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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Oppeln-Tarnowitzer Eisenbahn; Oppenau; Oppenheim; Oppermann; Oppert

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Oppeln-Tarnowitzer Eisenbahn – Oppert

Handelskammer und hatte 1890 mit der 1891 einverleibten Villenvorstadt Wilhelmsthal 20276 E., darunter 4398 Evangelische und 733 Israeliten, 1895: 23018 (11134 männl., 11884 weibl.) E., in Garnison das 3. und 4. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 63, Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, mehrere Brücken, Denkmäler Kaiser Wilhelms Ⅰ. (1891) und des Oberbürgermeisters Goretzki (1873), 4 kath., 1 evang. Kirche, Synagoge, ein kath. Gymnasium, aus dem 1801 aufgehobenen Jesuitenkollegium entstanden, kath. Schullehrerseminar, königl. Präparandenanstalt, landwirtschaftliche Schule, zwei höhere Mädchenschulen, eine Provinzialhebammenanstalt, städtisches Krankenhaus, St. Adalbert-Hospital, Bürgerhospital, Elgar-Giesel-Stift, Wasserleitung, Gasbeleuchtung. Die Adalbertkapelle an der ehemaligen Dominikanerkirche soll vom heil. Adalbert 995 gegründet worden sein. Auf der Oderinsel Pascheke dicht bei der Stadt ein Piastenschloß (1426), jetzt Sitz von Behörden. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Cigarren, Cement, Spiritus und Leder; ferner bestehen Kalkbrennereien, Brauereien, Dampfschneidemühlen, Speditionshandel mit Bergwerksprodukten, Holz, Kalk, Cement und Vieh, ein Vorschußverein, städtische und Kreissparkasse. Die Oderschiffahrt wird begünstigt durch den neuen großen Hafen mit Schleusen. Die Schleuse im Hafen passierten (1892) 722 Schiffe mit 2765 t Ladung stromauf, 856 Schiffe mit 22058 t Ladung stromab, die Oderbrücke 795 und 682 Schiffe. O. ist Sitz der 3. Sektion der Schlesisch-Posenschen Baugewerks- und der 10. Sektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft. – O. war früher die Hauptstadt des unmittelbaren Fürstentums O. (7550 qkm) und 1163‒1532 die Residenz der oberschles. Herzöge aus dem Stamme der Piasten, welche bis 1327 unabhängig, seitdem Lehnsfürsten der Krone Böhmens waren. Schon um 1024 galt O. als ein beträchtlicher Ort, der später in der schles. Landesgeschichte, besonders aber in den Zeiten des Dreißigjährigen und des Siebenjährigen Krieges häufig genannt wird. Nach dem Aussterben jenes Fürstenhauses (1532) wurde das Land vom Kaiser eingezogen. 1742 kam es im Frieden zu Breslau mit ganz Schlesien an Preußen. Vgl. Idzikowski, Geschichte der Stadt O. (Oppeln 1863).

Oppeln-Tarnowitzer Eisenbahn, s. Rechte Oder-Ufer-Eisenbahn.

Oppenau, Stadt im Bezirksamt Oberkirch des bad. Kreises Offenburg, im Schwarzwald, an der Einmündung des Lierbachthals in das Renchthal, unweit rechts von der Rench, an der Linie Appenweier-O. (18,4 km) der Bad. Staatsbahnen, hatte 1890: 1996, 1895: 1995 E., darunter 60 Evangelische, Post mit Zweigstelle, Telegraph; Gerbereien, Harz-, Pech- und Rußfabriken, Küblerwerkstätten, Orgelbauanstalt, Mahl- und Schneidemühlen, Brauereien, bedeutenden Holzhandel und wird als Luftkurort besucht. O. gehörte ehemals zum Bistum Straßburg.

