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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pallor – Palma (span. Städte)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pall Mall Gazette'

Die P. M. G. wurde 1865 als liberales Blatt begründet, verfolgte aber seit 1877 unter John Morley, dann unter W. T. Stead und später unter E. T. Cook eine radikale Richtung und gewann namentlich unter Stead durch unerschrockenes Auftreten gegen Mißstände aller Art großen Einfluß auf die öffentliche Meinung Englands. 1892 wurde das Blatt infolge Besitzwechsel wieder konservativ, folgt aber in manchen Beziehungen den unabhängigen Überlieferungen der frühern Zeit.

Pallor, Personifikation der Furcht, s. Pavor.

Palm (vom lat. palma, palmus, flache Hand, Handbreite, Spanne), Längenmaß. Bei den alten Römern unterschied man einen kleinen und einen großen Palmus. Der erstere (Palmus minor oder Palma) umfaßte vier Fingerbreiten oder das Viertel eines röm. Fußes; der letztere, in der spätern Kaiserzeit vorzugsweise Palmus (Palmus major, auch Spithama und Dodrans) genannt, eine Spanne oder ¾ des röm. Fußes. In diesem Sinne erhielt sich das Maß in der Namensform Palmo bei den Italienern, Spaniern und Portugiesen bis zu der Einführung des metrischen Systems, jedoch in verschiedener Größe: auf Sicilien 0,2581 m, auf dem Festland des Königreichs Neapel 0,2646 m, auf Malta (noch jetzt gesetzlich) 0,2613 m, in Portugal ⅕ Vara = 0,22 m, in Spanien (s. Cuarta) ¼ Vara = 0,209 m. In Holland ist P. der einheimische Name für das Decimeter. In Norwegen wurden bis zur Einführung des metrischen Systems (1882) Masten und andere runde Hölzer mit dem P. von 3 7/18 norweg. Zoll = 0,0886 in gemessen. In Hamburg war der P. = ⅓ hamburg. Fuß oder 0,0955 m, während derselbe in England ¼ Fuß oder 0,076 m ist.

Palm, Gustav Wilhelm, schwed. Landschaftsmaler, geb. 1810 in Schonen, wurde 1828 Schüler der Akademie zu Stockholm und ging 1837 nach dem Auslande, wo er sich hauptsächlich in Rom aufhielt. Erst im Dez. 1852 kehrte er in das Vaterland zurück, wo er in demselben Jahre Mitglied der Akademie und später Professor wurde. Er starb 20. Sept. 1890. P. ist in der schwed. Kunstgeschichte der Vertreter der von den Romantikern ausgegangenen halbidealistischen Richtung, die um die Mitte des 19. Jahrh. herrschte. Seine Werke sind zahlreich und sehr verbreitet. Das schwed. Nationalmuseum besitzt von ihm Canale grande in Venedig (1860), Ariccia (1864), Domkirche zu Lund (1868), Stockholm mit der Riddarholmskirche.

Palm, Johann Philipp, Buchhändler, ein Opfer der franz. Gewaltherrschaft in Deutschland, geb. 1766 zu Schorndorf, erlernte bei seinem Oheim Johann Jakob P. in Erlangen den Buchhandel, heiratete später die Tochter des Buchhändlers Stein in Nürnberg und wurde so Inhaber der Steinschen Buchhandlung daselbst. Im Frühjahr 1806 versendete diese Handlung an eine Buchhandlung in Augsburg die Flugschrift: «Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung» (neu hg. Würzb. 1877), die bittere Wahrheiten über Napoleon I. und das Betragen der franz. Truppen enthielt. P. wurde auf Befehl Napoleons in Nürnberg verhaftet, in Braunau vor ein Kriegsgericht gestellt, 26. Aug. zum Tode verurteilt und wenige Stunden später erschossen. Die Gewaltthat bestärkte in Deutschland wie im Ausland die Erbitterung gegen Napoleon; P. wurde als Märtyrer gefeiert. Als Verfasser der von ihm versandten und, wie jetzt erwiesen ist, auch verlegten Flugschrift wird mit der größten Wahrscheinlichkeit der ↔ Kammerassessor Johann Konrad von Yelin in Ansbach genannt. 1866 wurde P. in Braunau ein Bronzestandbild (von Knoll) errichtet. – Vgl. Biographie Johann Philipp P.s (Münch. 1842); F. Schultheis, Johann Philipp P. (Nürnb. 1860).

