Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

875
Papst (Getränk) - Papstwahl
durch ein Konkordat mit Bonaparte erkaufen, um
1809 beides zu verlieren. Er verdankte seine Wie-
derherstellung (1814) den gegen Napoleon Verbün-
deten. Kaum in Rom wieder eingezogen, protestierte
cr gegen die Beschlüsse des Wiener Kongresses, die
Avignon, Ferrara und die säkularisierten Besitzun-
gen der tath. Kirche in Deutschland betrafen, und
gab durch die Wiederherstellung des Jesuitenordens
lVulle Zolliciwäo oinnium, 1814) das Signal zur
kirchlichen Reaktion. In gleichem Geiste regierten
seine Nachfolger, Leo XII. (s. d.), Pius VIII. (s. d.)
und insbesondere Gregor XVI. (s. d.). Die Härte,
womit letzterer jede zeitgemäße Reform in den welt-
lichen Verhältnissen des Kirchenstaates zurückwies
und niederdrückte, trug wesentlich zum Ausbruch der
Revolution von 1848 bei, die seinen Nachfolger
Pius IX. (s. d.) zur Flucht nötigte und zur Errich-
mng einer röm. Republik führte. Nur die Waffen
Österreichs und Frankreichs vermochten 1849 die
weltliche Macht des päpstl. Stuhls wiederherzustellen.
Infolge des Italienischen Krieges von 1859 wurde
crst die Nomagna, danach Umbrien und die Marken
vom Kirchenstaate (s. d.) losgerissen und mit dem
Königreich Italien vereinigt. Dem P. verblieb nur
noch das sog. Patrimonium Petri, in dessen Besitz
ihn eine franz. Besatzung erhielt. Der Abzug der
Franzosen bereitete auch der weltlichen Macht des
P. ein Ende (20. Sept. 1870). Rom wurde die
Hauptstadt des Königreichs Italien, dem P. blieb
die volle Unabhängigkeit seiner geistlichen Gewalt,
die Ehren und Rechte eines Souveräns, der Vati'
tan, Lateran und Castelgandolfo. So der weltlichen
Macht beraubt, erlebte Pius IX. einen ungeheuren
Aufschwung seines geistlichen Einflusses. Auf dem
Vatikanischen Konzil (s. d.) zum Universalbischof
und unfehlbaren Lehrer der Kirche proklamiert, hat
cr die jesuitischen Lehren ins Leben geführt und einc
unumschränktere Gewalt über das Gemüt der Gläu-
bigen ausgeübt als einer seiner Vorgänger. Dafür
hinterließ er 1878 seinem Nachfolger Leo XIII. (s. d.)
den deutschen Kulturkampf, die Feindfchaft mit
Italien, die Niederlage der franz. Ultramontanen
und den Konflikt mit Rußland. Mit staatsmänni-
scher Umsicht ging Leo XIII. ans Werk. Dem preuh.
Staate kam er in dem Augenblick entgegen, als die-
ser des Streites müde war und den Rückzug antrat.
Auch mit Frankreich trat er in ein erträgliches Ver-
hältnis und bereitete alles vor, um bei günstigem
Wechsel der schwankenden Politik den alten Einfluß
wiederzugewinnen. Die Beziehungen zu Ruhland
daben sich gebessert, und Rußland läßt sich seit
1894 durch einen Ministcrrcsidenten beim Vatikan
vertreten. Nur Italien gegenüber besteht noch dic
alte Feindschaft', doch hat die ital. Regierung in der
iüngsten Zeit wiederholte Annäherungsversuche ge-
macht. - über die Ceremonien bei der Wahl eines P.
i. Konklave und Papstwahl.
Über dic Insignicn des P. s. Päpstliche In-
ngnien.
<17 Bde., Wien 1847-57); Iaffe, N^esta. pomi-
ücuni romanoruiu U8<iu6 aä a. 1198 (Berl. 1851;
2. Aufl., von Löwenfeld, Kaltenbrunner und Ewald,
^Vdc., Lpz. 1881 - 86); Haas, Geschichte der P.
<Tüb. 1859); Lansrey, IliZtoire politi^uL <I68 papes
iPar. 1860; neue Aufl. 1880); Baxmann, Die Poli-
tik dcr V. von Gregor I. bis Gregor VII. (2 Bde.,
Elbcrf. 1868-69); Potthast, li^cäw pontiücum
roiuauorum 1198-1304 (2 Bde., Berl. 1874-75);
Wattenbach, Geschichte des röm. Papsttums (ebd.
