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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Papua-Golf - Para (Kupfermünze)
Papua-Golf, große stäche Einbuchtung an der
engl. Südküste von Neuguinea.
Papua-Inseln, Gruppe größerer Inseln, zu-
sammen 7788 ykm umfassend, welche vor der Nord-
westspitze von Neuguinea liegen und zur niederländ.
^tesidentschaftTernate gehören; die hauptsächlichsten
sind: Salawati, Waigeu, Misol, Gebi und Popa.
Papualori, s. Pinselzüngler.
Papyrm, s. Pergamentpapier.
Papyrograph(grch.), ein in England erfundener
Apparat zum schnellen Kopieren von Zeichnungen
und Schriftstücken. Die Schrift wird mittels einer
scharfen Feder und einer besondern chem. Tinte auf
die unpräparierte Seite eines Papiers aufgetragen,
dessen andere Seite wasserdicht ist. Hierbei zerstört
die Tinte die wasserdichte Schicht, so daß eine Art
Schablone entsteht, die zur Herstellung von 200 bis
300 guten Abdrücken mittels eines besondern kleinen
Apparats in einer Kopierpresse benutzt werden kann.
1^.), Papyrus- oder Papierstaude, Papyrus,
einzige Art der Pflanzengattung I'apvi'us, mit sehr
starker, kriechender Wurzel und blattlosen, dreikanti-
gen, unterhalb, wo sie am stärksten sind, armdicken Hal-
men, die an ihrem obern Ende einen dichten Schöpf
von Blättern und Blutenständen tragen (s. Tafel:
Cyperaceen, Fig. 2). Die Staude wächst in seich-
tem Wasser an Ufern, in Sümpfen Afrikas, auch
Siciliens (hier besonders am Anapo ^s. d.^j und dem
ihm zugehenden Kyäneflüßchen); besonders häusig
scheint dieselbe aber von den ältesten Zeiten her in
itgypten gewesen zu sein, wo sie jetzt selten ist. Sie
wurde im Altertum vielfach zu Flechtwerk, Schuhen,
Tauen u. s. w., aber hauptsächlich als Beschreib-
material verwendet. Bereits in sehr alter Zeit diesem
Zwecke dienend, kam der I>. a. seit Alexander d. Gr.
allgemein in Gebrauch; seine Bearbeitung vervoll-
kommnete sich bei Griechen und Römern. Die
Häute unter der Rinde wurden in ihren einzelnen
Lagen mit einer Nadel losgelöst, je eine auf eine
mit Leim bestrichene Tafel ausgebreitet und quer
darüber eine zweite Lage gelegt und durch Leim ver-
bunden. Das so gewonnene feste Papier wurde so-
dann getrocknet. Einer verbreiteten Ansicht zufolge
galt die Seite des Papyrus, welche die Längsfasern
aufwies, als Vorder- und die mit den Querfasern
als Rückseite. (S. Papyrusrollen.)
Papyrusrollen, aneinander geleimte Streifen
des aus der Papyrusstaude bereiteten Schreib-
materials, die oft, nachdem sie auf der einen Seite be-
schrieben waren, um ein am Ende des ganzen Stücks
angebrachtes, oben und unten mit Knöpfen versehe-
nes Stäbchen gerollt wurden. Sie sind in größerer
Menge zuerst bei den Ausgrabungen von Hercula-
num zum Vorschein gekommen, wo man seit 1752
in den Ruinen eines röm. Landhauses 1790 solche
Volumina in halbverkohltem Zustand (daher auch
Bibliolithen genannt) fand, die, nach Neapel
geschafft, eine besondere Abteilung des ehemaligen
NnL60 Lordonico bilden. Die Aufwicklung der P.,
eine äußerst mühsame Operation, wurde durch eine
von dem Pater Antonio Piaggi erfundene Maschine
erleichtert, mit deren Hilfe bis jetzt etwa der dritte
Teil der ganzen Sammlung aufgewickelt ist. (Vgl.
Comparetti und De Petra, I^a villa. Ni-coiHii636 äei
kiäoni, i 8U0i iu0nuui6iiti 6 1kl. Lua didliotsca, Tur.
1883.) Die aufgewickelten P. wurden unter Auf-
sicht der Mitglieder der Herculanischen Akademie in
Kupfer gestochen. Sie erschienen u. d. T. llercula-
N6N81UM volumimiiu HUÄ6 8up6l8unt (11 Bde.,
Neap. 1793 -1856) und Vowinirmni Herclila-
n6N8iuin coliectio altsra (10 Bde., ebd. 1861-75).
