Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

763
Ostindische Ente - Ostkap
l6^/2 Mill. II.) fast um daö Doppelte. Seitdem
mehrte sich das Deficit infolge der kostspieligen Ver-
waltung und der wachsenden Demoralisation der
Beamten. Zur selben Zeit, als der niederländ. Staat
sich auf der alten Höhe seiner polit. Bedeutung nicht
mehr halten konnte, war auch die Compagnie der
Handelskonkurrenz der Engländer nicht mehr ge-
wachsen. Zuletzt (1794) betrug ihr Deficit 119 Mill.
Fl. Bereits 1791 war vom Erbstatthalter, der zu-
gleich Oberdirektor der Compagnie war, eine Unter-
suchungskommission für die in der Verwaltung der
Compagnie eingeschlichenen Mißbräuche eingesetzt,
die aber nichts ausrichtete. Darauf folgte die Ne-
volution von 1795 und der lange Krieg mit Eng-
land, während dessen ein großer Teil der Besitztümer
der Compagnie an die Engländer verloren ging.
Die neue ^provisorische Volksrepräsentation stellte
schon 12. <^ept. 1795 die Compagnie unter Staats-
verwaltung und im Grundgesetz von 1798 wurde
sie förmlich aufgehoben; ihre Besitzungen wurden
für Eigentum der Nation und ihre Schulden für
Nationalschulden erklärt. Die 1822 gestiftete Neder -
lanosche Handelsmaatschappij ist nur eine in
beschränkter Weise privilegierte Handelsgesellschaft.
In Dänemark erteilte ChristianIV. 1612 einer
Compagnie das Privilegium des ind. Handels, und
Tranquebar wurde der Mittelpunkt desselben. Nach
kurzer und bescheidener Blütezeit verlor die Gesell-
schaft wieder ihre Bedeutung; erst 1732 wurde sie in
Kopenhagen als Asiatische Compagnie restituiert.
1772 wurde ihr das Monopol genommen, sie machte
aber trotzdem noch längere Zeit gute Geschäfte im
Theeimport, bis Dänemark 1807 seine Neutralität
und zugleich seine Besitzungen in Indien verlor.
In Frankreich waren im Anfang des 17. Jahrh,
schon mehrere Handelsgesellschaften für den Verkehr
mit Indien gegründet worden, hatten aber keinen
Erfolg und langen Bestand. Erst Colbert (s. d.) ge-
lang es 1664, die Französisch-Ostindische Compagnie
mit dem Privilegium des gesamten Handels nach
Ostindien ins Leben zu rufen. Sie gründete Nieder-
lassungen auf Madagaskar, in Vorderindien (Surat,
Pondich^ry), Tongling und auf Ceylon. Sie ging
1719 in der von Law (s. d.) begründeten lüomp^ni"
<I68 Indes auf, überstand den Sturz des Lawschen
Systems und gelangte durch den Gouverneur Du-
pleir und den Admiral La Bourdonnais zu großem
polit. Ansehen. In der erwachenden Eifersucht der
Engländer erstand ihr jedoch ein gefährlicher Gegner;
ihre Bedeutung ließ nach; 1769 verlor sie ihr Mono-
pol und löste sich im folgenden Jahre auf. 1783 grün-
dete die Regierung eine neue privilegierte Gesellschaft,
die Chinacompagnie, welche 1790 wieder einging.
Eine s ch w e d i s ch e Compagnie wurde bereits 1626
begründet; 1731 bildete sich eine neue Gesellschaft,
die das ausschließliche Privileg des ostind. Handels
erhielt; ihr Hauptgeschäft bestand indes im Thcc-
import aus China, der später durch den engl. Handel
zurückgedrängt wurde.
In Österreich wurde der Handel mit Ostindien
zunächst den span. Niederlanden überlassen, und
1723 wurde der Ostender Compagnie das kaiserl.
Privileg erteilt. In den Stammlanden entstand
1781 die von Joseph II. privilegierte Kaiserliche
Compagnie von Trieft, die indes schon 1785 mit
Bankrott endete.