Oppenheim. 1) Kreis in der hess. Provinz Rheinhessen, hatte 1890: 44990 (22116 männl., 22874 weibl.), 1895: 45573 E. in 5 Stadt- und 39 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis O., am Rhein, auf dem Abhange rebenreicher Hügel, an der Linie Mainz-Worms der Hess. Ludwigsbahn, Sitz des Kreisamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Mainz), hatte 1890: 3425 E., darunter 1531 Katholiken und 189 Israeliten, 1895: 3549 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. Katharinenkirche (1262‒1317), neuerdings restauriert, kath. Kirche, Sicherheitshafen, Realschule, Obst- und Weinbauschule; Fabrikation von Drahtstiften, Konserven, Petroleumkochöfen und Parkettfußböden, bedeutenden Weinbau und Handel. Oberhalb der Stadt die Ruine der 1689 zerstörten Reichsfeste Landskron, erbaut unter Kaiser Lothar, hergestellt von Kaiser Ruprecht, der hier 18. Mai 1410 starb. Bemerkenswert sind die Schwedensäule am Altrhein, wo Gustav Adolf 1631 den Rhein überschritt, und das romantisch gelegene Nierstein (s. d.), berühmt durch seinen Weinbau, der auch in den benachbarten Dörfern Dienheim und Schwabsburg betrieben wird. Auf der Ebene zwischen der Stadt und Guntersblum wurde 4. Sept. 1024 der Salier Konrad Ⅱ. zum Kaiser gewählt. – O. liegt in der Nähe des Römerklosters Bauconia und wird 774 als Villa Karls d. Gr. genannt. Später war es eine der bedeutendsten rhein. Reichsstädte, wurde aber 1398 an den Kurfürsten von der Pfalz verpfändet und nicht wieder ausgelöst. 1620 wurde es von den Spaniern unter Spinola, 1631 von den Schweden unter Gustav Adolf, 1634 von den Kaiserlichen erobert und 31. Mai 1689 von den Franzosen unter Melac fast gänzlich zerstört. – Vgl. Franck, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt O. (Darmst. 1859); Hertel, Die Katharinenkirche zu O., mit erläuterndem Text von Fr. Schneider (Mainz 1877).

Oppermann, Heinrich Albert, Schriftsteller, geb. 22. Juli 1812 zu Göttingen, studierte daselbst Rechtswissenschaft und Philosophie und wurde 1842 Rechtsanwalt in Hoya, 1852 Obergerichtsanwalt und Notar in Nienburg. O. war 1849‒56 und 1864‒66 Mitglied der Zweiten Kammer in Hannover, seit 1867 des preuß. Abgeordnetenhauses. Er starb 16. Febr. 1870 in Nienburg. Bekannt wurde O. durch den unter dem Namen Hermann Forsch veröffentlichten Roman «Studentenbilder oder Deutschlands Arminen und Germanen» (Hamb. 1835), der ihn mit der Regierung in Konflikt brachte. Er schrieb ferner: «Zur Geschichte des Königreichs Hannover von 1832 bis 1860» (2 Bde., Lpz. 1860‒62; 2. Aufl. [«bis 1866»], Berl. 1868), «Hundert Jahre, 1770‒1870, Zeit- und Lebensbilder aus drei Generationen» (9 Bde., Lpz. 1870) u. a.

Oppert, Jul., Orientalist, geb. 9. Juli 1825 zu Hamburg, aus israel. Familie, studierte in Heidelberg Jurisprudenz und in Bonn und Berlin orient. Sprachen. 1847 ging er nach Paris, erhielt 1848 eine Anstellung als Lehrer des Deutschen am Lyceum zu Laval und 1850 in gleicher Eigenschaft in Reims. 1851 wurde O. mit Fresnel und dem Architekten Thomas zur Erforschung der Ruinenhügel nach Mesopotamien geschickt, wo er die Stätte des alten Babylons gründlich durchforschte. Nach seiner Rückkehr (1854) widmete er sich der Entzifferung und Erklärung der assyr. Keilschrift. Seit 1857 war er Professor des Sanskrits an der kaiserl. Bibliothek zu Paris und wurde 1869 mit dem Lehrfach der Assyriologie am Collège de France betraut, welche Stelle 1874 zur ordentlichen Professur erhoben wurde. 1863 erhielt er den Nationalpreis von 20000 Frs. Im J. 1881 wurde er zum Mitglied der Académie des Inscriptions erwählt. Seine Hauptwerke sind: «Expédition scientifique en Mésopotamie» (2 Bde. und Atlas, Par. 1857‒64), «Études assyriennes» (1857), «Éléments de la grammaire assyrienne» (2. Aufl. 1868), sodann die Entzifferung der «Grande inscription du Palais de Khorsabad»