Der spätere König Georg IV. von England schickte
als Prinz von Wales 1802 einige engl. Gelehrte
nach Neapel, um Faksimiles der bis dahin auf-
gerollten Stücke anzufertigen, die jetzt in der Vod-
leyanischen Bibliothek in Oxford aufbewahrt wer-
den und zum Teil veröffentlicht sind u. d. T. llercula.-
n6N8iuin vowminuiu II pai-t68 (2 Bde., Oxf. 1824
-25). Einen Katalog der Oxforder Fragmente ver-
öffentlichte Scott (Oxf. 1885). In Deutschland haben
sich besonders Eauppe, Spengel, Gomperz, Usener
und Vücheler um die Entzifferung und Erklärung
dieser Reste der griech. Litteratur (mit Ausnahme
eines einzigen Fragments, eines lat. Gedichts, Schrif-
ten griech. Philosophen aus der Epikureischen Schule,
namentlich des Philodemus) verdient gemacht.
Seit Anfang des 19. Jahrh, bis in die neueste
Zeit hat man auch in ägypt. Gräbern auf Mumien
zahlreiche einzelne P. in verschiedenen Sprachen
(meist griechisch) beschrieben gefunden; die ältesten
reichen bis ins 18. Jahrh. v. (5hr. hinauf, die jüng-
sten bis ins zehnte nachchristliche hinunter. Die
meisten enthalten Urkunden, die einen interessan-
ten Einblick gewähren in die Verwaltung und die
Verhältnisse Ägyptens in der Ptolemäerzeit (eine
44 engl. Fuß lange Urkunde, der längste erhaltene
Papyrus, über Verwaltung der ^lpflanzungen Ptole-
mä'us' III.) und besonders in der röm. Kaiserzeit.
Andere, die sog. Zauberpapyri, geben Aufschluß
über die eigenartige Religionsmifchung und den
Aberglauben der Zeit. Ewer der berühmtesten ist
der Papyrus Prisse (ein Codex der Moral), "das
älteste Buch der Welt", zuerst herausgegeben 1847
in Paris, ferner das von Lepsius publizierte "Toten-
buch" und der sog. Papyrus Ebers (medizinischen
Inhalts). - Vgl. Leemans, ?apM ^r^6ci mu8ki
Hntiquln-ii zmdlici (Leid. 1843); Lindsay, Iti6
I^ouui pap)'ri in tli6 Loä1<3ian lidrai^ ("^.tli6>
na6uiii",Nr.3019,S.304fg.);Wessely,I'r0i630M6iiH
aä ?ap)^0ruill Frascorum novam colieetionkm,
eäenäaiu (Wien 1883); Karabacek, Mitteilungen
aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer,
I-V (ebd. 1891-93); ders., Die Grafschen Funde
in Ägypten (der Papyrusfund von El-Faijüm u.s.w.,
ebd. 1883); von Hartel, über die griech. Papyri des
Erzherzogs Rainer (ebd. 1386); P. Mahafsy, No
^1inä6i-3 reti-16 ?Hp7ri, I. II (Dublin 1891-93);
l^rssic I^p^li in tk6 Lriti3k Nu86um (Faksimiles,
Lond. 1894); illgypt. Urkunden aus den königl.
Museen zu Berlin, hg. von der Generalverwaltung
(Berl. 1892 fg.); Rev'illout (und Eifenlohr), 6oi'im8
pHp^lorum ^6Z7pti (2 Bde., Par. 1885-90).
Papyrusstaude, s. rai)7ru8 aMiciuorum.
Paquelinscher Brennapparat (spr. pakläng-),
s. Thcrmokauter.
Para oder Aktsche, die kleinste türk. Kupfer-
münze, 2/40 des türk. Piasters und demnach als
Bruchteil des Goldpiasters (s. Piaster) in der Gel-
tung von etwa 0,46 deutschen Pf. In Ägypten war
das kleinste Münzstück seit 1866 das Stück zu 10 P.aus
Bronze; bis dahin das kupferne Fünfparastück; seit
1887 ist dort die kleinste Bronzemünze das Stück zu
^4 Ochr el-Gersch (der Piaster wird daselbst amtlich in
10 Ochr el-Gersch geteilt) oder ebenfalls ^ Piaster
und in Goldwährung - etwa 0,52 Pf. (S. auch Lira.)
In Serbien heißt P. der 100. Teil des Dinars (s. d.),
ebenfalls in Bronze dargestellt und - etwa 0,8 Pf.