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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paul (Veronese) - Pauli (Friedr. Aug. von)
zu einem großen Bunde gegen das brit. Übergewicht
zu vereinigen. In den innern Angelegenheiten er-
regte inzwischen P.s despotisches Verfahren immer
größere Unzufriedenheit. Infolgedessen bildete sich
eine Verschwörung. Graf Peter von der Pahleu
war das Haupt der Verschworung, die Subow,
General Benuigsen, Senator Troschtschinskij, Fürst
Wjasemskij, Uwarow die bedeutendsten Teilnehmer.
In der Nacht vom 23. (11.) März 1801 drangen sie
in den Michailowschen Palast, überraschten den
Kaiser in seinem Schlafgemach, schienen aber erst
nur entschlossen, ihn zur Abdankung zu zwingen,
bis der Widerstand P.s die tragische Katastrophe
veranlaßte. Der Kaiser wurde zu Boden geworfen
und soll mit feiner eigenen Schärpe erdrosselt wor-
den sein. Am 10. Okt. 1773 war P. von seiner
Mutter mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-
Darmstadt (Natalia Alerejewna) vermählt worden.
Nach deren kinderlosem Tode, 26. April 1776, ward
er mit der Prinzessin Sophie Dorothea Auguste
von Württemberg (Maria Fedorowna) 21. Okt.
1776 vermählt. Äus dieser Ehe gingen hervor die
nachherigen Kaiser: Alexander I. und Nikolaus; die
Großfürsten Konstantin (s. d.) und Michael, geb.
8. Febr. 1798, gest. 9. Sept. 1849, v^mäblt 19. Febr.
1824 mit der Tochter des Prinzen Paul von Würt-
temberg, Friederike Charlotte Marie, spätern Groß-
fürstin Helene Pawlowna, gest. 2. Febr. 1873; ferner
die Großfürstinnen: Alexandra, feit 1799 Gemahlin
des Erzherzogs Iosepb, Palatinus von Ungarn, gest.
1801; Helena, gest. als Erbprinzessin von Mecklen-
burg-Schwerin 1803; Maria, Grohherzogin von
Sachsen-Weimar, gest. 1859; Katharina, Königin von
Württemberg, gest. 1819; Anna, Königin der Nieder-
lande, gest. 1865. - Vgl. Leben P.s I. (anonym,
von Chr. von Tannenberg, Franks. 1804); Sybels
"Histor. Zeitschrift", Bd. 3 (Münch. 1860); Kobeko,
Paul Petrowitsch, 1754-96 (deutsch, Verl. 1886);
Vienemann, Aus den Tagen Kaiser Pauls (Lpz. 1886).
Paul Veronese, s. Paolo Veronese.
Paul, Hermann, Germanist, geb. 7. Aug. 1846
zu Salbke bei Magdeburg, studierte in Berlin und
Leipzig, wurde 1874 außerord. Professor der deut-
fchen Philologie in Frciburg i. Vr., 1877 daselbst
ord. Professor, 1893 in München. P.s Verdienste
liegen auf dem Gebiete psychol. Sprachbetrachtung
und german. Grammatik. Er veröffentlichte eine
Ausgabe des "Gregorius" von Hartmann von Aue
(Halle 1873), "Untersuchungen über den german.
Vokalismus" (ebd. 1879), "Principien der Sprach-
geschichte" (2. Aufl., ebd. 1886), "Mittelhochdeutsche
Grammatik" (4. Aufl., ebd. 1894), "Deutsches Wör-
terbuch" (Lfg. 1, ebd. 1896). 1874-91 gab er mit
W. Braune "Beiträge zur Geschichte der deutschen
Sprache und Litteratur" (Halle), seit 1882 eine "Alt-
deutsche Textbibliothek" (ebd.) heraus. Unter seiner
Leitung erschien ein "Grundriß der german. Philo-
logie" (3 Bde., Straßb. 1889-93; 2.Aufl. 1896fg.).
Paul, Jean, s. Richter, Joh. Paul Friedr.
