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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Patronenpapier – Patti

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Patronenlager'

nenhülse nach dem Laden ruht. Das P. geht mit einem Konus allmählich in den Geschoßraum über.

Patronenpapier, ein in der Weberei verwendetes Musterpapier, das mit zwei Scharen sich rechtwinklig kreuzender Parallellinien bedruckt ist. Dem Musterzeichner bedeuten die so abgegrenzten lotrechten Flächenstreifen die Kettfäden, die wagerechten Flächenstreifen die Schußfäden des Gewebes.

Patronentaschen, zur Aufnahme der Munition (s. d.) dienende Behälter. Im deutschen Heere werden seit 1890 zu zwei vordern noch eine hintere getragen. Die P. sind sämtlich aus Leder mit Stahlblecheinsätzen zur Aufnahme der Patronenpakete. Sie werden am Leibriemen mittels Lederschlaufen befestigt. Die österreichischen P. sind ähnlich, nur ist die hintere mit Kalbfell bezogen, wie der Tornister, und ruht am Körper auf einem freiliegenden Gurt. Andere Armeen, welche die hintern P. nicht haben, führen einen Teil der Munition im Tornister mit sich.

Patronenwagen, s. Munitionsersatz.

Patronenzieher, österr. Bezeichnung für Auszieher (s. d.).

Patronisierte Kassen, s. Hilfskassen (Bd. 9, S. 175b).

Patrōnus, bei den Römern der Schutzherr der Klienten (s. Klientel), der Herr der Kolonen (s. Kolonat) und der, welcher einen Sklaven freigelassen hatte, im Verhältnis zu dem Freigelassenen (libertus). Der Freigelassene ist dem P. Ehrerbietung schuldig, dem verarmten P. Unterhalt. Außerdem wurden bei der Freilassung Dienste (operae officiales), wie sie zum geselligen Luxus vornehmer Römer gehörten, eidlich versprochen. Der Freigelassene konnte für freiwillig geleistete Dienste keine Bezahlung fordern. In den Nachlaß des Freigelassenen hatte der P. ein Erbrecht. Heute bezeichnet man als P. den Inhaber eines Kirchenpatronats (s. d.).

Patronymĭkon (grch., Mehrzahl Patronymika), in der Grammatik eine Ableitung von Personennamen, die den Nachkommen (Sohn oder Tochter) bezeichnet. Die Ableitung geschieht meistens durch besondere Suffixe, z. B. im Griechischen durch -idĕs, -iadĕs, z. B. Nestoridĕs, Sohn des Nestor; Laertiadĕs, Sohn des Laertes. Der Plural bezeichnet dann das ganze Geschlecht, daher die Atriden, Pelopiden u.s.w. Noch jetzt sind in manchen Sprachen patronymische Bildungen gewöhnlich, z.B. die russ. Namen auf -ič (ovič, evič = owitsch, ewitsch), -ovna u.a., z. B. Nikolajewitsch, Sohn des Nikolaus; Pawlowna, Tochter Pauls. Ableitungen vom Namen der Mutter heißen Metronymika.

Patrouillen (frz., spr. -trulljen), kleine, meist nur aus einigen Leuten bestehende Truppenabteilungen, die zur Aufklärung und Sicherung von einer marschierenden oder stehenden Abteilung entsandt werden. Die Seitenpatrouillen begleiten die Glieder der Avant- oder Arrièregarde seitwärts. Im Vorpostendienst unterscheidet man P. gegen den Feind (früher Schleichpatrouillen), die Nachrichten über den Feind einziehen sollen, und P. innerhalb der Postenkette (früher Visitierpatrouillen), die die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen der Vorpostenstellung aufrecht erhalten. Über Gefechtspatrouillen und Offizierpatrouillen s. d.

Patrouillenführer, der Führer (s. d.) einer Patrouille; ferner der Gefreite der österr. Jäger.

Patsche, soviel wie Feuerlöschbesen (s. d.).

