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Olbersdorf – Oldenbourg, R.
Der Briefwechsel zwischen O. und Bessel wurde von Ad. Ermann herausgegeben (2 Bde., Lpz. 1852). – Vgl. O., sein Leben und seine Werke (hg. von C. Schilling, Bd. 1, «Gesammelte Werke», Berl. 1894).
Olbersdorf, Dorf in der Amtshauptmannschaft Zittau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, am Fuße des Töpferberges (624 m) und an der Nebenlinie Zittau-Oybin der Sächs. Staatsbahnen, hatte 1890: 4045, 1895: 4398 E., darunter 304 Katholiken, Post, Fernsprechverbindung; Eisengießerei, Maschinen-, Watte-, Steinnußfabrik, Weberei, Jutespinnerei und Säckefabrik, Bleicherei, mechan. Spitzenklöppelei, Mühlenbauanstalten, Ziegeleien, Eisenvitriolsiederei, Fabrikation von Kleiderstoffen, Papier, Pappe und Thonröhren; Braunkohlengruben.
Olbĭa, Name mehrerer griech. Städte, am bekanntesten ist die am Hypanis (jetzt Bug) gelegene; sie hieß auch Borysthenes (jetzt Kudak).
Ölbildendes Gas, s. Äthylen.
Ölblau, eine Farbe, die, mit Firnis zusammengerieben, ein schönes Veilchenblau liefert, besteht im wesentlichen aus Schwefelkupfer, das durch Zusammenschmelzen von fein zerteiltem metallischem Kupfer mit Kaliumsulfid gewonnen wird. Auch das Berliner Blau wird zuweilen O. genannt.
Olchon oder Oichon, Insel im See Baikal (s. d.).
Old (engl., spr. ohld), alt.
Oldbury (spr. óhldbörrĕ), Stadt in der engl. Grafschaft Worcester, 7 km im W. von Birmingham, an der London and North-Western-Eisenbahn, hat (1891) 20348 E., Fabrikation von Chemikalien, irdenen Röhren, gußeisernem Geschirr und Werkzeugen.
Old-Calabar, westafrik. Landschaft, s. Calabar.
Old Crome, engl. Maler, s. Crome.
Oelde (Ölde), Stadt im Kreis Beckum des preuß. Reg.-Bez. Münster, an der Linie Hannover-Minden-Dortmund der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Münster), hatte 1890: 3187 E., darunter 117 Evangelische und 70 Israeliten, 1895: 3240 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Rektoratsschule, höhere Mädchenschule; Malz-, Schwarzblechwarenfabrik, Sägewerke und Brauereien. O. ist seit 1814 Stadt.
Oldenbarneveldt, Jan van, niederländ. Staatsmann, geb. 25. Sept. 1547 zu Amersfoort, war zuerst Pensionarius von Rotterdam und seit 1586 Ratspensionär (Landsyndikus) der Provinz Holland. Er arbeitete dem engl. Grafen Leicester, der 1586 von den Niederlanden als Generalstatthalter angenommen war und nach der Herrschaft daselbst strebte, mit Erfolg entgegen. Dagegen bestellten auf O.s Rat zunächst die Provinzen Holland und Seeland den jungen Prinzen Moritz (s. d.) von Oranien zu ihrem Statthalter, der den Krieg gegen die Spanier glücklich führte. (S. Niederlande.) Anfangs war O. in gutem Einvernehmen mit Moritz; aber mit der Zeit gestaltete sich das Verhältnis feindlich, besonders seit 1600, als gegen den Rat von Moritz auf Antreiben O.s der Feldzug in Flandern unternommen wurde, welcher mit der Schlacht bei Nieuport endete. Es gelang O., gegen den Willen des Statthalters, den Abschluß des zwölfjährigen Waffenstillstandes mit Spanien durchzusetzen (1609). Bei dem Religionsstreit der Arminianer (s. d.) und Gomaristen stellte 1617 Moritz sich an die Spitze der letztern, während O. die Rechte der erstem verteidigte. Weil Moritz Generalkapitän war, konnte die Kriegsmacht nicht mehr zur Aufrechterhaltung der Ordnung angewendet werden, die durch die Versuche der Kontraremonstranten, ihre Gegner aus der kirchlichen Gemeinschaft auszustoßen, manchmal gefährdet wurde. Daher wurde infolge eines von O. befürworteten Beschlusses der Staaten von Holland und Utrecht eine Art Polizeitruppen angeworben. Die Gegner sahen darin eine Verletzung der Utrechter Union. O. wurde mit Hugo Grotius und andern verhaftet und verurteilt. Da sich O. und seine Gemahlin weigerten, um Gnade zu bitten, wurde der 72jährige Greis 13. Mai 1619 enthauptet. Seine beiden Söhne Wilhelm und René wurden gleichzeitig ihrer Ämter entsetzt und beteiligten sich 1623 bei einer Verschwörung gegen den Statthalter. Dieselbe ward jedoch vor der Zeit entdeckt. Wilhelm entkam nach Antwerpen, René aber ward hingerichtet.- Vgl. van Deventer, Gedenkstukken van O. en zijn tijd (3 Bde., Haag 1862): Motley, The life and death of John of Barneveld (2 Bde., Lond. 1874); Groen van Prinsterer, Maurice et Barnevelt (Utrecht 1875). Dingelstedt schrieb ein Trauerspiel: «Das Haus des Barneveldt».
