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Pattinsonieren - Pauke
sie in Gastspielen die übrigen bedeutendern Städte der Vereinigten Staaten und kam 1861 nach Europa, wo sie in England und Frankreich, den Niederlanden und Deutschland Triumphe feierte. Dann gehörte sie den ital. Opern in Paris, London und Madrid als Mitglied an. Ihre spätern Gastspiele hatten außerordentliche Erfolge. Sie ist eine glänzende Vertreterin des ital. Gesangs und auch durch Grazie der Darstellung ausgezeichnet. 1868 vermählte sie sich zu London mit dem Marquis de Caux, von dem sie im Juli 1885 geschieden wurde. Am 12. Juni 1886 ging sie eine zweite Ehe mit dem Tenoristen Nicolini ein. Sie lebt vorzugsweise auf ihrem Schloß Craig-y-Nos-Castle bei Brecknock in Wales.
Ihre Schwester, Carlotta P., geb. 1840 zu Florenz, war Konzertsängerin und erregte Aufsehen durch die Biegsamkeit und Geläufigkeit ihres sehr hohen Soprans. Sie starb 27. Juni 1889 in Paris.
Pattinsonieren, ein von dem Engländer Pattinson 1833 eingeführter Hüttenprozeß, der die Darstellung eines silberreichen Bleies aus einem die Operation des Abtreibens (s. d.) nicht lohnenden silberarmen Blei bezweckt. Das P. gründet sich darauf, daß sich aus geschmolzenem silberhaltigem Blei (Werkblei) bei Abkühlung desselben bis zu einer bestimmten Temperatur Krystalle von Blei ausscheiden, die silberärmer als der flüssig bleibende Teil des Werkbleies sind und von diesem durch Ausschöpfen getrennt werden können. Nach mehrfach wiederholtem Einschmelzen, Krystallisieren und Ausschöpfen erhält man schließlich ein Reichblei mit etwa 0,5 bis 1,5 Proz. Silber, das abgetrieben wird, und Armblei, das als fast silberleer in den Handel kommt.
Pattinsons Bleiweiß, s. Bleioxychlorid und Bleiweiß.
Pâturages (spr. -türahsch’), Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, in der sog. Borinage (s. d.), im SW. von Mons, hat Maschinenfabriken, bedeutenden Kohlenbergbau und 10739 E.
Pätus, Cäcina, der Gatte der Arria (s. d.).
Pátzcuaro, Stadt im mexik. Staate Michoacan, südöstlich vom See von P., mit Morelia im NO. durch Bahn verbunden, hat 8000 E.; Bergbau, Zuckerrohrbau und Zuckerfabrikation.
Patzinaken, Volk, s. Petschenegen.
Patznaunthal, s. Paznaunthal.
Pau (spr. poh). 1) Arrondissement im franz. Depart. Niederpyrenäen, hat auf 1604,84 qkm 128902 E. in 11 Kantonen und 185 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Depart. Niederpyrenäen sowie der ehemaligen Grafschaft Béarn (s. d.), auf dem Rande des unfruchtbaren Pont-Long-Plateau, in 207 m Höhe, an den Linien Toulouse-Bayonne und P.-Laruns (39 km) der Südbahn, rechts an dem Gave-de-Pau und dem Ousse in romantischer Umgebung, ist Sitz des Präfekten, des Generalkommandos der 72. Infanteriebrigade, eines Appellations- und Assisenhofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, hat (1891) 27832, als Gemeinde 33111 E. und in Garnison das 18. Infanterieregiment. Das milde, windstille Klima (mittlere Temperatur des Winters 6,75°, des Jahres 16,68° C.) zieht im Winter, von September bis Mai, Tausende von Kranken und Rekonvalescenten (besonders Engländer) nach P. Die 1724 gegründete Universität ging in der Revolutionszeit ein, desgleichen die 1721 gestiftete Akademie