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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paderbornisch - Padua (Provinz und Stadt)

selbe mit Mauern, erbaute einen neuen Dom und einen bischöfl. Palast, beförderte Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe und brachte die Domschule zu hohem Glanze. Auf dem Baseler Konzile waren fünf Kirchenfürsten anwesend, die ihre Ausbildung auf der Paderborner Domschule empfangen hatten. Noch zu Ausgang des Mittelalters stand sie in gutem Rufe. Unter Meinwerks Nachfolgern sind die bedeutendsten: Theodor (1585–1618), aus dem Geschlecht der Freiherren von Fürstenberg, der in seinem Stift, das sich fast ganz dem Protestantismus zugewandt hatte, mit Hilfe der Jesuiten den Katholicismus wiederherstellte; Ferdinand Ⅱ. (1661–83), ebenfalls aus dem Hause Fürstenberg, der sich als Dichter und Geschichtschreiber einen Namen erwarb, und Wilhelm Anton (1763–82), aus dem Geschlecht von der Asseburg. Er wußte durch weise Maßnahmen die Wunden des Siebenjährigen Krieges in seinem Lande zu heilen. Das Hochstift, dessen letzter Fürstbischof seit 1789 Franz Egon von Fürstenberg war, wurde durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 aufgehoben und als Erbfürstentum an Preußen abgetreten, welches bereits 3. Aug. 1802 Besitz davon ergriffen hatte. P. kam 1807 an das Königreich Westfalen, aber 1813 an Preußen zurück. Seitdem bildet das Hochstift mit Einschluß des frühern Gebietes der Abtei Corvei die Kreise P., Büren, Warburg und Höxter des preuß. Reg.-Bez. Minden. Bei der Aushebung des Hochstifts (1803) blieb das geistliche Gebiet des Bischofs unangetastet. Durch eine päpstl. Bulle von 1821 wurde die Diöcese P. bedeutend erweitert, so daß sie gegen 41800 qkm umfaßt, auf denen ungefähr 650000 Katholiken leben. – Vgl. Bessen, Geschichte des Bistums P. (2 Bde., Paderb. 1820); Giefers, Die Anfänge des Bistums P. (ebd. 1860); ders., Der Dom zu P. (Soest 1861); W. Richter, Studien und Quellen zur Paderborner Geschichte (Tl. 1, Paderb. 1893).

Paderbornisch, s. Deutsche Mundarten.

Pädergras, s. Agropyrum.

Pädeuterĭum (grch.), Erziehungsanstalt; Pädeutik, Erziehung.

Pädiătrie (grch.), die Behandlung der Kinderkrankheiten; Pädiātrik, die Lehre von denselben; Pädiāter, Kinderarzt.

Padiham and Hapton (spr. päddĭämm änd häppt'n), Stadt in der engl. Grafschaft Lancashire, 4 km westlich von Burnley, mit (1891) 11311 E., Baumwollspinnerei, Kohlengruben, Steinbrüchen.

Padilla (spr. -dillja), Juan de, einer der volkstümlichsten Helden der span. Geschichte, stammte aus einem edeln toledanischen Geschlecht. Er wurde 1518 von Karl Ⅰ. (Ⅴ.) zum Feldhauptmann in Saragossa ernannt; beim Ausbruch des Aufstandes der castilischen Städte übertrug ihm die Santa Junta den Oberbefehl über das Heer der Aufständischen (Comuneros), er wurde jedoch vom königl. Heer in der Schlacht von Villalar (23. April 1521) besiegt. Nach heldenmütigem Widerstand wurde er gefangen und einige Tage danach hingerichtet. Er sowohl wie seine Gemahlin Maria Pacheco, die bis Febr. 1522 sich in der Citadelle von Toledo hielt, dann nach Portugal flüchtete und daselbst 1531 starb, wurden Gegenstand vieler Gedichte. – Als Söhne des P. bezeichneten sich die Comuneros (s. d.) des 19. Jahrh.

