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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pauken; Paukenfell; Paukenhöhlenprobe; Paukensaite; Paukentreppe; Paul; Paul Ⅰ.

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Pauken - Paul Ⅰ. (Kaiser von Rußland)

aus Kupfer getriebenen Kessel, über dessen obern Rand an einem eisernen Reifen ein gegerbtes Kalbs- oder Eselsfell gespannt ist. Durch Schrauben wird der Reifen erweitert, also das Fell angespannt und der Ton der P. erhöht. Maschinenpauken erzielen diese Spannung sehr schnell und sicher durch vereinfachten Mechanismus. Im Orchester werden für gewöhnlich zwei P. gebraucht, in Tonica und Dominante des Tonstücks gestimmt. Doch kommen auch andere Stimmungen vor. Der Kopf der Klöppel oder Schlägel ist mit Leder, Tuch, Schwamm oder Filz überkleidet, je nachdem der Klang härter oder weicher sein soll. Die P., eins der ältesten Instrumente, findet sich in irgend einer Form bei allen Völkern und wurde im Altertum besonders beim Gottesdienste gebraucht. Im Mittelalter war ihr Gebrauch gesetzlich bestimmt und besondern Festlichkeiten vorbehalten. Nur im Kriege ward sie stets angewendet, und man hatte im 16. und 17. Jahrh. P. von ungeheuerm Umfange, die man auf eigenen Gestellen mit sich führte. Die Blütezeit des Paukenspiels war das 18. Jahrh., wo man sogar Konzerte auf der P. gab. Einige Kavallerieregimenter führen noch jetzt Kesselpauken. Von Laien wird die P. vielfach mit der großen Trommel (s. d.) verwechselt.

Pauken, in der Studentensprache soviel wie fechten. (S. Mensur.)

Paukenfell, Paukenhöhle, s. Gehör.

Paukenhöhlenprobe, s. Ohrenprobe.

Paukensaite, Nerv, s. Chorda.

Paukentreppe, s. Gehör.

Paul, Saint, Stadt, s. Saint Paul.

Paul, Sankt, Insel, s. Neu-Amsterdam.

Paul, Sankt, Marktflecken, s. Sankt Paul.

Paul, Name von fünf Päpsten:

P. Ⅰ. (757‒767), ein Römer, Bruder und Nachfolger Stephans Ⅱ., suchte zum Schutze gegen die Angriffe der griech. Kaiser und Langobarden die Freundschaft Pippins. Von ihm sind Briefe erhalten. Er wurde kanonisiert. Gedächtnistag: 28. Juni.

P. Ⅱ. (1464‒71), vorher Pietro Barbo, aus Venedig, Archidiakonus zu Bologna, Bischof von Cervia, dann apostolischer Protonotar und Kardinal, ein Neffe Eugens Ⅳ., ließ gleich im Anfang seiner Regierung die kurz vorher eingegangene Wahlkapitulation vernichten. Er bannte Georg Podiebrad (s. d.), ließ sogar einen Kreuzzug gegen ihn predigen und hatte stets Händel mit dem Könige Ferdinand von Neapel. In Frankreich vermochte er bei der Standhaftigkeit des Parlaments die förmliche Aufhebung der Pragmatischen Sanktion nicht zu erlangen. P. setzte die Feier des Jubeljahres (s. d.) auf das je 25. Jahr fest.

P. Ⅲ. (1534‒49), vorher Alessandro Farnese, geb. 1468 in Canino, hoch gebildet und staatsklug, aber auch ausschweifend und sittenlos, bestätigte 1540 den Orden der Jesuiten, eröffnete 1545 das Tridentinische Konzil, verlegte es 1547 nach Bologna, entließ es 1549, schickte Legaten zu den Gesprächen in Worms und Regensburg zur Vergleichung mit den Protestanten und ordnete 1542 auf den Rat des Kardinals Caraffa, des spätern Paul Ⅳ., eine allgemeine Inquisition zur Unterdrückung des Protestantismus an. Er machte seinen Sohn Pier Luigi (s. Farnese) 1545 zum Herzog von Parma und Piacenza, war ein Gönner der Künste und Wissenschaften und übertrug Michelangelo den Bau der Peterskirche. Er starb 10. Nov. 1549 in Rom.

