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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Paddan Aram; Padde; Paddington; Paddock; Paddy; Pader; Päderăstie; Paderborn

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Paddan Aram - Paderborn

wickelter Atrophie und Schwäche des Kindes kann oft durch eine gute Amme noch eine vollständige Heilung erzielt werden.

Paddan Aram, biblischer Name von Mesopotamien.

Padde, volkstümlicher Name für an Trommelsucht (s. Aufblähen) erkrankte Rinder; auch soviel wie Kröte; auch Name für die Larven der Froschlurche (s. d.).

Paddington (spr. päddingt’n), Stadtteil Londons (s. d.), im N. des Hydeparks, hat (1891) in 14473 Häusern 117846 E. und wählt als Parlamentsborough 2 Abgeordnete.

Paddock (engl., spr. pädd-), ein eingefriedigter, zugleich als Weide und Tummelplatz dienender, hauptsächlich für Pferde bestimmter Laufhof, der mit dem dazugehörigen Stall in direkter Verbindung steht.

Paddy (spr. päddi), nach dem Namen des Schutzheiligen von Irland (Patrick) Bezeichnung für Irländer (Mehrzahl Paddies).

Paddy (spr. päddi, engl. Schreibweise des malaiischen pâdi), unenthülster Reis (s. d.).

Pader, Flüßchen, entspringt innerhalb der Stadt Paderborn, unter dem Dom und an dessen Nordseite aus 198 Quellen, treibt nach etwa 200 Schritt große Mühlen und fließt bei Neuhaus, 2 km westlich von Paderborn, in die Lippe.

Päderăstie (grch.), Knabenliebe, euphemistisch auch griechische Liebe genannt, die widernatürliche Unzucht (s. d.) zwischen Personen männlichen Geschlechts. Ursprünglich war P. in mehrern griech. Staaten, wie Kreta, Theben, Elis und Sparta, eine vom Staat geregelte und als Erziehungsmittel benutzte Einrichtung, welcher der Gedanke zu Grunde lag, daß ein inniges, ja leidenschaftliches Verhältnis zwischen einem edeln, tüchtigen Manne und einem für alles Edle und Schöne empfänglichen Jünglinge den letztern antreiben sollte, dem geliebten Manne in allen Stücken nachzueifern. Bald aber mischte sich ein Element niedriger Sinnlichkeit in dieses Verhältnis, und bei gemeinern Naturen war bei solchen Beziehungen zu schönen Knaben überhaupt nur die Befriedigung unnatürlicher Sinnenlust beabsichtigt. Das aus dem Orient eingeführte Laster fand in den größern Städten Griechenlands weithin Eingang. Auch in der röm. Kaiserzeit war die P. sehr stark verbreitet; sie ist es noch jetzt im Orient. Nach der Peinlichen Gerichtsordnung Karls Ⅴ. (der sog. Carolina) wurde die P. mit dem Feuertode bestraft, während sie in §. 175 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich mit Gefängnis bedroht ist, neben welchem auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann. Die mediz. Wissenschaft betrachtet die Neigung zur P. als krankhafte Erscheinung und faßt sie mit einigen andern Formen unter dem Namen konträre Sexualempfindung zusammen. – Vgl. Moll, Die konträre Sexualempfindung (2. Aufl., Berl. 1893); Krafft-Ebing, Psychopathia sexualis (9. Aufl., Stuttg. 1894); ders., Der Konträrsexuale vor dem Strafrichter (2. Aufl., Wien 1895).

