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Ostindien (Vorderindien)
qkm Flächenraum, zerfällt in zwei Hauptteile, die ungleich große Dreiecke bilden und durch eine Linie getrennt werden, welche sich von W. nach O., in gleicher Richtung mit dem Windhjagebirge laufend, von der Mündung des Indus zu der des Ganges erstreckt, nämlich in Hindustan und in den Dekan.
Hindustan, d. h. Land der Hindu, das nördl. Dreieck, etwa 1,9 Mill. qkm groß, ist größtenteils Tiefland, das nur am südwestl. Abfall des Himalaja und, in geringerm Grade, auf der Südseite, dem Nordabhang des Windhjagebirges, zum Gebirgsland wird, sonst aber eine einzige Ebene bildet. Hindustan besteht aus dem gesamten Stromgebiet des Ganges und der östl. Hälfte von dem des Indus (s. d.), welche durch keine bemerkbare Wasserscheide getrennt sind. Der Brahmaputra begrenzt den östlichsten Teil. Während aber die Ebene des Ganges eine fruchtbare, wasserreiche Kulturfläche bildet, trägt das Land, das der Indus und dessen Zuflüsse auf seinem linken Ufer durchströmen, im ganzen dürftigen Boden, der nur im Pandschab teilweise gut angebaut, sonst aber auch von unfruchtbaren Sandstrecken durchzogen ist. Die bedeutendste ist die salzige Sandwüste Thar, die sich im O. des Indus in einer Breite von 150 bis 300 und in einer Länge von 750 km im N. des Ran, einer Morastniederung von 16500 qkm südöstlich vom Ausfluß des Indus, parallel mit demselben nordwärts ausdehnt.
Dekan oder Dekhan (engl. Deccan, verderbt aus Dakhan, bei den Griechen Dachinabades, im Sanskrit Dakschinâpatha, vulgär Dakhinâbadha, d. h. Südweg oder Land der Rechten), die eigentliche vorderind. Halbinsel, erstreckt sich in Gestalt eines Dreiecks nach S. bis zu seiner stumpfen Endspitze. Mit der geographisch zu ihm gehörenden Insel Ceylon (s. d.) hat es ein Areal von 1650000 qkm und ist (von den nur 25-30000 qkm einnehmenden Küstenebenen abgesehen) ein Hochland, dessen Scheitel von Randgebirgen begrenzt wird. Den Nordrand bildet das Windhjagebirge (s. d.). Gegen S. fällt es steil zu dem Längsthal der Narbada ab, ebenso gegen W. nach der Mündung dieses Flusses in den Meerbusen von Cambay. Nur im O. hängt das Gebirge durch 700 m hohe Berge mit dem Innern des Dekan zusammen, während es von dort niedrige Fortsetzungen zum untern Ganges sendet. An diese Basis lehnt sich das eigentümliche Hoch- und Bergland Mittelindien, welches 5-800 m hoch ist und sich nordwärts zur Dschamma abstuft, der es den Tschambal und andere bedeutende Zuflüsse zusendet. Der östl. Teil trägt den Namen Bundelkhand, seine Mitte Malwa, sein westl. Teil Mewar. Die nordnordöstlich vom Golf von Katschh nach Dehli hin streichende, 1040-1390 m hohe und meist sehr unwegsame Arawalikette trennt Mewar von der Tiefebene des nordwestl. Radschputana. Am Rande des westl. und des südöstl. Schenkels des den Dekan bildenden Dreiecks erheben sich die West- und Ostghat (s. Ghat) genannten Gebirge, die unter 12° nördl. Br. durch den Nilgiri (s. d.) verbunden sind, der südwärts ungemein steil zu einer Vertiefung (engl. Gap) abstürzt, dem Palghatthal, das die Küsten von Koromandel und Malabar miteinander verbindet. Im S. des Gap erheben sich die Anamalliberge von 1200 bis 2800 m, und füllen den ganzen Westen der Südspitze bis zu dem 1245 