Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

973
Payer (Ludwig Friedrich) - Pázmány
vordrangen, rüsteten beide die große österr. Nord-
polexpedition ans, die 13. Juni 1872 anf dem
Dampfer Tegetthosf Vrcmerhaven verließ. Schon
bei Nowaja Semlja wurde aber das Schiff (21. Aug.)
vom Eise eingeschlossen, aus dem es auch nicht wieder
befreit werden konnte. Unter Gefahren und Ent-
behrungen wurden zwei Winter auf der Scholle
zugebracht; im Frühjahr 1874 unternahm sodann P.
auf drei Echlittenreisen die Erforschung des Franz-
Joseph-Landes, wobei er als nördlichsten Punkt
82" 5' nördl. Br. erreichte und bis über 83° nördl. Br.
Land erblickte. Am20. Mai 1874muhte derTegetthoff
verlassen und die Rückkehr nach Europa auf Schlitten
und Booten angetreten werden. Im August nahm
ein russ. Fischerboot die Reisenden auf und brachte
sie nach Lappland, von wo sie nach Wien zurück-
kehrten. Unmittelbar darauf verließ P. den österr.
Militärdienst und siedelte nach Frankfurt a. M. über,
wo er sich der Malerei zu widmen begann. In
München unter A. Wagner, sodann in Paris setzte
cr seine Kunststudien fort. ^ein erstes großes Bild,
Die Bai des Todes, erhielt die große goldene Me-
daille der Münchener Akademie; für drei weitere in
Paris ausgeführte Bilder: Franklins Tod, Ver-
lassen der Schiffe, Gottesdienst, wurde ibm die
goldene Medaille des Pariser Salons zu teil. Für
das Naturhistorische Museum in Wien schuf er die
Wandgemälde: Der Tegetthoff im Eise, Franz-
Ioseph-Land, Nordische Mondlandschaft, Kap Tirol
und sein Hauptwerk: Nie zurück (1892). Außer zahl-
reichen Monographien in geogr. Zeitschriften schrieb
er: "Die Ortleralpen" und "Die Adamello-Alpen"
(in "Petermanns Mitteilungen", Gotha 1864-72),
"Die österr.-ungar. Nordpolexpedition in den I.
1872 - 74" (Wien 1876). 1884 erblindete P. aus
einem Auge.
Payer, Ludwig Friedrich, Politiker, geb. 12. Juni
1847 zu Tübingen, besuchte das evang. Theologische
Seminar zu Blaubeuren und die Universität Tü-
bingen, wo er Jura studierte, und wurde 1871
Rechtsanwalt in Stuttgart. Dem Reichstage ge-
hörte er 1877-78, 1880-87 und dann wieder seit
1890 für den Wahlkreis Reutlingen-Tübingen an.
FürReutlingen wurde er im württemb. Landtag 1893
auch Mitglied der Kammer der Abgeordneten, die
ihn 1895 zu ihrem Präsidenten wählte. Er ist Mit-
glied der süddeutschen Volkspartei. P. schrieb:
"Neues Recht in Württemberg, zur Orientierung für
Nichtrechtsgelehrte" (Stuttg. 1874; 3. Aufl. 1884).
Payerne (spr. paiern), deutsch Peterlingen.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat 103,8 ykm
und (1888) 10926 E., darunter 593 Katholiken, in
20 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks P.,
in 453 m höhe, auf dem rechten Ufer der Broye, an
den Linien Lausanne-Lyß und Freiburg - Iverdon
der Iura-Simplon-Balm, hat (1888) 3673 E., dar-
unter 268 Katholiken, Post, Telegraph, alte Mauern
und Türme, Gymnasium, Realschule; Cigarren-
und Tabakfabrikation, Tabakbau, Produktenhandel.
Im Mittelalter war P. ein bedeutender Ort und
mehrmals Residenz der burgund. Könige. Die ehe-
malige Benediktinerabtei, jetzt Erziehungsanstalt,
die den Kern von P. bildete und deren Kirche (jetzt
Kornhaus) eins der schönsten roman. Bauwerke der
Schweiz ist, wurde 962 von der burgund. Königin
Bertha gestiftet; 1033 ließ sich Konrad II. in P.
zum König von Burgund krönen.
^eez,/"., hinter wissenschaftlichen Insektenbenen-
nungen Abkürzung für Gustav von Payknll,
einen schwed.-esthmschen Entomologen. Er verfaßte
eine "I^Hung. Lueeica: Insecta" (3 Bde., Ups. 1798
-1800).