1876): Woter, Das kirchliche Finanzwesen der P.
(Nördl. 1878); Nielsen, Die röm. Kirche im 19. Jahrh.
(Bd. 1: Geschichte des Papsttums, 2. Aufl., Gotha
1880); ^cta, pontiücuin i-omanoi-niri ineäita, hg.
von Pflugk-Harttung (3 Bde., Stuttg. 1881-88);
Langen, Geschichte der röm. Kirche bis auf Inno-
cenz III. (4 Bde., Bonn 1881 - 93); Gregorovius,
Die Grabdenkmäler der P. (2. Aufl., Lpz. 1881);
Creighton, Historv ot tke paziac^ äurinF tke retor-
mation (4 Bde., Lond. 1882-87); Geffken, Die
völkerrechtliche Stellung des P. (Berl. 1885); Pastor,
Geschichte der P. seit dem Ausgang des Mittel-
alters (3 Bde., Freib. i. Br. 1885-96; 2. Aufl.
1891-96); Ranke, Die römischen P. in den letzten
vier Jahrhunderten (9. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1889);
Döllinger, Das Papsttum, hg. von Friedrich (Münch.
1892). über die Entwicklung des Kirchenstaates vgl.
außer der dort angegebenen Litteratur besonders
Martens, Die röm. Frage unter Pippin und Karl
d. Gr. (Stuttg. 1881); dey., Neue Erörterungen über
die röm. Frage (ebd. 1882); über das ital. Garantie-
gesetz: Geiget, Ital. Staatskirchenrecht (2. Aufl.,
Mainz 1886) und die dort verzeichnete ital. Littera-
tur (Scudrito, Bonghi, Cassani, Tiepolo).
Papst, ein magenstärkendes Getränk, ganz nach
Art des Bischofs (s. d.) oder Kardinals bereitet, nur
daß man guten Tokaier hierzu verwendet.
Papstfink (^ringiUa ciri8 ^,.), wegen seiner
außergewöhnlichen Farbenpracht im männlichen Ge-
schlecht auch Nonpareil genannt, als Stuben-
vogel beliebter Sänger, der aus seiner mittel-
amerik. Heimat alljährlich in großen Mengen nach
Europa gelangt und für etwa 6 M. das Stück von
den Vogelhändlern zu beziehen ist. Blau, Rot,
Grün, Gelb, Violett sind seine Hauptfarben.
Päpstliche Infignien, in der Heraldik die
Tiara (s. d.) über zwei aufwärts geschrägten, durch
eine Stola (s. d.) umwundenen Schlüsseln (s. Tafel:
KronenI, Fig. 27). Solche P. I. sind als freies
Emblem der päpstl. Würde sowie zur Krönung des
Wappenschildes des jeweiligen Papstes in Gebrauch.
Ein feststehendes püpstl. Wappen giebt es somit nicht,
es wechselt mit der Person des neu gewählten Pap-
stes; dagegen sind die P. I. von bleibender Dauer.
Päpstliche Monate, s. Apostolische Monate.
Päpstliche Orden, s. Kirchenstaat.
Päpstlicher Ttuhl, dic Römische Kurie, s. Kurie.
Papstregesten (lat. i'6F63ta pontiKcmm), Zu-
sammenstellungen sämtlicher von den Päpsten er-
lassenen Sendschreiben in chronol. Ordnung mit
kurzer Inhaltsangabe. Litteratur s. Papst.
Papststein iPab st stein), ein 452 m hoher
Berg in der Sächsischen Schweiz, 4 km südwestlich
von Schandau, mit weltumfassender Aussicht.
Papsttum, s. Papst.
Papftwahl. In den drei ersten Jahrhunder-
ten der christl. Kirche wurde der röm. Bischof, wie
der jeder andern Stadt, von Geistlichkeit und Volk
gewählt, später haben dann bei der P. die
röm. Kaiser und ihre Rechtsnachfolger, die ostgot.
Könige, ein Mitwirkunas- und namentlich bei ge-
teilter Wahl ein Entscheidungsrecht geübt. Nach
Vernichtung des Ostgotenreichs in Italien wurde
die Wahl vom Klerus, den röm. Großen und dem
Volke gemeinsam vollzogen und durch Vermittelung
des Erarcken von Ravcnna dic Bestätigung des