Palma, Maß, s. Palm.

Palma, die nordwestlichste der Canarischen Inseln (s. d.), hat ein Areal von 715 qkm und zählt (1887) 39605 E. Die Insel besteht aus einem Gebirgszuge, der durch den 1400 m hohen Paso de la Cumbre in zwei Teile geschieden wird, von denen der niedere südliche vulkanischen Ursprungs ist und im Pico de Vergoyo (2020 m) kulminiert. In den nördlichen höhern ist die gewaltige Caldera eingesenkt, an deren Rande sich die höchsten Gipfel, der Pico de la Cruz (2360 m) und der Pico de los Muchachos (2345 m), erheben. Nach Südwesten fließen die Gewässer der Caldera durch den großartigen Barranco de las Angustias ins Meer. Nach allen Richtungen ziehen solche bis 200 m tiefe Schluchten gegen die Küstenränder. Die Einwohner produzieren Wein, Gemüse, Südfrüchte, Cochenille, Tabak, etwas Zucker und Seidenstoffe. Die Rindviehzucht ist vernachlässigt; Ziegen werden im Übermaß gehalten. Hauptort ist Santa Cruz de la P. mit 6695 E., Schiffbau und Handel. An der Westküste Los Llanos (s. d.).

Palma. 1) P. Campania, Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Nola, an der Linie Neapel-Nola-Avellino des Mittelmeernetzes malerisch gelegen, hat (1881) 6983, als Gemeinde 7720 E., eine alte Burg und Ruinen des Castello di P. auf der nahen Höhe, in der Umgebung Kastanienwälder. –

2) P. di Montechiaro, 1637 gegründete Stadt, in der Provinz und im Kreis Girgenti, hat (1881) 11702, als Gemeinde 11760 E. und sehr große Mandelbäume, die die Palmamandeln liefern. –

3) P., Palmanova, Hauptort des Kreises P. (25671 E.) in der ital. Provinz Udine (Friaul), am Kanal La Roja, an der österr. Grenze und der Nebenlinie Udine-Portogruaro des Adriatischen Netzes, hat (1881) 4366, als Gemeinde 4479 E. und eine 1593 von Venedig erbaute Festung.

Palma. 1) P. (lat. Maiorica), Hauptstadt der span. Provinz der Balearen (s. d.), auf der Südseite der Insel Mallorca (s. d.) im Mittelmeer, an der Bai (Bahia) von P. und an der Eisenbahn P.-Inca-Manacor (64 km), Sitz eines Bischofs, eines Handelsgerichts, früher auch einer Universität, hat (1887) 60514 E., eine Mauer mit 8 Thoren und 13 Batterien, stattliche Häuser, regelmäßige Straßen und Plätze, Promenaden, einen großen Dom, der 1230 unter Jakob I. begonnen, 1610 vollendet wurde, mit schöner, durch achteckige Türme eingefaßter Façade, 54 m breit (das Mittelschiff 19,5 m breit); einen schönen Börsenpalast (Lonja), großes got. Gebäude aus dem 15. Jahrh.; Rathaus (aus der spätern Renaissance) mit Gemäldesammlung; königl. Palast, einst Residenz maur. Fürsten, jetzt Sitz des Generalkapitanats und des Obergerichts; viele Privatpaläste, 4 Hospitäler, Priester- und Lehrerseminar, ein Instituto (Gymnasium), Schiffahrtsschule, Theater, eine Filiale der span. Handelskreditgesellschaft u.a. Der Hafen hat einen 385 m langen Steindamm und ist für Seeschiffe zugängig. In P. ist ein deutsches Konsulat. In der herrlichen Umgebung sind viele Landhäuser und Gärten. – P. (arab. Majurka, auch Balma) wurde 1228 von Jakob I. von Aragonien erobert und hieß im Mittelalter meist Mallorca. – Vgl. Die Stadt P. (Lpz. 1882). –

2) P. (La Palma),