Payne (spr. pehn), John Howard, amerik. Schrift-
steller und Schauspieler, geb. 9. Juni 1791 in Neu-
york, gab bereits 28. Dez. 1805 die erste Nummer
seiner Wochenschrift "^1i6 'Ii^pian Nirroi-" heraus
und machte 1809 sein schauspielerisches Debüt im
Old Park Theatre in Neuyork. Juni 1813 erschien
er auf dem Drury-Lane-Theater in London und lebte
dann als Schauspieler, Theaterdirektor und Verfaf-
ser oder Bearbeiter von Bühnenstücken fast 20Jahre
in England. Zu seinen beliebtesten Stücken gehör-
ten die Dramen "Vruw3" und "(Hai-168 tko 86eonä",
in welchen Kean und Kemble die Titelrollen spielten,
das Schauspiel "^1i6r686) or tQ6 oiplian ok(^6ii6va"
und die Oper'"^1ai-i, tk6 inaiä ok Nilan", in wel-
cher das berühmte Lied "Homo, 8^v66t 1ioiu6" vor-
kommt, das unter den englisch redenden Bevölke-
rungen beider Hemisphären zum Volkslied geworden
ist. 1832 kehrte P. zurück nach den Vereinigten
Staaten, wurde 1841 zum amerik. Konsul in Tunis
ernannt und starb dort 9. April 1852. - Vgl. Ga-
briel Harrison, I^ilo anä>vritinss8 ok?. (Lond. 1875;
neue Ausgabe ohne die dramat. Werke, Philad.1885).
Payne, Thomas, s. Paine.
Paynisieren (spr pehn-), s. Holzkonservierung.
?a.^8 (frz., spr. pe'ih), das Land.
Paysage (frz., spr. pe'isahsch'), Landschaft; ?. in-
tims, eine Richtung der neuern Landschaftsmalerei
(s. d.); Paysagist (spr. pe'isasckist), Landschafts-
maler; Paysan (spr. pe'isäng), Bauer.
Payfandü (ehemals San Benito), Hauptstadt
des Departamentos P. (30507 E.) in Uruguay, am
linken Ufer des hier durch die Insel P. auf 600 m
eingeengten, 3 m tiefen Uruguay gelegen, zählt
20000 E. und hat, begünstigt durch Dampfschiff-
verbindung mit Montevideo und Buenos - Aires,
lebhaften Handel mit Vieh und Fleisch.
?a.^8 ü'Hnk2.ut (srz., spr. pe'ih dang-oh, d. h.
Oberland), Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat
186,4 hkin und (1888) 4642 E., darunter 123 Ka-
tholiken, in 3 Gemeinden. Hauptort ist Chäteau
d'Oex (s. d.). ^s. Waadt.
?a.^3 äs Vanü (spr. Pech de woh), Waadtland,
Payta, Hafenstadt in Peru, s. Piura.
Paytm, 0.21 II24N2 O^-^O, ein Alkaloid der
weißen Chinarinde von Payta. Es krystallisiert in
Prismen, die sich sehr leicht in Alkohol und Äther lösen.
Paz, Enrique Enriquez de, span. Dichter, s. En-
Pazardzik, s. Pasardschik. ^riquez Gomez.
Päzend, s. Pehlevi.
Päzmany (spr. pahsmahnj), Peter, ungar. Kir-
chenfürst und Schriftsteller, geb. 4. Okt. 1570 in
Großwardein von reform. Eltern, studierte in seiner
Vaterstadt und in Klausenburg, wo er 1583 zur
kath. Kirche übertrat, wurde 1587 Jesuit und voll-
endete die theol. Studien in Krakau, Wien und
Rom. Von 1595 bis 1607 war er in Graz Professor
der Philosophie und Theologie, ging dann nach
Ungarn zurück und wirkte mit glühendem Eifer
und beispiellosem Erfolg für die Gegenreformation.
Durch Papst Paul II. 1616 seiner Ordenspflichten
enthoben, ward er noch in demselben Jahre Erz-
bischof von Gran, setzte auf dem Reichstage von
1618 die Wahl des Erzherzogs Ferdinand zum Kö-
nige durch, wurde 1620 zu Neusohl durch Bethlens
Einfluß für immer aus dem Lande verbannt, kehrte
aber bald aus Wien, wohin er sich geflüchtet hatte,