der Wissenschaften. Jetzt hat P. ein Lyceum (im ehemaligen Jesuitenkollegium), ein Lehrerseminar, eine Gesellschaft der Kunstfreunde, ein Museum, eine öffentliche Bibliothek von 25000 Bänden sowie ein Theater mit ital. Oper; ferner ein Nationalgestüt, einen Hippodrom und eine Irrenanstalt. Die merkwürdigsten Gebäude sind: das im 10. Jahrh. gegründete, im 14. Jahrh. neu gebaute, im 16. verschönerte Schloß Heinrichs Ⅳ., der Justizpalast (1847‒55), die neue Halle mit Arkaden, Turm, der Mairie und der Bibliothek; das Museum, die Präfektur und das aus weißem Marmor erbaute neue Theater mit Konzertsaal. Der Königsplatz mit einer Marmorstatue Heinrichs Ⅳ. von Raggi (1843) gewährt eine prachtvolle Aussicht auf die schneebedeckte Kette der Pyrenäen und das Thal des Gave-de-Pau. Seit 1894 besitzt P. ein Denkmal des Marschalls Bosquet; ein solches für den Kardinal Lavigerie (von Falguière) ist (1896) in Ausführung begriffen. Die Industrie erstreckt sich auf Weberei von Leinwand, besonders Taschentücher (Mouchoirs de Béarn), Tischzeug und Kattun, auf Flachsspinnerei, Färberei und Gerberei. Bedeutend ist der Handel mit Wein, besonders Jurançon- und Ganwein aus der Umgebung, mit Schinken (Bayonner Schinken), Kastanien, Getreide, Marmor, Kalk, Eisenwaren, Blech, Leder und Häuten. – Die Stadt bildete sich um das im 10. Jahrh. erbaute Schloß der Grafen von Béarn, wurde im 15. Jahrh. Hauptstadt und erlangte große Wichtigkeit, als ihre Herren 1479 Könige von Navarra wurden. Besondere Bedeutung gewann P. seit 1527 als Residenz der geistreichen, hugenottenfreundlichen Margarete (s. d.) von Navarra. In den Religionskriegen hatte es viel zu leiden; 1620 kam es durch Ludwig ⅩⅢ. an Frankreich.
^[Abb. Wappen von Pau]
Paucartambo, rechter Quellfluß des Ucayali (s. d.), entspringt südöstlich von Cuzco in Peru, durchbricht die Ostcordilleren, erreicht am Fuße derselben den Urubamba und erhält nach Zusammenfluß mit demselben den Namen Quillabamba.
Pauckschkessel, s. Dampfkessel.
Pauer, Ernst, Musiker, geb. 21. Dez. 1826 in Wien, erhielt daselbst bei S. Sechter Kompositions-, bei W. A. Mozart (Sohn) Klavierunterricht, studierte dann in München unter Franz Lachner und wurde 1847 Musikdirektor in Mainz. Seit 1851 lebt er in London als ausgezeichneter Pianist und Principal-Professor am Royal College of Music. Besonders bekannt ist P. durch instruktive Ausgaben und Bearbeitungen älterer Klaviermusik: des «New Gradus ad Parnassum», der «Alten Meister» (67 Hefte, Leipzig), der «Alten Klaviermusik» (12 Bücher, ebd.), «Primers of the art of pianoforte playing» (72. Aufl. 1894), «The musical forms» (in 20. Aufl.), «The elements of the beautiful in music» (in 14. Aufl.), «The piano, composers, performers and makers, a book of biographical reference» (1885).
Pauillac (spr. poĭjáck, Pouillac), Stadt im franz. Depart. Gironde, Arrondissement Lesparre, an der Gironde und der Linie Bordeaux-Le-Verdon der Médocbahn, hat (1891) 2311, als Gemeinde 4564 E., ist Vorhafen mit Leuchtfeuer für Bordeaux und Verschiffungsplatz für die Médocweine.
Paukánt, in der Studentensprache der Duellant.
Paukboden, s. Fechtboden.
Pauke oder Kesselpauke (ital. Timpano, frz. Timbale), ein Orchester-Schlaginstrument aus einem