P. Ⅳ. (1555‒59), vorher Gian Pietro Caraffa, ein Neapolitaner, geb. 1476 in Capriglio, mit Cajetan Stifter des Ordens der Theatiner (s. d.), suchte schon als Kardinal (seit 1536) mit großer Energie den Katholicismus neu zu beleben und die Macht der kath. Kirche wiederherzustellen. Den Protestantismus verfolgte er leidenschaftlich, handhabte die Inquisition mit Nachdruck, protestierte gegen den Augsburger Religionsfrieden, ließ einen Index librorum prohibitorum aufstellen und mit größter Strenge ketzerische Bücher aufsuchen und verbrennen. Durch das maßlose Treiben der Inquisition erbitterte er zuletzt das Volk und den größten Teil des Adels so sehr, daß nach seinem Tode (18. Aug. 1559) in Rom Unruhen entstanden, seine Bildsäulen zerschlagen und die Gebäude der Inquisition erstürmt wurden. – Vgl. Benrath, G. P. Caraffa und die reform. Bewegung seiner Zeit (in den «Jahrbüchern für prot. Theologie», Lpz. 1878).

P. Ⅴ. (1605‒21), vorher Camillo Borghese, geb. 1552 in Rom, ein starrer Kanonist, mußte im Kampfe mit der im Geiste des Paolo Sarpi (s. d.) handelnden Republik Venedig nachgeben, obschon er von den Jesuiten, namentlich von Bellarmin, kräftig unterstützt wurde. Er starb 28. Jan. 1621. – Vgl. (auch zu Paul Ⅲ. und Ⅳ.) Brosch, Geschichte des Kirchenstaates, Bd. 1 (Gotha 1880).

Paul Friedrich, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin (1837‒42), Sohn des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig (gest. 29. Nov. 1819) und seiner ersten Gattin Helene (gest. 24. Sept. 1803), Tochter des Kaisers Paul von Rußland, geb. 15. Sept. 1800, folgte seinem Großvater, dem Großherzog Friedrich Franz Ⅰ., 1. Febr. 1837 in der Regierung. Er starb 7. März 1842. Aus seiner Ehe mit der Prinzessin Alexandrine (s. d.) von Preußen entstammen: der Großherzog Friedrich Franz Ⅱ. (s. d.); Prinzessin Luise, geb. 17. Mai 1824, vermählt 1849 mit dem Prinzen Hugo von Windisch-Grätz, gest. 9. März 1859; Wilhelm, Herzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. 5. März 1827 , gest. 28. Juli 1879.

Paul Ⅰ., russ. Pawel Petrowitsch, Kaiser von Rußland (1796‒1801), geb. 1. Dez. (20. Nov.) 1754. Der tragische Tod seines Vaters Peter Ⅲ und die Strenge seiner Mutter, der Kaiserin Katharina Ⅱ., drückten früh auf den Geist des Großfürsten, dem es weder an Talent noch an guten Eigenschaften des Charakters fehlte. Als er 17. Nov. 1796 zur Regierung gelangte, wurden ihm durch den Grafen Besborodko, den er zum Fürsten und Vicekanzler ernannte, aktenmäßige Belege dafür vorgelegt, daß seine Mutter ihn zu Gunsten seines Sohnes Alexander von der Thronfolge auszuschließen beabsichtigt habe. Wie im Innern, so stellte sich P. auch in der auswärtigen Politik anfangs in Gegensatz zu seiner Mutter. Trotz seines Abscheus gegen die Französische Revolution trat er doch erst 1798 nach der Eroberung Maltas durch Bonaparte als Großmeister der vertriebenen Malteserritter in den Bund der Mächte gegen Frankreich ein und machte die größten Anstrengungen in dem Kriege von 1799 (s. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 192 b), bis er sich durch Österreichs und Englands Egoismus gekränkt glaubte und letztere Macht die Insel Malta ihm nicht ausliefern wollte. Bonaparte wußte dies geschickt zu benutzen und (1800) jenen Wechsel in der europ. Politik vorzubereiten, der Frankreich und Rußland eng verband, infolgedessen Rußland bemüht war, die mittlern und kleinern Seemächte