Oldenberg, Hermann, Sanskritist, geb. 31. Okt. 1854 zu Hamburg, studierte in Berlin und Göttingen klassische und ind. Philologie und habilitierte sich 1878 in Berlin als Privatdocent. 1881 wurde er daselbst außerord. Professor und 1889 als ord. Professor des Sanskrit und der vergleichenden Sprachforschung nach Kiel berufen. O. veröffentlichte und übersetzte die ind. Texte: «Dîpavamsa» (Lond. 1879), «Vinaya Piṭakam» (5 Bde., ebd. 1879‒82), «Thera and Therî Gâthâ» (ebd. 1883, mit Pischel), «Vinaya Texts» (mit Rhys Davids, Tl. 1, Oxf. 1881, Tl. 2, 1882, Tl. 3, 1885; Bd. 13, 17 u. 20 der «Sacred Books of the East»), «The Gṛihya Sûtras: rules of Vedic domestic ceremonies» (2 Tle., ebd. 1886; Bd. 29 u. 30 der «Sacred Books of the East»). Von einschneidender Bedeutung für das Studium des Buddhismus ist O.s «Buddha, sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde» (Berl. 1881; 2. Aufl. 1890). Von einer Ausgabe der «Hymnen des Rigveda» ist der erste, metrische und textgeschichtliche Prolegomena enthaltende Band erschienen (Berl. 1888). Auch veröffentlichte O. «Die Religion des Veda» (Berl. 1894).
Oldenbourg, R., Verlagsbuchhandlung mit technischen Zweigen in München, gegründet 1858 von Rudolf Oldenbourg (geb. 15. Dez. 1811 in Leipzig), im Besitz desselben und seiner Söhne Rudolf, Hans und Paul Oldenbourq. Der Verlag, 1869 vermehrt durch den größten Teil der Verlagswerke der damals erloschenen Litterarisch-artistischen Anstalt der J. G. Cottaschen Buchhandlung in München, umfaßt 14 jurist., mediz., technische und populäre Zeitschriften: «Archiv für Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe in den deutschen Staaten» (1847 fg.), «Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung» (1858 fg.), «Histor. Zeitschrift» (1859 fg.), «Zeitschrift für Biologie» (1865 fg.), «Liebhaberkünste» (1892 fg.) u. a.; ferner Werke, wie «Die Geschichte der Wissenschaften in Deutschland» (Bd. 1‒22), Sybels «Begründung des Deutschen Reichs durch Wilhelm Ⅰ.» (Bd. 1‒7), «Denkmäler des klassischen Altertums», hg. von A. Baumeister (3 Bde.), Zittels «Handbuch der Paläontologie» (5 Bde.), «Deutscher Novellenschatz» (48 Bde.), «Novellenschatz des Auslandes» (24 Bde.) und gegen 250 Schulbücher. Unter den letztern sind die Publikationen des königl. bayr. Central-Schulbücherverlags, die anfangs pachtweise, seit 1887 unter der Firma R. O. mit dem Zusatz «Abteilung für