Padilla y Ramos (spr. -dillja), span. Baritonist, geb. 1842 zu Murcia, Schüler von Mabellini in Florenz, ein sehr virtuoser und graziöser Sänger, trat in allen bedeutenden Städten Europas auf und ist vermählt mit der Sängerin Désirée Artôt (s. d.).

Padĭschah, Großherr, ein dem altorient. Herrschertitel nachgebildetes neupers. Kompositum, das einen Oberkönig oder Kaiser bezeichnet und neben dem gleichbedeutenden Chakân (s. Chan) in der Titulatur der türk. Sultane seine vornehmlichste Verwendung findet. Die diplomat. Sprache des Diwan würdigte früher nur die franz. Könige des Padischahtitels; in der neuesten Zeit ist er auch den Beherrschern der übrigen Großmächte und sogar denen der Sekundärstaaten zugestanden worden.

Padmapflanze, s. Nelumbium.

Pädogenĕsis (grch.), eine eigentümliche, von Nikolaus Wagner entdeckte Art der Fortpflanzung, bei Larven gewisser Mücken (Cecidomyia). Im Innern derselben befindet sich eine Art Keimstock oder Pseudovarium, dessen Zellen sich in dem Leibesraum zum Teil zu neuen Larven entwickeln. Diese verpuppen sich, während die Mutterlarve zu Grunde geht.

Pädotrībes (grch.), bei den Griechen der Lehrer der Knaben in der Gymnastik, der Turnlehrer.

Paedotrŏphae, die Nesthocker, s. Vögel.

Pädotrŏphie (grch.), die Ernährung, das Großziehen von Kindern.

Padŏva, ital. Name von Padua (s. d.).

Padovanīno, Il, Maler, s. Varotari.

Padrōn, Bezirksstadt im S. der span. Provinz Coruña in Galicien, links am Sar, bei seiner Mündung in den Rio Ulla, der die Ria de Arosa bildet, an der Bahn Santiago de Compostella-Puerto de Carril, hat (1887) 7664 E. und war früher viel besuchter Wallfahrtsort.

Padŭa, ital. Padŏva. 1) Provinz im Königreich Italien, in der Landschaft Venetien, grenzt im N. an die Provinz Treviso, im O. an Venedig, im S. an Rovigo, im W. an Vicenza und Verona, hat 1955,67 (nach Strelbitskij 2063) qkm und (1881) 397762, nach einer Berechnung (31. Dez. 1894) 445291 E., d. i. 227 E. auf 1 qkm, zerfällt in die 8 Distrikte Camposampiero, Cittadella, Conselve, Este, Monfelice, Montagnana, P. und Piove di Sacco mit zusammen 103 Gemeinden. Die Provinz ist meist eben, mit Ausnahme der Euganeischen Berge, fruchtbar und reich bewässert durch die Flüsse Bacchiglione mit Frassine, Etsch, Brenta mit Musone und zahlreiche Schiffahrtskanäle; gebaut werden Reis, Getreide, Hülsenfrüchte, Hanf und Wein, ferner wird Vieh- und Seidenzucht getrieben. Die gewerbliche Thätigkeit erstreckt sich auf Seiden-, Woll- und Baumwollweberei, auf die Herstellung von Hanf- und Leinengeweben, Töpfer- und Seilerwaren, Mehl, Papier, Ziegeln und Kalk. – 2) P., das alte Patavium, Hauptstadt der Provinz P., liegt in einer Ebene am Bacchiglione, der die Stadt in mehrern Armen durchfließt, und an den Linien Mailand-Verona-Venedig und P.-Bologna (123 km) des Adriatischen Netzes und P.-Bassano (48 km) der Venet. Baugesellschaft, mit Straßenbahnen nach Bagnoli (28 km), Piove (17 km) und P.-Strà-Fusina (11 km) und durch Kanäle mit der Etsch, der Brenta und den Lagunen verbunden, Sitz des Präfekten, eines Bischofs, einer Handels- und Gewerbekammer, der Venezianischen Baugesellschaft sowie der Infanteriebrigade «Napoli» und der 5. Kavalleriebrigade und

^[Abb.: Wappen von Padua]