m hohen Kap Komorin (richtiger Kumari), ihrem südlichsten Vorgebirge unter 8° 4 1/3' nördl. Br. Die größern Flüsse des Dekan, mit Ausnahme der Narbada und der Tapti, entspringen am Ostfuße der Westghat, durchströmen sämtlich von NW. nach SO. die ganze Breite des Hochlandes, durchbrechen die Ostghat und bilden an ihren Mündungen in den Bengalischen Meerbusen bedeutende Niederungen; so die Mahanadi, Godawari, der Kistna oder Krischna und die Kaweri. Die steilen Westghat werden dagegen nur von kleinern Flüssen durchbrochen. Die Bewässerung ist überhaupt sehr reichlich und erzeugt allenthalben eine günstige Bodenbeschaffenheit.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima der hindustan. Ebenen, ebenso das der untern erweiterten Stromthäler Hinterindiens sowie der niedern Küstenstriche des gesamten O.s ist ein anderes als das der höhern Berglandschaften, sowohl in beiden Halbinseln als auf den Inseln und in den südl. Abhängen des Himalaja. Jene niedern Gegenden sind ausgezeichnet durch alle meteorolog. Erscheinungen der Tropenwelt, durch schwüle Hitze, heftige Gewitter und Sturzregen. Steigt man aus diesen tiefen Landschaften auf die Gebirge hinauf, so wird die Luft kühler und trockner und das eigentliche tropische Klima hört auf. Besonders gilt dies vom Plateau des Dekan. Man kennt daselbst weder tropische Glut noch Schnee und Eis. Die Jahreszeiten und das Klima des südlichen, innerhalb der Wendekreise gelegenen O.s werden in eigentümlicher Weise durch die Monsune (s. d.) bedingt. Der Südwestmonsun bringt Nebel, Schwüle und tropische Regengüsse für die Westküste Vorderindiens, wo die Westghat die Wetterscheide bilden, welche sich dem Weiterrücken der Wolken widersetzt. Während diese daher an der Küste von Malabar sich niederschlagen und hier zwischen Mai und September die Regenzeit herrscht, hat die entgegengesetzte Küste von Koromandel ihre trockne, heitere Jahreszeit. Nur langsam schieben sich nach und nach die Wolkenmassen über die Westghat weg, und dann beginnen die Regen auf dem Plateau des Dekan. Endlich, am Ende des Südwestmonsuns, fängt die Regenzeit auf der Küste von Koromandel an und herrscht hier zwischen Oktober und Januar, während die von Malabar ihre trockne Jahreszeit hat und das Binnenlandplateau von einzelnen Regenschauern erfrischt wird.
Monats- und Jahresmittel einiger ind. Orte
(in Celsiusgraden):
Ort Nördliche Breite Seehöhe m Jahresmittel Kältester Monat Wärmster Monat
Colombo 6° 56' 12 27 26,5 28,6
Madras 13° 4' 7 27 24,7 30,8
Wissagapatam 17° 42' 9 28 24,1 31,1
Kalkutta 22° 32' 6 24 18,1 28,4
Bombay 18° 55' 11 26,1 22,6 29,0
Nagpur 21° 9' 312 25,9 19,7 33,8
Allahabad 25° 26' 93 25,3 15,6 33,4
Pischawar 34° 2' 338 20,7 9,3 31,7
Rangun 16° 46' 12 26,4 24,3 29,1
Dardschiling 27° 3' 2107 12,3 4,9 16,7
Schimla 31° 6' 2119 12,6 4,5 19,7
Auch das Pflanzenleben zeigt im Tieflande und Hochlande eine wesentliche Differenz. In vier Regionen gliedert sich die Vegetation des Himalaja (s. d.). Wo die Bewässerung fehlt, verursachen sengende Winde ausgedörrte Wüsten, wie in den Ebenen längs des Indus und seiner linken Nebenflüsse. Diese Pandschablandschaften und Sindh gehören mit ihren Tamariskengebüschen und der Bablachakazie (Acacia arabica Willd.) mit euphratischem Pappelwald zu