Patschkau, Stadt im Kreis Neisse des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, rechts an der Glatzer Neisse, in tief eingeschnittenem Flußthal, an der Linie ↔ Camenz-Cosel-Kandrzin der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neisse) und Nebenzollamtes, hatte 1890: 5757 E., darunter 504 Evangelische und 67 Israeliten, 1895: 5800 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, drei kath. Kirchen, darunter die Pfarrkirche (13. Jahrh.) mit hohem Turme, evang. Kirche, Rathaus (1550) mit Turm, kath. Gymnasium, höhere Mädchenschule, Waisenhaus, Gasanstalt, neues Schlachthaus; Fabrikation von Schulutensilien, landwirtschaftlichen Maschinen und Zündwaren, Mälzerei, Ziegeleien, Bleichereien und Zuckerrübenbau. P. erhielt 1254 Stadtrecht.

Patschŭli, s. Pogostemon.

Patschŭlikampfer, C15H26O, der krystallinische Bestandteil des Patschuliöls, schmilzt bei 59° und siedet bei 206°.

Patschŭliöl, s. Pogostemon.

Patt (vom ital. patto, Vertrag), s. Schachspiel.

Patta (Pata), die größte der Witu-Inseln, unter 2° südl. Br. an der Ostküste Afrikas. Sie ist 25 km lang und 13 km breit und bedeckt mit grünen Hügeln und bewaldetem Niederland. Es giebt drei Städte: Pata, Siu und Fasa, doch keinen Hafen. Die Bewohner sind reine Suaheli; sie betrachten P. als die ursprüngliche Heimat ihres Stammes. – P. kam 1787 in den Besitz der Araber von Maskat und gehört seit 1889 zum Gebiet der Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft.

Pattan (unrichtig Patan, Patn, engl. Puttun, im Hindustani «Stadt»), häufiger Ortsname in Ostindien; darunter:

1) P. in Baroda, in der zur Präsidentschaft Bombay gehörigen Provinz Gudschrat, unter 23° 51½‘ nördl. Br. und 72° 10½‘ östl. L. an der Saraswati, mit (1891) 32646 E., darunter ein Achtel Dschain, welche hier 108 Tempel und wertvolle Bücherschätze haben. –

2) P., frühere Hauptstadt, jetzt eine der wichtigsten Städte von Nepal, am Südufer der Baghmati, 3,2 km südöstlich von Katmandu, mit vielen alten schönen Gebäuden und mit 30000 E.

Pattana, ind. Stadt, s. Patna.

Pattaniapura, Stadt in Birma, s. Mandale.

Patte (frz.), Pfote; Klappe (an Kleidungsstücken [s. Ärmelpatte], Briefumschlägen).

Pattensen, Stadt im Kreis Springe des preuß. Reg.-Bez. Hannover, unweit der Leine, hatte 1890: 1672, 1895: 1710 E., darunter 35 Katholiken und 76 Israeliten, Post, Telegraph, Domäne, zwei Rittergüter und Brauerei. In der Nähe Schloß Marienburg.

Patterson (spr.pätters'n), Elisabeth, die erste Gemahlin Jérôme Bonapartes (s. d.).

Patti (mittellat. Pactae), Hafenstadt im Kreis P. (95899 E.) in der ital. Provinz Messina auf Sicilien, an der Linie Messina-Palermo, Sitz eines Bischofs, hat (1881) 5185, als Gemeinde 9374 E., ein Lyceum, ein Theater von 1838, einen Marmorbrunnen von 1854 auf dem Marktplatz und den 1758 umgebauten Dom; hier ist Adelasia (gest. 1118) bestattet, die Mutter König Rogers Il. von Sicilien. Etwa 6 km östlich von P., dicht am Meere, am Kap Tindaro, lag die antike Stadt Tyndaris.

Patti, Hauptort von Japara (s. d.).

Patti, Adelina, ital. Sängerin, geb. 19. Febr. 1843 von ital. Eltern zu Madrid, wurde in Amerika erzogen und schon vom 7. Jahre an als Konzertsängerin gefeiert. Die Bühne betrat sie, durch ihren Schwager Strakosch ausgebildet, zuerst 1859 zu Neuyork als Lucia von Lammermoor. Hierauf besuchte

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 961.