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Opprimieren – Optionsrecht
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Opposition'
und andern Gegensätzen gebraucht, die im öffentlichen und namentlich im parlamentarischen Leben gegen das von seiten der Regierung festgehaltene
System hervortreten; auch die der Regierung und Regierungspartei entgegenstehende Partei wird O. genannt. – In der
französischen Rechtssprache wird opposition im verschiedenartigsten Sinne
gebraucht; es bezeichnet namentlich den Einspruch gegen ein Versäumnisurteil, den Widerspruch gegen Vollstreckungsbefehle der Gerichts- und
Verwaltungsbehörden, den Arrest auf Forderungen und die Anzeige von dem Verlust eines Inhaberpapiers
(s. d., Bd. 9, S. 602a).
Über O. in der Logik s. Gegensatz, in der Astronomie s. Aspekten.
Opprimieren (lat.), bedrücken, unterdrücken; Oppression, Unterdrückung, Beklemmung,
besonders Brustbeklemmung; oppressīv, unterdrückend, niederhaltend.
Oprítschnina (russ., «Absonderung»), eine Einrichtung in Rußland, die von Iwan IV., dem Schrecklichen, 1564
eingeführt wurde und darin bestand, daß er einen Teil des Reichs zu seiner eigenen Verfügung abtrennte, sowie aus dem Ertrag desselben eine besondere
Leibwache, ebenfalls O. oder Opritschniki (Einzahl: Opritschnik) genannt, hielt, die das Werkzeug seiner Grausamkeiten
bildete. Der übrige Teil des Reichs, der unter der Verwaltung der Bojaren blieb, hieß Semschtschina. Die O. bestand aus
20 Städten mit ihren Bezirken (Moshaisk, Wjasma, Koselsk, Susdal, Schuja, Galitsch, Staraja Russa, Kargopol u.a.); auch gehörten dazu mehrere Straßen
Moskaus. Die O. wurde 1572 aufgehoben und die betreffenden Städte und Bezirke wieder dem Reiche einverleibt.
Ops, eine altitalische Erdgöttin des Erntesegens, die in engerer Beziehung zu Consus (s. d.) steht und daher
auch den Beinamen Consiva führt; ihre beiden Hauptfeste (25. Aug. und 19. Dez.) fallen jedes vier Tage nach den
beiden Hauptfeiern des Consus. Unter dem Namen Opifera wurde sie als die hilfreiche Mutter neugeborener Kinder
verehrt. Sie hatte in Rom eine Kapelle in der Regia, dem alten Königsschloß, und einen Tempel auf dem Kapitol. Später wurde sie mit der griech. Göttin Rhea
identifiziert und daher zur Gattin des mit Kronos gleichgesetzten Saturnus gemacht.
Optatīv (vom lat. optare, wünschen), in der Grammatik ein
Modus (s. d.) des Verbums. Die in der deutschen Grammatik Konjunktiv genannte Form ist eigentlich die Optativform, die im Gotischen
noch deutlich vorliegt, z. B. bairais, «du mögest tragen» = grch. pherois (ϕέρο-ι-ς).
Ebenso gehört der Konjunktiv des Lateinischen zum Teil dem ursprünglichen O. an, z. B. sim,
sīs (altlat. siēs), sīmus ist der Form nach ein
O.
Optĭcus nervus, Sehnerv, s. Gehirn.
Optik (grch., d. h. Sehkunde), die Lehre vom Licht (s. d.). Man unterscheidet eine
geometrische O., die in Dioptrik (s. d.) und Katoptrik (s. d.) zerfällt, und eine
physikalische O., welche eine Reihe von Erscheinungen (Beugung, Interferenz, Polarisation, Fluorescenz,
Phosphorescenz u.s.w.), die sich mit der geometrischen O. nicht erklären lassen, aus der Wellennatur des Lichts zu erklären sucht. Die
praktische oder angewandte O. beschäftigt sich mit der genauern Betrachtung
der Linsen (s. d.), ↔ Linsenkombinationen (s. d.) und der aus ihnen
zusammengesetzten optischen Instrumente. Über die Principien der O. und ihre Entwicklung s. Licht.