Paul, Oskar, Mustkgelebrter, geb. 8. April
1836 in Freiwaldau in Schlesien, bildete sich nach
absolviertem Gymnasium am Leipziger Konserva-
torium zum Pianisten aus und gab mehrere Kom-
positionen heraus. Er promovierte 1860, habili-
tierte sich 1866 an der Leipziger Universität und
wurde 1872 Professor der Musikwissenschaften da-
selbst. Er ist außerdem Lehrer am Konserva-
torium der Musik in Leipzig und hat als solcher
viele treffliche Schüler gebildet. P. schrieb: die
Biographie "Moritz Hauptmann" (Lpz. 1862), "Die
absolute Harmonik der Griechen" (ebd. 1867), "Ge-
schichte des Klaviers" (ebd. 1868), "Handlexikon der
Tonkunst" (2 Tle., ebd. 1869 - 73), "Lehrbuch der
Harmonik" (ebd. 1880; 2. Aufl. 1894). Auch über-
setzte und erklärte er des Boethius "Fünf Bücher
über die Musik" (Lpz. 1872), gab M. Hauptmanus
"Lehre von der Harmonik" heraus (ebd. 1868) und
bearbeitete in dem "Amtlichen Bericht über die
Wiener Weltausstellung" die Gruppe "Musikalische
Instrumente" (Vraunschw. 1874-75).
Paul, Vincenz von, s. Vincenz von Paul.
Paula, Franz von, s. Franz von Paula.
Paulaner, s. Barnabiten und Minimen.
Paulding (spr. pahl-), James Kirke, amerik.
Schriftsteller, geb. 22. Aug. 1779 zu Pleasant Valley
(im Staate Neuyork), ging 1800 uach Neuyork, wo
er in Verbindung mit seinem Schwager William Ir-
ving und dessen Bruder Washington Irving seit 1807
die Herausgabe der satir. Zeitschrift "8a,IniHFunäi"
begann (in 20 Nummern 1807-8). P. übernahm
mit besonderm Eifer die Verteidigung feines Vater-
landes gegen die Angriffe der engl. Presse und schrieb
zu diesem Zwecke 1813 das satir. Gedicht "1^7 ot' t1i6
scotcli Kääi6", das gleichzeitig eine Parodie auf
Scotts "I^l^ ok t1i61a.8t ininstre^" ist. Im folgenden
Jahre ersckien das gegen die "Huarwrix Revisw"
gerichtete Pamphlet "'Iks Nniteä 8t^t68 anä Nii^-
ianä" und 1816 die glücklichste seiner Satiren: "'II16
äivertin^ Iiiätor^ ot' ^okn Lull and LrotliLi' "lona-
tkau". Als Dichter im ho'hern Sinne des Wortes
zeigt er sich in dem "Lack>v00ä8iiiaii" (1818), in
welchem er das romantische, aber gefahr- und mühe-
volle Leben eines Auswanderers im fernen Westen
darstellt. Allgemeinere Bekanntschaft, auch in Eu-
ropa, erwarb er sich durch feine Romane. Auf die Er-
zählung "Xonin^m^i-Ke. tli6 I^onF I^inns" (2 Bde.,
Neuyork 1823), welche die Geschichte der schwed.
Niederlassung am Delaware in humoristischer Weise
bebandelt und zugleich eine Verspottung von Scotts
Schreibweise ist, folgte 1829 "19.163 ol tke 300a
>voman" und "1k6 vuteiniian'Z tn'68iä6" (1825;
Neuyork 1831), vielleicht die gelungenste, jedenfalls
die erfolgreichste seiner Schriften; dann "^VeLtwai-cl
Ho!" (3 Bde., ebd. 1832), eine Schilderung des
Lebens in Kentucky, "11i6 oiä continsntai" (1846)
und "1^6 ?uritan anä K13 äau^iiter" (3 Bde., ebd.
1819). Von feinen andern während diefer Zeit ver-
öffentlichten Werken verdienen Erwähnung: "^olin
UM in ^ni6iic3" (1821) und "Nei'l^ tai68 ok tli6
tiii'66 >V186 M6N ok OotliHiu" (1826; eine gegen den
Owenschen Vhilanthropismus, die Phrenologie und
das Protektionssystem gerichtete Satire), "I^ite ot'
(^6orß6 ^Vk3innAton" (1835), "II16 dook ok 8t.
^icKoiÄ8" (1837). P. bekleidete längere Jahre hin-
durch das Amt eines Marinekommissars im Hafen
von Neuyork und war 1837 - 41 unter der Präsi-
dentschaft van Vurens Mariuemimster der Vereinig-
ten Staaten. Seitdem lebte er zurückgezogen zu
Hyde Park am Hudfon, wo er 6. April 1860 starb.
Sein Sohn veröffentlichte eine Biographie P.s
u. d. T. "I.itsi-Ni'x ül6 ok ?." (1867). Eine Aus-
wahl seiner Schriften: "86l6et ^ork8", erschien in
4 Bänden (1867-68).
Pauli, Friedr. Aug. von, Ingenieur, geb. 6. Mai
1802 in Osthofen bei Worms, kam als Kaufmanns-
lehrling zu seinem Bruder nach England, wo er sicb
nebenbei in Physik (unter Dalton) und Mechanik
unterrichtete, später nach Göttingen und bildete sich
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