In Preußen hatte es nicht an Versuchen zur
Begründung derartiger Gesellschaften und zur Ein-
holung staatlicher Privilegierung gefeblt; aber erst
Friedrich II. erteilte 1759 der Asiatischen Hand-
lungscompagnie in Emden ein Privileg. Emden
wurde zum Freihafen gemacht, und die Compagnie
wirkte anfangs nicht ohne Erfolg. Der Ausbruch
des dritten schles. Krieges (1756) machte jedoch ihren
Geschäften ein Ende. Die 1753 dem Engländer
Harris privilegierte Bengalische Handlungscom-
pagnie in Emden ging noch schneller wieder ein. -
Litteratur s. Handelscompagnien.
Ostindische Ente, s. Smaragdente.
Ostindische Hanfrose, s. llil)i8cu8.
Ostindischer Archipel, s. Malaiischer Archipel.
Ostindifchcr Kampferbaum, s. vr^odal^
N0P8.
Ostindisches Rofenholz, s. Botanyholz.
0stinoV8, s. Veutelstare.
Ostinsel, s. Crozet-Inseln.
Oftipa, Stadt, s. Estepa.
Ostltis (grch.), Knochenentzündung, tritt meist
in Verbindung mit Knochenhaut- oder Knochen-
markentzündung auf und charakterisiert sich anato-
misch dadurch, daß das vordem solide Knochenge-
webe porös und von wuchernden Granulationen
durchsetzt wird, welche den Knochen auftreiben und
schließlich seiner ganzen Ausdehnung nach in ein
schwammiges Gewebe umwandeln. Die O., welche
gewöhnlich chronisch verläuft, geht entweder in voll-
ständige Genesung oder in Knochenbrand und Kno-
chenfraß (s. d.) über. Die Behandlung ist in der
Hauptsache eine rein chirurgische und besteht in In-
cisionen, um dein Eiter Abfluß zu verschaffen, häufig
auch in der operativen Entfernung der entzündeten
Knochenteile; daneben muß das Grundleiden (Skro-
fulöse, Tuberkulose, Syphilis u. a.) entsprechend
behandelt und der Krüftezustand des Kranken durch
gute Nahrung, frische Luft, Wein, Chinapräparate
u. dgl. möglichst geboben werden.
Ostluln (lat.), Eingang, Mündung, Öffnung,
im altröm. Hause die Flur.
Ostjaken, eine zur ugrischen Gruppe des sinn.
Stammes gehörige Völkerschaft in den russ. - sibir.
Gouvernements Tobolsk und Tomsk, vom Ural bis
zur Grenze des Gouvernements Icnissei und von
der Mündung des Ob bis zu seinem mittlern Lauf.
Sie nennen sich selbst Aß-Jak (d. i. Bewohner der
Ufer des Ob), berühren sich im N. mit den Samo-
jeden, im W. mit den Wogulen und zählen (1880)
26560 Seelen, wovon 22350 auf das Gouverne-
ment Tobolsk kommen. Sie sind größtenteils ärm-
liche Fischer, Jäger und Renntiernomaden und in
starker Abnahme begriffen. Ihre Sprache zerfällt in
den nördl. (kondischen, beresowschen oder obdori-
schen) und den südl. (Irtysch- oder Surgut-)Dialekt.
(S. Tafel: Asiatische Völkertypen, Fig. 2,
Bd. 1, S. 984.) - Vgl. CaMn, Versuch einer ostjaki-
schen Sprachlehre (Petersb. 1849; 2. Aufl., von
Schiefner, 1858); P. Hunfalvy, Die nordostjakische
Sprache (Grammatik, Tert, Wörterbuch, Budapest
1875; ungarisch); Aug. Ahlquist, Über die Sprache
derNord-Östjaken (Abteil. 1, Eprachtexte und Wörter-
sammlung, Helsingfors 1880); Hunfalvy, Die Völker
des Ural (Budapest 1888); Iadrinzew, Die sibir.
Fremdvölker (russisch, Petersb. 1891). Verschieden
von den O. sind die Ienissei-Ostjaken (s. Ienisfeier),
die Ostiak-Samojeden gehören zu den Samojeoen.
Ostjordanland, s. Palästina.
Ostkap, östlichstes Vorgebirge Asiens, an der
Bcringstraße, Ostende der Tschuktschen-Halbinsel,
66° 3' nördl. Br., 179'44^ westl. L. von Greenwich.