Paderborn. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Minden, hat 596,50 qkm und 1890: 46400, 1895: 49298 (24673 männl., 24625 weibl.) E., 2 Städte und 23 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis P., früher Hauptstadt des gleichnamigen reichsunmittelbaren Hochstifts, am Paderflusse und der Linie Soest-Holzminden der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Hamm) mit 17 Amtsgerichten (Beverungen, Borgentreich, Brakel, Büren, Delbrück, Erwitte, Fürstenberg, Geseke, Höxter, Lichtenau, Lippstadt, Nieheim, P., Ruthen, Salzkotten, Steinheim, Warburg), eines Amtsgerichts, Bezirkskommandos, kath. Bischofs und einer Reichsbanknebenstelle, hatte 1890: 17986 E., darunter 1947 Evangelische und 321 Israeliten, 1895: 19941 (9748 männl., 10193 weibl.) E., in Garnison die 2. und 5. Eskadron des Husarenregiments Kaiser Nikolaus Ⅱ. von Ruhland Nr. 8, Postamt erster Klasse, Telegraph, schönen Marktplatz, sieben Kirchen, sieben größere Kapellen und ein Rathaus (16. Jahrh.). Das bedeutendste Bauwerk ist der Dom (107 m lang, 22 m breit). Der erste, aus der Zeit Karls d. Gr. stammende Bau brannte im J. 1000, der neue, durch Bischof Meinwerk seit 1009 aufgeführte, 1058 ab. Der jetzige Bau ist in seinem westl. Teil, mit dem massiven Turm und der Krypta 1058–68, im östl. Teil um 1263 erbaut; am südl. Hauptportal Skulpturen aus dem 13. Jahrh., im Innern zahlreiche Grabmäler von Bischöfen, in der Schatzkammer ein silberner, stark vergoldeter Schrein mit den Gebeinen des heil. Liborius; künstlerisch wertvoller sind ein Reliquienkästchen (1100), zwei silberne Kelche (11. bis 15. Jahrh.), silberne Heiligenstatuen u. a. Ferner sind zu erwähnen die Bartholomäuskapelle, 1009–36 unter Bischof Meinwerk durch griech. Bauleute erbaut, 1852 restauriert, die ehemalige Jesuiten- jetzt Gymnasialkirche (17. Jahrh.) und die Krypta unter der Kirche des Klosters Abdinghof, die jetzt der evang. Gemeinde gehört. Die bischöfliche philos.-theol. Lehranstalt (Seminarium Theodorianum, 1844 neu organisiert) ging aus der neben dem 1592 vom Fürstbischof Theodor gegründeten Jesuitenkolleg 1614 errichteten Universität (theol. und philos. Fakultät) hervor, die 1819 aufgehoben wurde. Ferner hat die Stadt ein kath. Gymnasium, ein Priesterseminar, Lehrerinnenseminar, eine Provinzial-Blindenanstalt, ein kath. und ein israel. Waisenhaus (letzteres für Westfalen und Rheinland) und einen Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. Die hauptsächlichsten Erwerbsquellen bilden Ackerbau und Viehzucht. – P. verdankt seine Gründung Karl d. Gr., welcher in dem an den Paderquellen gelegenen Orte Patresbrunna einen Bischofsstuhl errichtete, einen Dom erbaute und 777 einen glänzenden Reichstag abhielt. Als Hansestadt gelangte P. zu einer gewissen Selbständigkeit, wurde aber 1604 von dem Bischof Theodor seiner Privilegien beraubt. Im Dreißigjährigen Kriege wurde P. mehrmals erobert.

Das ehemalige reichsunmittelbare Hochstift P. im Westfälischen Kreise grenzte im N. an die Grafschaft Lippe, im O. an das Herzogtum Braunschweig, das Stift Corvei und die Landgrafschaft Hessen, im S. an letztere und die Grafschaft Waldeck, im W. an das Herzogtum Westfalen und die Grafschaft Rietberg und bedeckte 2478 qkm. Das Bistum P. war eins der ersten, die Karl d. Gr. im Sachsenlande stiftete; der erste Bischof, Hathumar, ein geborener Sachse, wurde 795 eingesetzt. Der ausgezeichnetste Bischof war der kunstliebende Meinwerk (1009–36), der Freund des Kaisers Heinrich Ⅱ. Er legte den Grund zur Entwicklung der Territorialhoheit der Bischöfe von P. durch Erwerbung der Grafenrechte über mehrere Gaue seines Sprengels. Meinwerk vergrößerte die Stadt P. und umgab die-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Paderborn]