Außer der unter Licht angeführten Litteratur vgl. Neumann, Vorlesungen über theoretische O. (Lpz. 1885); Ketteler, Theoretische O. (Braunschw. 1885); Meisel,
Geometrische O. (Halle 1886); ders., Lehrbuch der O. (Weim. 1888); Gänge, Lehrbuch der angewandten O. in der Chemie, Spektralanalyse, Mikroskopie u.s.w.
(Braunschw. 1886); Steinheil und Voit, Handbuch der angewandten O. (Bd. 1, Lpz. 1890); Czapski, Theorie der optischen Instrumente (Bresl. 1893); Heath,
Lehrbuch der geometrischen O. (deutsch von Kanthack, Berl. 1894).
Optĭker, Optĭkus, Verfertiger optischer Instrumente.
Optĭma forma (lat.), in bester Form.
Optimātes und
Populāres (lat., «die Besten» und «die Volksgenossen»), in der
ausgehenden röm. Republik die beiden großen polit. Parteien. Den Kern der Optimates bildeten der Senat und der
Amtsadel (s. Nobiles), ihr Charakter ist im ganzen konservativ; zu den
Populares, der Opposition, zählten die Kleinbauern und Handwerker, das hauptstädtische Proletariat und vielfach auch
die Ritter.
Optĭme (lat.), sehr gut, vortrefflich.
Optimismus (vom lat. optimus, der Beste) und
Pessimismus (vom lat. pessimus, der Schlechteste), im populären Sinne die
Neigung, alles von der besten oder aber von der schlimmsten Seite zu nehmen; im philos. Sinne die Lehre, daß diese Welt im ganzen entweder die beste oder
die schlechteste der möglichen Welten sei. Die erstere Meinung besagt, daß alle scheinbare Unvollkommenheit im einzelnen für den, der das Ganze übersähe,
sich in Wohlordnung und Vollkommenheit auflösen würde, und ist in vielen Systemen alter und neuer Philosophen mehr oder weniger deutlich zu erkennen,
besonders aber von Leibniz ausgebildet worden, der in seiner Theodicee (Rechtfertigung Gottes) geradezu beweisen will, daß Gott unter allen möglichen
Welten, die sein unendlicher Verstand sich dachte, die beste ausgewählt und ins Dasein gerufen haben müsse. Eine meisterhafte Kritik dieser Ansicht enthält
Kants Schrift: «Über das Mißlingen aller philos. Versuche in der Theodicee» (1791). Die gegenteilige Ansicht des Pessimismus ist nicht minder weit verbreitet
und z.B. im christl. Glauben als wesentlicher Bestandteil enthalten. Systematisch ausgeprägt wurde sie hauptsächlich von Schopenhauer und von Hartmann.
Bei beiden Richtungen hat man wohl auseinander zu halten, ob es sich bloß um den Gegensatz von Wohl und Übel, Lust und Unlust, Glückseligkeit und Elend
oder um den rein sittlichen von Gut und Böse handelt. So ist der christl. Pessimismus überwiegend ethischer Natur (obwohl auch die Neigung, die Welt als ein
Jammerthal anzusehen, nicht fehlt); wogegen der neuere metaphysische Pessimismus bei Schopenhauer und Ed. von Hartmann, aber auch der Optimismus
bei Leibniz überwiegend auf die Frage der Glückseligkeit Bezug hat. – Vgl. Golther, Der moderne Pessimismus (Lpz. 1878); Caro,
Le pessimisme au 19ᵉ siècle (Par. 1878).
Optĭmus Maxĭmus (lat., «der Beste, Größte»), Beiname Jupiters.
Optĭo legāta (lat.), d. i. vermachte Wahl, Wahlvermächtnis.
Optionsrecht, Wahlrecht (s. Jus optionis), besonders der bei
vertragsmäßiger Abtretung (s. d.) eines Gebietsteils zu Gunsten der Einwohner des-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 611.