. O.s Büste, von Drake in Berlin gefertigt, wurde 1857 am Fürstengraben in Jena errichtet. Auch Offenburg besitzt ein Denkmal O.s. – Vgl. A. Ecker, L. O., eine biogr. Skizze (Stuttg. 1880); Güttler, Lorenz O. und sein Verhältnis zur modernen Entwicklungslehre (Lpz. 1884).

Oker (Ocker), linker Nebenfluß der Aller, entspringt in 911 m Höhe am Bruchberg im Oberharz, durchströmt ein wildes Felsenthal, das sie bei Oker (s. d.) verläßt, nimmt links die Gose und die Warme, rechts Radau, Ecker, Ilse und Schunter auf und mündet, nachdem sie Wolfenbüttel und Braunschweig durchflossen, 105 km lang, bei Müden. Sie ist sehr fischreich und dient zum Holzflößen.

Oker (Ocker), Pfarrdorf im Kreis Wolfenbüttel des Herzogtums Braunschweig, am Ausgang des von der O. durchflossenen Harzthales, an der Linie Halberstadt-Seesen der Preuß. Staatsbahnen, hatte 1890: 2552, 1895: 2692 evang. E., Post, Telegraph und im gemeinsamen Besitz von Preußen und Braunschweig befindliche Hüttenwerke (Produkte: Gold, Silber, Kupfer, Blei, Kupfer-, Eisen-, Zinkvitriol, Bleigelb) und Schwefelsäurefabriken, ferner 7 Holzstofffabriken, je eine Pappen- und Pappdeckel-, Superphosphat- und Farbenfabrik (Ockerfarbe, die in Teichen aus dem Wasser der O. gewonnen wird) und in der Nähe eine Düngerfabrik, Glashütte und Kalkbrennerei.

Okinawa-shima, Hauptinsel der Inselgruppe Liu-kiu (s. d.).

Okk…, s. Occ….

Okka, Gewicht und Maß, s. Oka.

Oklahōma (d. i. «schönes Land»), Territorium der Vereinigten Staaten, umfaßt, den Cherokee Strip und Noman’s Land einbegriffen, 100700 qkm, grenzt im N. an Kansas und Colorado, im O. an das Indianerterritorium, im S. an das Indianerterritorium und Texas, im W. an Texas und Neumexiko. Das Land wurde von der Unionsregierung den Creek und Seminolen abgekauft. Nach wiederholten ungesetzmäßigen Ansiedelungsversuchen durch die «Oklahoma Boomer» wurde es für die weiße Ansiedelung April 1889 eröffnet, wobei 50000 Kolonisten die Grenze überschritten. Der Cherokee Strip wurde im Sept. 1893 der weißen Ansiedelung eröffnet, und auch da sollen 90000 Kolonisten den Landerwerb betrieben haben. Die Länge der drei Bahnen Atchison-Topeka-Santa Fé, Chicago-Rock Island-Pacific und Choctaw Coal Road beträgt in O. 615 km. 1893 waren 284000 Acres mit Mais, 222000 mit Weizen, 109000 mit Hafer, 21000 mit Baumwolle und 18000 mit Sorghum bestellt. O. zerfällt jetzt in 22 organisierte Counties, von denen 9 durch Buchstaben bezeichnet werden. Hauptstadt ist Guthrie. Die Einwohnerzahl wurde Anfang 1896 auf 275000 geschätzt. Eine Territorialuniversität ist in Norman, ein Ackerbaucollege in Stillwater errichtet worden.

Ökolampadĭus, Johannes, eigentlich Heußgen oder Hüßgen (nicht Hausschein), schweiz. Reformator, geb. 1482 zu Weinsberg in Schwaben, studierte erst in Heidelberg und Bologna die Rechte, dann in Heidelberg Theologie und unter Reuchlin in Stuttgart griech. und hebr. Sprache. 1516 wurde er Prediger in Basel, wo er Erasmus bei der Herausgabe des Neuen Testaments unterstützte, 1518 Prediger in Augsburg, trat aber 1520 in das Brigittenkloster Altmünster ein. Durch Luthers Schriften angeregt, verließ er das Kloster und ging als Schloßprediger zu Franz von Sickingen auf die Ebernburg. Nach dessen Tode kehrte er wieder nach Basel zurück (1522) und führte hier nach seinen Disputationen zu Baden 1526 und Bern 1528 die Reformation völlig ein, trat 1529 als Pfarrer am Münster an die Spitze der Baseler Kirche und half 1531 bei der Durchführung der Reformation in Ulm. In dem über die Abendmahlslehre mit Luther entstandenen Konflikt schloß sich O. im wesentlichen der Ansicht Zwinglis an. Von ihm rührt namentlich eine exegetische Begründung der bildlichen Auffassung der Einsetzungsworte her, die er 1525 in der Schrift «De genuina verborum Domini: hoc est corpus meum, expositione» unternahm. Später disputierte Ö. bei dem Religionsgespräch zu Marburg 1529 mit Luther und starb 24. Nov. 1531 in Basel. Sein Grabdenkmal befindet sich hier an der Westseite des Kreuzgangs des Münsters. Unter seinen Schriften sind noch hervorzuheben: «De ritu paschali» (Bas. 1518) und die «Canonicorum indoctorum Lutheranorum ad J. Eccium responsio» (1519). – Vgl. Herzog, Das Leben Ö.’ und die Reformation der Kirche zu Basel (2 Bde., Bas. 1843); Hagenbach, Johann Ö. und Oswald Myconius (Elberf. 1859).

Ökonŏmie (grch., d. h. Haushaltung, Wirtschaft, s. d.), im allgemeinen jeder wirtschaftliche zweckentsprechende Betrieb, besonders die wirtschaftliche Thätigkeit in der Landwirtschaft (s. d.). Ein Ökonom ist bald ein Landwirt, der eine mittlere oder kleine Landwirtschaft betreibt, bald ein Beamter (Wirtschafter) in einem größern wirtschaftlichen Betriebe. Die Volkswirtschaftslehre (s. d.) wird mit dem Namen Nationalökonomie (s. d.), politische Ö., Nationalökonomik bezeichnet. Ökonomisten hießen im 18. Jahrh. die Anhänger des die Landwirtschaft hervorhebenden physiokratischen oder ökonomistischen Systems. (S. Physiokratismus.)

Ökonomiehandwerker, in der deutschen Armee die zum Dienst ohne Waffe ausgehobenen, zur Anfertigung der Bekleidung und Ausrüstung der Truppenteile bestimmten Mannschaften. An ihre Körpereigenschaften werden bezüglich ihrer Tauglichkeit geringere Anforderungen gestellt als an die für den Dienst mit der Waffe bestimmten Mannschaften. Nach kurzer militär. Ausbildung werden sie den Regiments- u. s. w. Handwerksstätten (s. Handwerksstätten) überwiesen. Außerdem werden Ö. für die Handwerkerabteilungen der Korpsbekleidungsämter (s. d.) ausgehoben.

Ökonomieinspektor, s. Inspektor.

Ökonomiekommissar, Beamter der Auseinandersetzungsbehörden (Generalkommission in Preußen), dem die eigentliche Aufstellung der Pläne für die neue Grundverteilung, Gemeinheitsteilung (s. d.) oder Zusammenlegung (s. d.) der Grundstücke, ob- ^[folgende Seite]